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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Der Kofferraumdeckel eines Fahrzeugs des Minneapolis Police Department, das auf der anderen Straßenseite parkte, stand weit offen, und ein junger Officer lief mit einer Schrotflinte und einer Brechstange zu Halloran.
    Magozzi und Gino waren aus ihrem Wagen gesprungen, bevor dieser nach der Vollbremsung zu schaukeln aufgehört hatte. Sie ließen die Türen offen stehen und rannten zur Tür.
    Magozzi packte den Lauf der Schrotflinte und drückte ihn nach unten, bevor Halloran schoss. «Nein, die Tür ist aus Stahl!
    Warte auf den Rammbock!» Halloran sah ihn nur hektisch an, griff nach der Brechstange und hämmerte sie in den Spalt, wo die Stahltür auf den stählernen Türrahmen traf.
    Magozzi erstarrte sekundenlang, gelähmt vor Hoffnungslosigkeit, und horchte auf den Chor der Sirenen, die aus allen Richtungen näher kamen. «Die Feuerleiter», sagte er plötzlich und rannte schon an die Seite des Gebäudes, bevor er die Wörter ausgesprochen hatte. «Nimm du die Vorderseite!», rief er über die Schulter Gino zu, als der Kühlergrill eines Feuerwehrfahrzeugs an der Ecke sichtbar wurde.
    Eine Minute für den Rammbock, dachte er. Vielleicht zwei. Es wird alles gut gehen. Es wird alles gut gehen … Sein Handy klingelte, als er schon auf der Feuerleiter stand, und dann schrie ihm Tommy ins Ohr. «Leo! Ich hab's! Es ist Mitch Cross! James Mitchell ist Mitch Cross, und D. Emanuel ist seine Frau!» Magozzi polterte die Metallstufen hinauf und warf sein Handy übers Geländer.  
    Alle Luft war auf einen Schlag aus Graces Lungen entwichen, als hätte die .45er auf ihrer Brust sie hinausgepresst.
    Sie war also doch noch nicht gerüstet gewesen. Ihre eigene Waffe war nach rechts gerichtet, zeigte noch immer auf die Tür zum Treppenhaus, und trotz des Schocks und ihrer Furcht dachte sie: Sie könnte mir zwei Kugeln ins Herz schießen, bevor ich die Sig herumgerissen hätte … Diane sah sie aus den leeren und seelenlosen Augen an, in die Sharon Mueller in jenen letzten Sekunden geblickt hatte, bevor die Kugel ihren Hals traf. Augen, wie Grace sie noch nie gesehen hatte. Als sie die .45er hervorgeholt hatte, war Diane ruhiger geworden. «Ich hab heute die große Knarre genommen», sagte sie gefasst. «Ich mag die .22er lieber, aber ich wollte sichergehen. Mit der .22er muss man nämlich richtig dicht rangehen und präzise schießen.» Es dauerte lange, bis es ihr bewusst wurde. Ja sicher, die stets so korrekte Diane, die sich so zimperlich anstellte, wenn es um Waffen ging, und die nur im Ausnahmefall laut wurde, hatte ihr eine .45er auf die Brust gesetzt, aber erst in dem Moment, als sie die .22er erwähnte, war Grace klar geworden, dass sie der Monkeewrench-Killer war.
    «Oh nein.» Ihre Lippen, die sich geschwollen und trocken anfühlten, formulierten unwillkürlich Zweifel, und ihr Verstand schien aussetzen zu wollen. «Du? Du hast all diese Menschen ermordet? Mein Gott, Diane, warum?»
    «Na, vermutlich zur Selbsterhaltung.»
    «Aber … du kanntest diese Menschen doch gar nicht. Sie waren doch nichts als Profile. In einem Computerspiel , um Gottes willen. Es war doch nur ein Game.» Jetzt lächelte Diane sogar, und dieses Lächeln flößte Grace so große Furcht ein, dass ihre Knie beinahe nachgegeben hätten. «Das genau ist es ja. Ich wusste, du würdest es verstehen. Eigentlich hab ich das Game umgebracht und keine realen Menschen.» Ihre Augen verengten sich ein wenig.
    «Mitch hat versucht, dir das Spiel auszureden, aber du wolltest einfach nicht auf ihn hören, stimmt's? Hast du überhaupt eine Vorstellung, was der Mann deinetwegen durchmachen musste?»
    «Du hast Menschen ermordet, weil Mitch das Game nicht gefiel?»
    « Grace, mach dich bitte nicht lächerlich. Es war viel mehr als das. Das Game war dabei, uns zu zerstören. Es war das Ende von allem!» Sie hielt einen Moment inne, neigte den Kopf ein wenig und lauschte.
    Grace hörte es ebenfalls. Eine Sirene. In der Ferne. Auf dem Weg nach hier ­ oder woanders hin? Diane schien das gar nicht zu kümmern, und das machte Grace umso mehr Angst.
    «Jedenfalls», fuhr Diane in aller Ruhe fort, «musste ich dem Einhalt gebieten, bevor Spieler die fünfzehnte Ebene erreichten. Cops spielen auch solche Games, verstehst du? Was wäre passiert, wenn einige von ihnen in Atlanta dein kleines Mordszenario gesehen und dann Fragen gestellt hätten?» Bei dem Versuch, Sinn hinter dem Wahnsinn zu finden, überschlugen sich Graces Gedanken und blockierten sich gegenseitig.

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