Monk - 03
auch so genau wie möglich machen«, erklärte Monk. »Überleg doch mal. Du bist ein Bankräuber – das ist ein Kapitalverbrechen. Und du hast Leute getötet und verzehrt. Das macht dich zu einem extrem gewalttätigen Psychopathen. Du würdest in Handschellen und zudem angekettet in einem Van transportiert werden, und vielleicht würde man dir sogar einen Maulkorb anlegen.«
Ich sah Monk verärgert an. »Sie verstehen nicht, worum es bei diesem Spiel geht.«
»Ganz im Gegenteil«, beharrte Monk.
»Wenn man so tut, als ob«, machte ich ihm klar, »dann kann man jeder sein, sich überall befinden und alles machen, was man will. Es gibt keine Regeln.«
Monk schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wenn Sie das nachschlagen, werden Sie feststellen, dass es sehr wohl Regeln gibt.«
»Was soll ich denn nachschlagen?«, fragte ich. »Und wo ?«
Aber im nächsten Moment hatte sich die Angelegenheit ohnehin von selbst erledigt. Wir waren an meinem süßen, kleinen Haus im viktorianischen Stil angekommen, das dringend ein paar Schönheitsreparaturen nötig hatte, die aber ohne eine gehörige Gehaltserhöhung noch lange auf sich warten lassen würden.
Julie stöhnte auf. »Oh Mann, war das lustig.« Dann stieg sie aus und ging schlecht gelaunt zur Haustür.
»Herzlichen Dank«, giftete ich Monk an, der aber meinen Sarkasmus gar nicht bemerkte.
»Gern geschehen«, erwiderte er.
Alle meine Bonuspunkte dafür, dass Julies Freundin mit ihr in einem Streifenwagen hatte fahren können, waren durch Monk gleich wieder aufgebraucht worden. Aber ich hatte eine Idee, wie ich das wiedergutmachen konnte.
Zunächst bat ich Monk, uns zum Abendessen seine berühmten Pfannkuchen zu backen. Was sie – zumindest bei mir zu Hause – so berühmt macht, ist die Tatsache, dass diese Pfannkuchen perfekt rund sind. Julie beobachtet ihn immer aufmerksam dabei und ist völlig fasziniert, wie er es hinbekommt, genau die richtige Menge so in die Pfanne zu geben, dass das Ergebnis absolut kreisrund ist. Das Beste kommt für sie aber danach, wenn sie auf Monks Drängen hin mit ihrem desinfizierten Zirkel überprüft, ob auch jeder Pfannkuchen die richtige Größe hat und makellos rund ist, bevor er auf den Tisch kommt.
Für Monk war das die Vorstellung von einem zwanglosen Abendessen. Ich hatte damit keine Probleme, weil die beiden beschäftigt waren, während ich bei einem Glas Wein im Wohnzimmer entspannen konnte.
Und genauso lief es dann auch ab. Monk kümmerte sich um die Pfannkuchen, Julie überprüfte den Durchmesser, und ich entspannte mich. Jeder war zufrieden, und Monk schien für eine Weile all seine Probleme zu vergessen. Ein paar Mal sah ich ihn sogar lächeln.
So gern sich Monk auch darüber beklagt, dass Kinder gefährlich und ansteckend sind, so gern verbringt er trotzdem Zeit mit ihnen. Das liegt daran, dass er genau wie sie voller Erstaunen die Welt betrachtet. Ich finde das sehr bemerkenswert, wenn man bedenkt, mit wie viel Gewalt und welchen Tragödien er in seinem Beruf konfrontiert wird.
Nach dem Abendessen belohnte ich Monk für all seine Arbeit, indem ich ihn abwaschen ließ. Und Julie wollte ich mit meinen Einkäufen vom Vortag für das gute Zeugnis belohnen, das sie mir erst noch präsentieren würde.
»Aber ich bekomme mein Zeugnis doch erst nächste Woche«, sagte Julie.
»Ich weiß aus gut unterrichteten Kreisen, dass es hervorragend ausfallen wird«, erwiderte ich, als ich die Einkaufstaschen auf den Tisch stellte. »Außerdem hat mir Mr Monk bei der Suche geholfen, da soll er auch sehen, wie sehr du dich freust, wenn du deine Geschenke auspackst.«
»Mr Monk hat dir beim Einkaufen geholfen?«, fragte sie misstrauisch.
»Ja.«
»Ich habe aber schon genug Erste-Hilfe-Kästen und Desinfektionsmittel, um mein eigenes Krankenhaus aufzumachen«, wandte sie ein. »Ich brauche nicht noch mehr.«
»Du weißt, was die Leute sagen«, erwiderte Monk. »Man kann nie genug Desinfektionsmittel haben.«
»Welche Leute?«, wollte sie wissen.
»Die Leute, die nicht genug Desinfektionsmittel haben«, antwortete er. »Kurz vor ihrem qualvollen Ende.«
»Wir haben dir was zum Anziehen gekauft«, sagte ich. »Wie sollten Desinfektionsmittel eine Belohnung für ein gutes Zeugnis sein?«
»Oh, das wäre doch ein Ansporn, noch mehr zu leisten«, meinte Monk.
Julie seufzte erleichtert. »Und ich hatte schon einen Schreck bekommen.«
Sie griff in die Einkaufstüten und holte voller Begeisterung die Juicy-Jacke, die Shirts von
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