Monkeewrench 04 - Memento
Freeway 494 fest, aber er müsste bald hier sein.»
«Das dürfte deine Frage beantworten, Gino», sagte Magozzi.
«Welche Frage?», wollte Jimmy wissen.
«Wie man einen Toten aufrecht hält, um einen Schneemann drum rum zu bauen.»
Jimmy nickte. «Die Skier sind übrigens nicht nur Dekoration. Der Junge war ein ganz Harter. Der Skianzug, den er da anhat, muss mindestens sechshundert gekostet haben, und für die Skier und die Stöcke kann man nochmal locker tausend drauflegen.»
«Sie haben wohl mal wieder zu viel Home-Shopping im Fernsehen geschaut?»
«Schön war's. Ich habe drei Kinder, zwei davon in der Schul-Skimannschaft. Jedes Jahr an Weihnachten bin ich arm. Ich habe schon versucht, sie zu was Billigerem zu überreden, dem Debattierclub zum Beispiel, aber da ist nichts zu machen.» Er trat an Deatons Leiche heran und deutete auf die eine Schläfe. «Ein Schuss, Kleinkaliber. Vermutlich war er sofort tot. Keine Austrittswunde, das heißt, wir müssten die Kugel bei der Autopsie finden. Außerdem Pulverspuren an der Kopfhaut, es wurde also aus nächster Nähe geschossen.»
Er hockte sich vor ein Tablett mit sorgfältig angeordneten Beweisbeuteln und hob einen davon auf. Darin war eine Brieftasche aus geprägtem Leder. «Die habe ich gerade bei ihm gefunden. Ausweis, Kreditkarten und zweihundertachtundsiebzig Dollar in bar.»
Magozzis Blick wanderte zu Tommy Deatons Gürtelhalfter, in dem die Dienstwaffe hätte stecken sollen. Es war leer. «Aber keine Waffe.»
«Stimmt.»
«Was ist mit Myerson? Ist der schon freigelegt?»
«Meine Leute sind drüben gerade dabei. Machen wir doch einen kleinen Spaziergang, während die Jungs hier Deaton ohne Schneemann fotografieren.»
Sie achteten darauf, das Absperrband möglichst weiträumig zu umrunden, das die kurvige Skiloipe durch den lichteren Teil des Waldes abriegelte - den einzigen Weg, der in gerader Linie von Tommy Deaton zu Toby Myerson führte. Die zahllosen Leute, die hier entlanggestapft waren, bevor das Absperrband angebracht wurde, waren natürlich nicht so vorsichtig gewesen, und Magozzi wusste, dass man eigentlich nicht mehr auf aussagekräftige Spuren zu hoffen brauchte. Dennoch waren zwei Leute von der Spurensicherung im Wald unterwegs. Sie hockten gerade vor einem schwächlichen Ahorn und waren damit beschäftigt, mit Pinzetten Rindenstückchen einzusammeln. Ein gutes Zeichen.
«Habt ihr was gefunden?», fragte Jimmy erwartungsvoll.
«Kann sein. Wir haben hier eine Menge frisches Rindenkonfetti, und da Biber meines Wissens Winterschlaf halten, besteht Hoffnung, dass wir eine Kugel finden.»
«Zieht ein paar Leute vom Feld ab und erweitert den Radius um die Loipe um ein paar hundert Meter. Und schaut euch jeden einzelnen Baum an.»
«Die sind schon unterwegs. Wir halten dich auf dem Laufenden.»
Toby Myerson sah fast genauso aus wie sein Partner vom Zweiten Revier, bis hin zu den Skiern und der gelben Schnur, mit der er an einen weiteren Loipenpfosten gebunden war. Allerdings hing sein rechter Arm unnatürlich schlaff herunter, und der Ärmel seines Skianzugs war zerfetzt und schwärzlich verfärbt.
Magozzi stand ganz still, nur seine Augen bewegten sich, während er das Bild auf sich wirken ließ. «Die Armwunde muss wie wild geblutet haben. Wo ist das ganze Blut?»
Jimmy grinste ihn allen Ernstes an. «Sehr gute Frage, Kleiner. Ein bisschen was haben wir gefunden, weil es in den Schnee gelaufen ist, aber das ist längst nicht genug. Ich würde vermuten, man hat ihm nicht hier in den Arm geschossen. Wir suchen bereits nach einer Blutspur zwischen den beiden Schneemännern.»
Gino nickte. «Der rechte Handschuh fehlt. Habt ihr den schon gefunden?»
«Nein.»
«Habt ihr die galvanische Hautreaktion an der Hand getestet?»
«Nichts.»
«Hm. Dann hat er wohl nicht schießen können, aber er hat es hundertprozentig versucht.»
Jimmy sah ihn stirnrunzelnd an. «Wie kommen Sie denn darauf?»
Gino tippte sich mit seinem riesigen Handschuh an die Stirn. «Ich seh's eben ganz genau vor mir. Die zwei Jungs gehen zusammen langlaufen, im allerersten Schnee, dann springt der Böse hinter einem Baum hervor und knallt Deaton ab. Myerson sieht, dass es seinen Partner erwischt hat, reißt sich den Handschuh runter, um die Waffe zu ziehen, aber bevor er schießen kann, verpasst der Mörder ihm eins in den Schussarm, und er verliert seine Dienstwaffe.»
Magozzi verdrehte die Augen, doch Jimmy lauschte fasziniert. «Und dann?»
«Ist doch klar: Der
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