Monk - 03
haben nichts davon, wenn man sie vor den unerfreulichen Aspekten des Daseins behütet. Auf dem Revier waren die Bösen wenigstens in Handschellen gelegt, und es gab genügend Cops, die uns beschützen konnten, weshalb wir nicht in Gefahr waren. Anschließend wollte Julie alles Mögliche über Sex, Drogen und Gewalt von mir wissen, was mir die Gelegenheit gab, mit ihr über einige Dinge zu reden, die mir am Herzen lagen.
Trotzdem war ich nicht davon begeistert, mit ihr an einem Samstagabend wieder hinzufahren. Deshalb konnte ich nur hoffen, dass Monk einen guten Grund für seinen Ausflug hatte. Mir fehlte nämlich die Energie, mich erneut auf eine heikle Diskussion mit Julie einzulassen.
Zum Glück ging es nicht wie in einem Tollhaus zu, was ich ja befürchtet hatte. Weit und breit war kein Verbrecher zu sehen, was wohl mit der Montagsgrippe zu tun hatte. Die wenigen Polizisten, die zum Dienst erschienen waren, wurden auf der Straße dringender benötigt als an ihrem Schreibtisch, wo sie für jeden Verhafteten einen Bericht schreiben mussten.
Julie war allerdings sichtlich enttäuscht, dass sie nicht wieder einen Blick auf die düsteren Seiten des Lebens werfen durfte.
Officer Curtis kam uns entgegen, als wir das Morddezernat betraten.
»Ihr Jeep steht auf dem Hof«, sagte sie und übergab mir die Schlüssel. »Officer Krupp hätte dann gern seinen Wagen zurück.«
»Und mein Strafzettel?«
»Auf Nimmerwiedersehen verschwunden«, antwortete sie.
Ich drückte ihr die Wagenschlüssel in die Hand und stellte ihr Julie vor.
»Mom«, protestierte Julie.
»Oh, Entschuldigung«, sagte ich. »Sie sieht vielleicht wie meine Tochter Julie aus, aber sie ist in Wahrheit eine Psychopathin, die kleine Kinder isst. Captain Monk und ich haben sie für ein brutales Verhör hergebracht.«
»Dann sollten wir aber ihre Hände fesseln«, meinte Officer Curtis, holte ein Plastikband aus der Tasche, legte es meiner Tochter um die Handgelenke und zog es zu.
Julie knurrte, woraufhin Curtis demonstrativ eine Hand auf ihr Halfter legte. »Bring mich nicht dazu, dich umzulegen.«
»Versuchen Sie's doch, Cop«, zischte Julie. »Ich werde aus Ihren Knochen eine Suppe kochen.«
»Komm mit, du gestörter Killer-Kannibale«, sagte Monk und führte sie ins Büro, wo Frank Porter damit beschäftigt war, Fotos der Würger-Opfer (zum Glück noch keine von den Tatorten) auf einer großen Tafel anzubringen, die mit Informationen über das Leben der ermordeten Frauen versehen war. Monk ging zu ihm und betrachtete die bisherige Arbeit.
Sparrow saß an einem Computer, sah nach ihren E-Mails und aß Kartoffelchips.
»Mich wundert, dass Sie beide noch hier sind«, sagte ich.
»Mich auch«, beklagte sich Sparrow und sah mit mürrischem Blick zu ihrem Großvater. »Er will einfach nicht gehen. Ich glaube, er befürchtet, dass sie ihn morgen nicht wieder herkommen lassen.«
Ich konnte ihn gut verstehen, immerhin hatte er schon einmal seine Dienstmarke verloren, und nachdem sie ihm nun zurückgegeben worden war, wollte er sie nicht noch einmal abgeben müssen. Aber bestimmt wusste er, dass dies hier nur eine vorübergehende Sache war, also wollte er jede Sekunde auskosten.
»Ihre Piercings sind so cool«, sagte Julie, die Sparrow anschaute. »Haben die sehr wehgetan?«
»Es war schrecklich«, antwortete ich. »Sie hat sich wochenlang vor Schmerz gewunden.«
»Die haben nicht sehr wehgetan. Schlimmer waren die Piercings an meinen …«, erwiderte Sparrow, doch ich fiel ihr sofort ins Wort.
»Sie will gar nicht wissen, dass Sie sich sonst wo haben piercen lassen!«
»Doch, das will ich«, protestierte Julie. »Vielleicht will ich mich ja auch sonst wo piercen lassen.«
»Glaub mir, das willst du nicht«, sagte ich.
»Wo ist denn eigentlich sonst wo?«, hakte Julie nach.
»Julie«, unterbrach Monk und kam zu uns. »Kann ich dir ein paar Fragen stellen?«
Er führte Julie zu der Tafel und zeigte ihr die Fotos der rechten Schuhe aller drei Opfer. »Was kannst du mir über diese Schuhe sagen?«, wollte er wissen.
»Der ist von Nike , der von Adidas und der von Puma «, erwiderte sie. »Das sind alles Joggingschuhe mit luftgepolsterten Sohlen.«
»Sonst noch was?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Die sind alt.«
»Für mich sehen sie neu aus«, entgegnete Monk.
»Ja, das schon, aber die sind trotzdem alt. Die Modelle werden schon lange nicht mehr hergestellt«, sagte Julie. »Wer so was trägt, ist voll peinlich.«
Monk lächelte. »Du
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