Monkeewrench 04 - Memento
netterweise auf die vielen Sicherheitsmaßnahmen in Bitterroot hingewiesen, und so war er auf den Maschendrahtzaun vorbereitet. Der Bolzenschneider, den er auf der Werkbank im Keller gefunden hatte, würde kurzen Prozess damit machen.
Er sah sich den Zaun genauer an, suchte nach den Überwachungskameras, von denen Doyle gesprochen hatte. Einen knappen Meter rechts von ihm steckte etwas auf einem Metallständer, was durchaus eine Kamera sein konnte, doch sie war so von Eis und Schnee bedeckt, dass sie unmöglich etwas anderes als reines Weiß übertragen konnte. Das Glück war heute tatsächlich auf seiner Seite.
Er kniete sich vor den Zaun und machte sich mit dem Bolzenschneider an die Arbeit.
KAPITEL 25
Oben in der neun Meter hohen Decke war eine Reihe von Lampen angebracht, die das Innere der Scheune jedoch nur schlecht ausleuchteten. Keiner glaubte ernstlich daran, dass Weinbeck noch hier war, doch die Scheune allein reichte aus, sie in Angst und Schrecken zu versetzen, egal, ob nun noch ein bewaffneter Mörder hinter dem nächsten Stützpfeiler oder dem nächsten verschimmelten Heuballen hockte. Das unregelmäßige Knarzen und Stöhnen des alten Gebäudes, das sich selbst in ruhigen Nächten ständig zu bewegen und zu beklagen schien, gab ihnen das Gefühl, die ganze Scheune könnte jeden Moment über ihnen einstürzen.
«Hübsches Bett», bemerkte Sampson, als der Schein seiner Taschenlampe auf das große Himmelbett fiel. «Schlafen Sie etwa hier draußen?»
Iris sah, dass die Abdeckplanen beiseite gezogen waren und in einem Haufen auf dem nackten Boden lagen. Auf der alten Federmatratze sah man den Abdruck eines Körpers. Sie musste daran denken, wie sie am Morgen mit der Hand über die Plane gefahren war. Hatte er am Ende darunter gelegen? «Ich nicht», wollte sie sagen, doch die Stimme versagte ihr, und die Knie wurden ihr weich. Wer hat in meinem Bettchen geschlafen? Die Märchenzeile hallte ihr überlaut in den Ohren.
Neville inspizierte den hinteren Teil der Scheune. Er hatte sich den Schal über Mund und Nase gezogen, während er sich einen Weg durch das Labyrinth aus wahllos aufgestapelten Heuballen bahnte, die jedes Mal, wenn er versehentlich dagegen stieß, jahrzehntealte Schimmelsporen absonderten. «Hier ist alles klar!», rief er ihnen zu, als er den Rückweg antrat. Dann hörte man, wie er stolperte und hinfiel, gefolgt von einem unterdrückten «Scheiße!».
Kurze Zeit später tauchte er wieder auf und zog sich heftig hustend den Schal vom Gesicht. «Wohin führt die Falltür?»
Iris runzelte die Stirn. «Was für eine Falltür?»
«Waren Sie denn nie hier hinten?»
«Nein, nie. Mark war sowieso allergisch, und ich wollte dem Heu auch nicht zu nahe kommen. Es stinkt und ist halb verschimmelt.»
«Wem sagen Sie das?» Dann zuckte er die Achseln und zog sich den Schal wieder vors Gesicht. «Dann wollen wir uns das mal ansehen.»
Iris und Sampson hielten sich die Kragen ihrer Anoraks vor Mund und Nase, versuchten so wenig wie möglich zu atmen und folgten Deputy Neville in das Heuballenlabyrinth. Der Geruch des uralten Schimmels, der die Heuballen zusammenhielt, war an sich nicht so schlimm, doch sobald man etwas von dem Staub einatmete, merkte man, dass er alles andere als unschädlich war.
Von außen sah es so aus, als wären die Heuballen völlig willkürlich platziert worden, doch je weiter man hineinkam, desto durchdachter wirkte die Anordnung. Das Ganze ähnelte einem Buchsbaumlabyrinth in einem alten Park.
Die Falltür befand sich ganz hinten, sie war nahe der Außenwand in den Holzboden eingelassen. Unter einer Schicht aus altem Heustaub erfassten ihre Taschenlampen den Metallring, über den Neville gestolpert war, dann den langen, schweren Metallriegel, der die verrostete Klappe von außen verschloss. Es kostete sie einige Anstrengung, den Riegel mit Tritten aus seiner Halterung zu lösen. Offensichtlich war er seit langem nicht mehr bewegt worden.
Neville hob die Falltür an und leuchtete mit seiner Taschenlampe in die Öffnung hinunter. «Ganz schön tief», bemerkte er. «Drei bis fünf Meter, würde ich sagen.» Er ließ sich auf die Knie nieder, legte sich dann auf den Bauch, steckte den Kopf durch die Öffnung und bewegte die Taschenlampe hin und her. Plötzlich hielt der Lichtstrahl inne, und er zischte: «O mein Gott...» Dann kroch er auf Händen und Knien von der Öffnung weg, die blauen Augen weit aufgerissen im bleichen Gesicht.
«Weinbeck?», flüsterte
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