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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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und hoffen, dass die Gedanken irgendwann hinterherkommen.
    Sie nahm ihren Anorak vom Küchenstuhl und zog sich die Stiefel an, während Sampson noch in sein Funkgerät sprach. «Drinnen ist keiner, wir gehen jetzt nach draußen. Wir sind zu zweit. Sagt den Jungs, sie sollen nicht auf uns schießen.»
    Guter Gedanke. Das musste sie sich merken, ihre Leute immer zu ermahnen, nicht auf sie zu schießen. Aber wie war das noch gleich mit der Verstärkung? Sie rufen Verstärkung, und dann, meine Damen und Herren, warten Sie gefälligst, bis die Verstärkung da ist, bevor Sie etwas unternehmen. Wenn Sie auf eigene Faust losziehen, kann Sie das das Leben kosten. Warum wartete Sampson also nicht? Weil er schon Verstärkung hat, Dummerchen. Dich.
    Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht und ließ sie fast in den Knien einknicken. Es war schon angsteinflößend genug, um das eigene Leben zu fürchten - das hatte sie in den endlosen Minuten gespürt, während sie mit dem Tranchiermesser in der Hand in der Küchenecke hockte. Aber die Verantwortung für das Leben eines anderen Menschen zu tragen war noch sehr viel schlimmer.
    Sie schloss die Augen für den winzigen Bruchteil einer Sekunde, den sie erübrigen konnte, bevor sie nach draußen gehen würden, um nach Kurt Weinbeck zu suchen. Als sie die Augen wieder öffnete, schaute sie direkt auf das Schlüsselbrett mit den vielen Schlüsseln daran. Ein Haken war leer.
    «Sampson.» Ihre Stimme ließ ihn innehalten, als er gerade die Haustür öffnen wollte. «Mein Autoschlüssel ist weg.»
    «Vielleicht haben Sie ihn ja stecken lassen.»
    «Nein.»
    «Das kommt vor. Sie hatten einen harten Tag, viel um die Ohren, da achtet man nicht auf so was... »
    «Nein.»
    Offenbar überzeugte ihn etwas in ihrem Ton, und er stand vollkommen still. Nur seine Augen bewegten sich noch. Vorsichtig traten sie näher ans Fenster, sahen den Geländewagen als dunklen Umriss in der Einfahrt stehen. Dann nickten sie einander einmal schweigend zu und öffneten die Haustür.
    Leise und vorsichtig traten sie auf die Veranda hinaus, Augen, Waffen und Taschenlampen auf den Wagen gerichtet. Die Veranda lag ein wenig höher als der Wagen, das verschaffte ihnen den kleinen Vorteil, zumindest Teile des Innenraums sehen zu können. Doch es gab immer noch mehr als genug dunkle Stellen, zu denen das Licht der Taschenlampen nicht vordrang. Mehr als genug Stellen, an denen Weinbeck sich verstecken konnte.
    Es war ganz still, bis auf das Sirren und Klopfen des Eisregens, der auf das Haus, die Fenster und die schneebedeckten Bäume fiel. Iris meinte, einen gequälten Ast unter seiner Last aufstöhnen und knarren zu hören. Sonst war kein Laut zu vernehmen, nicht einmal ein Windhauch.
    Sie bemerkte die Fußspuren, die von der Veranda zu ihrem Wagen führten. Man konnte nicht sagen, von wann sie stammten, doch sie waren bereits gefroren und damit, zumindest für den Augenblick, perfekt konserviert. Irgendwie war es tröstlich zu wissen, dass die Spurensicherung, falls Kurt Weinbeck tatsächlich plötzlich aus dem Wagen sprang und sie beide erschoss, zumindest deutliche Fußabdrücke von ihm nehmen und ihn damit für immer hinter Gitter bringen konnte. Das Fernsehen würde sich der Sache annehmen, und man würde eine CSI-Folge daraus machen, als posthume Ehrung für Lieutenant Sampson und seine treue Gefährtin, Iris Rikker, die einen Tag lang Sheriff gewesen war.
    Langsam, quälend langsam, bewegten sie sich die Stufen hinunter und legten die kurze Strecke von der Veranda bis zum Wagen zurück, die Iris plötzlich unüberwindlich weit vorkam. Und nicht nur ihr räumliches Empfinden, all ihre Sinne schienen verzerrt: Der Schein der Taschenlampe erschien ihr übermäßig grell, das leise Knirschen des gefrorenen Schnees unter ihren Stiefeln war geradezu ohrenbetäubend, und ihr Pullover kratzte selbst durch das Schlafanzugoberteil hindurch wie Sandpapier auf der Haut.
    Jetzt waren sie nah genug, umrundeten den Wagen von vom bis hinten, inspizierten den Innenraum mit gezückten Waffen und erhobenen Taschenlampen, und Iris fragte sich zum ersten Mal, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn eine Kugel mit Schallgeschwindigkeit ihre Brust durchschlug. Der Lichtstrahl ihrer Taschenlampe streifte den Schlüssel, der im Zündschloss steckte. Ansonsten war der Wagen völlig leer.
    «Er ist nicht hier», bemerkte Iris.
    «Hatte ich auch nicht vermutet.»
    «Das hätten Sie mir auch sagen können, bevor ich zwei Minuten lang

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