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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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andere Silbe. «Was issn, wenn diese ganze moderne Kunst nix als Schmu is? Was is, wenn die einfach Farbe auf 'ne Leinwand kippn und hoffn, irgend son pseudointellektueller Kunstkritiker sacht, da steckt 'ne tiefere Bedeutung hinter?»
    «Genau meine Meinung», hob Harley gerade an, als im selben Moment eine atemberaubende Blondine in einem engen schwarzen Kleid neben ihm auftauchte und seinen Arm berührte. «Ist das hier Ihre Arbeit?» Harley musste sich extrem zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterfiel. «Äh … nein.»
    «Oh.» Sie sah sich leicht verlegen um und suchte wohl nach einer unverfänglichen Möglichkeit, ihre peinliche Fehleinschätzung zu überspielen.
    «Es ist aber ein, äh … bewegendes Werk, nicht wahr?», fügte Harley schnell hinzu.
    Roadrunner und Gino gaben vor, den Wortwechsel nicht mitzubekommen, grinsten aber beide selbstgefällig.
    «Aber ja! Ich finde, es ist unglaublich!», schwärmte die Blondine verzückt. Sie hatte wieder Interesse gefunden. «Wer immer das Bild geschaffen hat, besitzt großes Talent. Und wie würden Sie es interpretieren?» Harley lehnte sich auf den abgelaufenen Absätzen seiner Motorradstiefel zurück. «Nun, ich halte es ganz einfach für eine treffende bildliche Darstellung der zeitgenössischen Dichotomie zwischen Homogenität und globaler Mannigfaltigkeit.» Neben ihm beugte sich Roadrunner weit nach vorn und hustete in die Hand, um einen Lachanfall zu unterdrücken.
    Gino blickte zur Seite.
    Die Augen der Blondine leuchteten vor Bewunderung. «Das erkenne ich durchaus auch. Sie wissen schon, dieser Kontrast zwischen dem Schwarz … und dem Weiß.»
    «Sehr richtig. Eine kühne Aussage. Schwarz. Und dann ­ weiß. Ich denke, da schwingt auch ein Appell gegen die Rassendiskriminierung mit.»
    «Ich finde, es sind Wäscheklammern», sagte Roadrunner ruhig und bestimmt.
    Die Blondine sah ihn verwirrt an. «Was meinten Sie?»
    «Ich sagte, es sind Wäscheklammern. Schwarze und weiße Wäscheklammern», wiederholte Roadrunner.
    Sie nickte. «Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Die Wäscheklammern versinnbildlichen quasi ländliche Artefakte in einer hochtechnisierten Welt …»
    «Und ich finde, es sind Menschen mit klitzekleinen Köpfen und großen, dicken, unförmigen Füßen», setzte Gino noch einen drauf.
    «Oh-kay. Auch das könnte ich nachempfinden. Die Unterstellung, dass motorische Wirkungsweisen langsam die mentalen Wirkungsweisen nichtig machen, als akuter Allgemeinzustand der Menschheit; die Rigidität der Torsi und die Leere des Hintergrunds, die gemeinsam auf eine spirituelle Lähmung verweisen, welche dem Leben seinen Sinn nimmt …»
    «Eine kombinierte Darstellung von Heidentum und Judenchristentum, wie sie in Hoffnungslosigkeit versunken sind.» Harley nickte weise mit dem Kopf. Die Blondine sah aus wie von einer göttlichen Erscheinung heimgesucht. «Vielleicht versucht das Bild, mit uns in einen Dialog über den Zustand spiritueller Verarmung zu treten.» Ginos Augen füllten sich mit Tränen, so sehr musste er einen Lachanfall unterdrücken. Er blickte wieder in sein leeres Glas. «Mein größtes Problem ist im Moment die Tatsache, dass ich alkoholisch verarmt bin. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen?» Er drehte sich um und fahndete nach der Frau mit dem Tablett. Roadrunner überdachte seine Möglichkeiten und beschloss, wieder vor der entfernten Wand Aufstellung zu nehmen.
    Auf der anderen Seite der Galerie hatte Magozzi sich entschieden, Grace erst dann anzusprechen, wenn sie allein war, aber die Hoffnung auf diesen Moment schien sich in diesem Leben nicht mehr erfüllen zu wollen. Das hätte ihn eigentlich nicht überraschen dürfen, denn schwarzhaarige Schönheiten, die auf Distanz bedacht waren, besaßen magnetische Anziehungskraft auf die Männer, ob deren Passion Kunst war, Punk Rock oder die Lektüre alter Ausgaben von Field & Stream während der Halbzeit. Und wenn jemand nicht im Geringsten ahnte, dass diese besondere Schönheit extrem übellaunig werden konnte und eine geladene Sig unter der Achsel trug, kam er vielleicht auf den Gedanken, sie als Freiwild anzusehen.
    Sie beobachtete ihn mit völlig unbeteiligter Miene, als er auf sie zukam. Sie starrten einander kurz an, und dann sagte Magozzi: «Es gibt da einige Dinge, die ich Sie fragen muss.»
    «Ich war allein im Büro. Keine Zeugen. Kein Alibi.»
    «Ich weiß. Darum geht es auch nicht.»
    «Worum denn?» Magozzi sah sich um, zögerte. «Es ist nicht

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