Monkeewrench 04 - Memento
arme Myerson versucht zu fliehen, stößt sich mit dem gesunden Arm ab, aber er schafft es nur bis hierher, bevor er verblutet.»
Jimmy Grimm sah Magozzi an. «Wo hat er das alles her?»
«Das denkt er sich aus. So was macht er ständig. Diesmal könnte er allerdings sogar recht haben. Es passt alles zusammen.»
Grimm nickte düster. «Bis auf eines. Er ist nicht verblutet. Der Armschuss hat zwar den Knochen zertrümmert, war aber auf keinen Fall tödlich.» Er umrundete den Pfosten, an dem Myerson festgebunden war, und deutete auf ein kleines Einschussloch unten am Nacken des Toten. «Der Scheißkerl hat ihn verfolgt und ihm dann eine Kugel durch die Wirbelsäule gejagt. Auch der Schuss war vermutlich nicht tödlich, hat ihn aber mit ziemlicher Sicherheit sofort gelähmt.»
Gino runzelte die Stirn. «Woran ist er denn dann gestorben?»
Grimm wandte den Blick ab und zuckte die Achseln. «Keine Ahnung. Da müssen wir wohl warten, bis der Doc ihn sich von innen angeschaut hat. Vielleicht ein Herzinfarkt, vielleicht ist er auch erfroren, oder die inneren Organe haben versagt... »
«Mein Gott», flüsterte Magozzi. «Wollen Sie damit sagen, er war noch am Leben, als man ihn in den Schneemann gepackt hat?»
«Gut möglich. Vielleicht sogar noch ziemlich lange.»
Magozzi schloss die Augen.
KAPITEL 5
Harley Davidsons Anwesen sah aus, als hätte man es nach dem Vorbild einer Currier-und-Ives-Weihnachtskarte herausgeputzt. Normalerweise wirkte es von der Straße her eher abschreckend, doch der frisch gefallene Schnee und die Weihnachtsdekoration, die Harley noch nicht abgenommen hatte, sorgten dafür, dass es eher einem Lebkuchenschloss aus dem Märchen glich als dem roten Backsteinbau, in dem das Motorrad-Monster der Summit Avenue hauste. Selbst die gemeingefährlichen Spitzen auf dem schmiedeeisernen Zaun sahen mit ihren weißen Pilzmützchen aus Schnee geradezu lustig aus. Am Giebel der Remise funkelte ein geschmackvolles Arrangement aus Weihnachtslichterketten, und vor dem großen hölzernen Scheunentor stand ein liebevoll restaurierter antiker Schlitten und schien nur darauf zu warten, dass ein hübsches Gespann Kutschpferde nach draußen geführt wurde.
Doch bei Harley zählten Pferdestärken ganz anderer Art, und die Remise war eigentlich eine ultramoderne Garage. Wer einen Blick hineinwarf, war schnell von jeder Currier- und-Ives-Träumerei geheilt. Im Augenblick allerdings standen die unbezahlbaren Autos und Motorräder und das riesige Luxus-Wohnmobil, das dem Team von Monkeewrench als mobile Einsatzzentrale zur Verbrechensbekämpfung diente, unter Decken und Planen verborgen und warteten auf wärmeres Wetter und trockene Straßen. Und das machte Harley halb wahnsinnig.
Im dritten Stock des großen Hauses, dort, wo sich das Monkeewrench-Büro befand, herrschte Festbeleuchtung. Der ganz in Leder gewandete Hausherr hockte an seinem gewaltigen Schreibtisch und verputzte die letzten Reste einer «Fleischfresser Spezial» vom örtlichen Pizzaservice, während Roadrunner mit einem Clipboard vor ihm auf und ab stolzierte und laut eine Checkliste vorlas. Sein schlaksiger, fast zwei Meter langer Körper steckte heute in einem weißen Lycra-Fahrraddress, und Harley fand, dass er aussah wie ein Origami-Kranich.
«Grafiken auf Level 2 ändern», las Roadrunner vor.
Harley wischte sich Tomatensauce aus dem schwarzen Bart und nickte zerstreut. «Arbeite ich gerade dran.»
Roadrunner malte ein akribisches Häkchen auf seine Liste und fuhr fort. «Gut. Schriftinkonsistenzen auf...»
«Schon gut, ich weiß. Daran arbeite ich auch.»
«Ladegeschwindigkeit auf Level 3 und 4 verbessern.»
«Das ist deine Sache, Kumpel. Meine Level-Übergänge funktionieren perfekt.»
Roadrunner blickte säuerlich drein. «Du hast doch noch nicht mal den Code für deine Levels geschrieben.»
«Weiß ich, aber wenn ich damit anfange, ist er perfekt. Sonst noch was?»
Roadrunner war immer noch gereizt, wandte sich aber ohne weiteren Kommentar wieder seiner Liste zu. «Da sind noch ein paar kleinere Bugs aus der Beta-Version rübergekommen, aber darum haben sich Annie und Grace wohl schon gekümmert ... Oh. Hier ist noch was. In Großbuchstaben:
HARLEY! ZIEH ENDLICH DER VERDAMMTEN EISPRINZESSIN WAS AN!»
Harley musterte ihn finster. «Und wer hat das geschrieben? Annie vielleicht?»
«Die Eisprinzessin braucht wirklich Kleider, Harley.»
«Sie hat doch schon was an.»
«Sie trägt einen Bikini.»
«Ich sag doch, sie hat was an.
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