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Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden

Titel: Monkeewrench 01 - Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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vorhabe, Wald und Wiesen zu heizen? In einer Trotzreaktion, die zehn Jahre zu spät kam, ließ er die Tür für Bonar einen Spalt weit offen und fragte sich, warum sich die meisten seiner Erinnerungen auf die Winterzeit bezogen, als habe er dreiunddreißig Jahre an einem Ort ohne andere Jahreszeiten gelebt.
    Er hängte seine schwere Jacke in den vorderen Wandschrank und legte sein Klemmhalfter und die Waffe oben auf das Bord.
    «Wie dämlich kann man nur sein?», hatte Bonar gefragt, als er das zum ersten Mal miterlebte. «Angenommen, ich bin ein Einbrecher im Drogenrausch, okay? Und du, was machst du?
    Du lässt deine Knarre gleich hier vorne im Schrank liegen, damit ich sie schon beim Reingehen finde und dir eine Kugel in den Wanst verpasse, sobald du in Unterhosen die Treppe runtergewankt kommst.» Aber Emma Halloran hätte niemals erlaubt, dass man Waffen über den Vorflur hinaus in ihr Haus trug. Das galt sowohl für die fünfzig Jahre alte Winchester ihres Mannes als auch für die Neun-Millimeter-Dienstwaffe ihres Sohnes. Zehn Jahre war sie jetzt schon unter der Erde, aber Halloran konnte es immer noch nicht über sich bringen, an dem Wandschrank vorüberzugehen, ohne seine Waffe abzulegen.
    Im Kühlschrank stand eine Flasche Dewar's, was laut Bonar einer strafbaren Handlung gleichkam, aber Halloran trank seinen Whisky eben gern kalt.
    Zwei Gläser, in denen sich früher Traubengelee befunden hatte, füllte er großzügig und nippte an einem davon, während er nachschaute, was der Kühlschrank ansonsten zu bieten hatte.
    Er schob einen Stapel Tiefkühlgerichte beiseite und wurde fündig: ein rechteckiges Paket, in Schlachterpapier und mit Raureif bedeckt. «Liebling, ich bin zu Hause!», rief Bonar von der Eingangstür, die er laut hinter sich zuschlug. Er kam durch den Flur in die Küche getrampelt und stellte zwei Einkaufstüten auf dem Frühstückstresen ab.
    Halloran beäugte voller Skepsis das Grünzeug, das oben herausschaute.
    «Du hast mir Blumen mitgebracht?»
    «Das ist Römersalat, Blödmann. Hast du Anchovis?»
    «Bist du irre?»
    «Dachte ich mir's doch.» Bonar machte sich ans Auspacken.
    «Aber keine Angst. Ich hab die Anchovis, ich hab Knoblauch, ich hab eine große Hand voll schlaffer grüner Bohnen, die erst mal wiederbelebt werden müssten …»
    «Und ich hab Ralph.» Bonar sog deutlich hörbar Luft ein und sah ihn an. Ralph war der letzte Angus aus der Zucht von Albert Swenson gewesen, bevor dieser seinen Hof verkauft und nach Arizona gezogen war. Sie hatten gemeinsam den jungen Stier gekauft und ihn in den letzten beiden Monaten seines Lebens mit Mais und Bier gepäppelt. «Ich dachte, wir hätten ihm schon letztes Mal den Garaus gemacht.» Halloran deutete mit einem Kopfnicken auf das weiße Paket im Ausguss und reichte dann Bonar einen Dewar's im Marmeladenglas. «Das Lendenstück hab ich aufgehoben.»      
    «Gelobt sei der Herr.» Bonar stieß mit Halloran an, kippte seinen Whisky runter und verzog das Gesicht. «Mann, wie oft muss ich es dir noch sagen? Die Kälte mindert den Geschmack.
    Du darfst das Zeug nicht in den Kühlschrank stellen, und außerdem sollte man einen solchen Whisky verdammt niemals aus alten Marmeladengläsern trinken, die mit Comicfiguren verziert sind. Wer ist denn das hier? Der Marsmensch?» Halloran betrachtete die dunkle Gestalt auf dem Glas seines Freundes genauer. Im Laufe der Jahre war viel Farbe abgeschabt, aber ein Teil des Helms war noch zu erkennen.
    «Verdammt. Ich wollte doch den Marsmenschen.» Bonar schnaubte nur verächtlich, während er sich nachschenkte, und dann verrieb er eine Knoblauchzehe in einem Holznapf, den Halloran eigentlich immer für eine Obstschale gehalten hatte. «Verstrahl Ralph ungefähr drei Minuten lang in der Mikrowelle, damit er auftaut, heiz den Backofen so stark vor, wie es geht, und reich mir die gusseiserne Bratpfanne.»
    «Ich dachte, wir werfen das Fleisch draußen auf den Grill.»
    «Da hast du ganz falsch gedacht. Wir werden Ralph bei größtmöglicher Hitze anbraten und ihn dann in den Backofen schieben. Danach gebe ich Wein in die Pfanne, schmeiß 'n paar Morcheln dazu, mach uns eine super Soße und voilà!» Halloran kramte in der Besteckschublade nach Steakmessern. «Das soll doch wohl ein Witz sein, oder?»
    «Klar, war nur ein Witz. Hast du schon mal versucht, in Jerrys Supermarkt Morcheln zu kaufen?»
    «In der guten alten Zeit hättest du das Stück Fleisch auf einen Stock gespießt und vor eine

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