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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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sich zu Roadrunner umdrehte, schluchzte er. «Er ist hier, Roadrunner. Und Grace ist da oben allein.» Und dann hörten sie, wie der Fahrstuhl losfuhr. Nach oben.  
    «Grace!»
    «Magozzi, sind Sie es?»
    «Vertrauen Sie mir, Grace?» Er rannte durch das Großraumbüro, wich den Schreibtischen aus, stieß jeden beiseite, der ihm in die Quere kam, und hielt sein Handy so fest ans Ohr gedrückt, dass es ihm noch tagelang wehtun würde.
    «Nein, ich vertraue Ihnen nicht.»
    «Tun Sie es, Grace. Denn davon hängt jetzt Ihr Leben ab.
    Also geht es nicht anders. Der Killer ist in Ihrer Nähe. Hauen Sie ab! Verschwinden Sie auf der Stelle von dort! Noch in dieser Sekunde … so ein verfluchter gottverdammter Mist!»
    «Was?» Hinter ihm rang Gino nach Luft.
    «Ich hab sie verloren.»
    «Gottverdammter Mist», fluchte Gino ebenfalls. Dann waren sie auch schon auf dem Korridor, auf der Treppe nach unten, rasten zur Vordertür, weil die näher an ihrem Wagen war, rannten die Moderatorin von Channel 10 um, hätten beinahe auch eine Fernsehkamera mitsamt Stativ umgerissen und stießen die Tür mit einem solchen Schwung auf, dass Magozzi für einen kurzen Moment fürchtete, die Scheibe würde zersplittern.
    In derselben Sekunde, als sie unterbrochen wurden, hatte er schon die Wahlwiederholung gedrückt, und bei Monkeewrench klingelte das Telefon, wieder und wieder.
    Grace stand wie angewurzelt an ihrem Schreibtisch, das Telefon ans Ohr gepresst, die Augen vor Schreck weit aufgerissen und den Blick starr auf den Lastenaufzug auf der anderen Seite des Lofts gerichtet. Sie hörte, dass die Kabine nach oben kam, und sie konnte durch das Holzgitter sehen, wie die Kabel sich bewegten.    
     
    «Magozzi?», flüsterte sie hektisch ins Telefon und hörte nichts als tödliche Stille.
    Vertrauen Sie mir, Grace?
    Ihre Hand zitterte so sehr, dass der Hörer auf der Tischplatte tanzte, als sie ihn ablegen wollte.
    Der Killer ist in ihrer Nähe! Hauen Sie ab! Verschwinden Sie auf der Stelle von dort! Sie hörte, wie ihr Herz schlug, als wolle es ihre Brust sprengen, sie hörte das Summen der Computer und das selbstvergessene Zwitschern eines Vogels vor dem Fenster. Aber lauter als alles andere hörte sie den Lastenaufzug, der nach oben kam.
    Lauf weg! Versteck dich, verdammt! Sie ging hinter dem Schreibtisch auf die Knie und befand sich blitzartig wieder in Georgia, vor zehn Jahren in jenem Wandschrank, wo sie das tat, was FBI Special Agent Libbie Herold ihr aufgetragen hatte.
    Auch damals hatte sie ihr Herz schlagen hören, und es waren auch noch andere Geräusche da gewesen: das flinke Patschen von Libbies nackten Füßen auf dem Holzfußboden, die Zehen noch nass von der Dusche; das Knarren einer Bohle auf dem Korridor; und schließlich ein snick, snick aus der Türöffnung zum Schlafzimmer. Durch die staubigen Lamellen sah sie Libbies bloße Beine irgendwie schlotternd ins Blickfeld kommen, und dann öffnete blitzendes Metall ihre Oberschenkel zu zwei lächelnden Lippenpaaren, aus denen sich Blut auf den Boden ergoss und eine große Lache bildete. Und während all dessen hatte Grace nicht einen Laut von sich gegeben, sondern nur mit vor Schreck geweiteten Augen in ihrem lachhaften Versteck gekauert und darauf gewartet, dass sie an die Reihe kam. Sie hatte nichts unternommen, um Libbie zu helfen, sie hatte nichts getan, um sich zu retten. Nichts getan. Lauf weg und versteck dich. Es war ein tief verwurzelter Instinkt, der überdies so stark war, dass er im Bruchteil einer Sekunde das strapaziöse und umfassende Training der letzten zehn Jahre zunichte gemacht hatte. Die Kurse in Selbstverteidigung, das Bodybuilding, die Schießübungen ­ all das erwies sich jetzt als nutzlos, denn Grace kauerte am Boden, wie sie es vor zehn Jahren getan hatte, wartete, tat nichts.
    Wie jedes Beutetier versuchte sie, sich möglichst klein zu machen, presste die Arme an den Körper, überkreuzte sie und spürte plötzlich ihre Waffe. Ihr fiel wieder ein, wer sie war.
    Was sie aus jenem zerbrochenen jungen Mädchen im Wandschrank gemacht hatte.
    Sie blickt über die Schulter zum Fenster, das zur Feuerleiter führte. Noch konnte sie es schaffen. Zum Fenster hinaus, die Leiter hinunter, bis sie auf der Straße in Sicherheit war …
    Diesmal nicht. Sie schloss ganz kurz die Augen und wandte sich dann wieder dem Aufzug zu. Er war schon fast ganz oben.
    Zu spät, um an ihm vorbei zur Treppe zu rennen, aber Zeit genug, die Sig aus dem Schulterhalfter zu ziehen

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