Monk - 03
nachdenken.«
»Sie verlangen viel zu viel von sich selbst.«
»Ich stehe ratlos da. Dabei sind das nicht besonders ausgeklügelte Morde«, sagte Monk. »Es sind schlichte, simple Morde, die nichts mit den unmöglichen Fällen gemein haben, die ich sonst löse.«
»Das liegt nur daran, dass Stottlemeyer und Disher jeden Tag solche Fälle bearbeiten, ohne dass Sie je davon erfahren. Für dieses Zeugs werden Sie gar nicht erst bemüht. Das Problem ist nur, dass Sie jetzt nicht mehr als Berater tätig sind. Sie müssen sich nun mit jedem Mord befassen, der sich ereignet. Für mich ist klar geworden, dass diese Verbrechen nicht von rational denkenden Menschen begangen wurden, die ihre Tat bis ins letzte Detail planen. Diese Täter handeln spontan und unüberlegt.«
»Also sollten sich diese Fälle leichter aufklären lassen«, erwiderte Monk.
»Vielleicht macht Ihnen ja genau das solche Probleme«, gab ich zu bedenken. »Es gibt keinen Plan hinter diesen Morden, also können Sie sich auch nicht in die Denkweise der Täter hineinversetzen, weil sie sich gar nichts gedacht haben.«
»Meinen Sie wirklich?«
»Ja, und außerdem haben Sie jetzt nicht den Luxus, sich nur mit einem einzigen Fall zu beschäftigen. Heute gab es drei Morde, zusätzlich zu den Taten des Golden-Gate-Würgers. Natürlich bereitet Ihnen das Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.«
Monk schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie der Captain das macht.«
»Sie könnten ihn fragen«, sagte ich.
»Er würde mir nicht helfen.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Dann müssen Sie das tun, was der Captain sonst macht, wenn es schwierig wird.«
»Und was macht er?«
»Er verlässt sich ganz auf Sie.«
Monk sah mich verdutzt an. »Sie wollen sagen, ich soll mich auf mich selbst verlassen?«
Ich nickte.
»Dann bin ich verloren«, stöhnte er auf.
»Das ist die richtige Einstellung«, lobte ich ihn.
Wenigstens redete er nicht mehr davon, den Dienst zu quittieren. Ich weiß, das war nur ein kleiner Sieg, aber ich nehme, was kommt.
Julie bei ihrer Freundin Katie im Polizeiwagen abzuholen, war ein Volltreffer. Meine Tochter überredete mich dazu, mit Katie und deren Mom einmal mit eingeschalteter Sirene um den Block zu fahren.
Monk verhielt sich richtig nett und ertrug schweigend die Freudenschreie der Kinder. Dabei hielt er sich die ganze Zeit über ein Taschentuch vor den Mund, um sich vor den Bazillen zu schützen.
Wahrscheinlich war er viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, um sich auch noch über die Kinder aufzuregen. Außerdem war die Rückbank des Wagens durch eine Plexiglasscheibe von den vorderen Sitzen abgeteilt, womit keine Chance bestand, dass die Kinder ihn anfassen würden. Monk glaubt, alle Kinder – meine Tochter eingeschlossen – seien in Sachen Krankheiten genauso übel wie die Ratten, die in Europa die Pest verbreiteten.
Wir setzten Katie und ihre Mutter zu Hause ab, und auf dem Heimweg hüpfte Julie aufgeregt auf dem Rücksitz auf und ab, den sie nun endlich ganz für sich allein hatte.
»Kommt, wir tun so, als wär ich ein Verbrecher, ein ganz schlimmer«, sagte sie und hielt die Hände hinter den Rücken, als hätte man sie in Handschellen gelegt. »Ihr habt mich erwischt, wie ich eine Bank überfallen habe.«
»Du würdest nicht in einem Polizeiwagen sitzen, wenn du eine Bank überfallen hättest«, gab Monk zurück.
»Ist doch egal, Mr Monk«, sagte ich. »Wir tun einfach so, als ob.«
»Ein Banküberfall ist ein Kapitalverbrechen«, erwiderte er. »Dann müssten wir auch so tun, als würden wir in einem Wagen des FBI sitzen.«
»Okay, gut. Dann sind wir zwei FBI-Agenten«, entschied ich und sah im Rückspiegel Julie an. »Und wir sind mit einem sehr gefährlichen Bankräuber unterwegs.«
»Ich bringe auch Leute um«, knurrte Julie. »Und dann esse ich sie auf.«
»Du bist ja ein Monster.« Ich gab mir alle Mühe, wie ein knallharter Cop zu klingen, also sprach ich mit gesenkter Stimme und kniff ein wenig die Augen zusammen. »In all meinen Jahren im Polizeidienst ist mir noch kein schlimmerer Verbrecher untergekommen.«
»Wenn ich es recht überlege, dann würden wir wohl nicht in einer Limousine sitzen, sondern in einem Van«, sagte Monk. »Einem FBI-Van.«
»Aber wir sitzen in einem richtigen Polizeiwagen. Das ist das, was mir Spaß macht«, wandte Julie ein. »Warum soll ich so tun, als würde ich in einem langweiligen Van sitzen?«
»Wenn man so tut, als ob, dann sollte man es
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