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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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alles mit freundlicher Unterstützung des MPD. Da erhöht man mal kurz die Streifen, holt den Abschaum von der Straße , und schon ziehen Polizisten ins Viertel, und die Immobilienpreise explodieren. Wenn du mich fragst, sollte das Department eigentlich Prozente kriegen. Ist hier in der Nähe nicht dieser polnische Metzger?»
    «Kramarczuk? Das ist noch ein ganz schönes Stück.»
    «Kramarczuk könnte tausend Kilometer weg sein, es wäre noch nah genug. Solche Würste kriegst du nirgends sonst in diesem Land. Wenn ich Angela ein Päckchen davon mitbringe, kann ich mindestens eine Woche lang nichts falsch machen. Da sollten wir die Tage mal vorbeifahren.»
    Magozzi löste seinen Gurt, machte aber immer noch keine Anstalten auszusteigen. «Ich kann gar nicht glauben, dass wir hier in der Kälte hocken und uns über irgendwelche blödsinnigen Würstchen unterhalten.»
    Gino seufzte. «Das machen wir doch immer, wenn wir Angehörige benachrichtigen müssen. Beim letzten Mal haben wir fünf Minuten in der Einfahrt gesessen und über Rasendünger geredet.»
    «Tatsächlich?»
    «Solange es uns davon abhält reinzugehen. Sieh mal, die Einfahrt. Da war jemand richtig gut mit dem Schneegebläse zugange.»
    Magozzi nickte und öffnete schließlich doch die Tür. «Vielleicht ein Hausmeisterdienst. Oder Mrs. Deaton. Sollten wir sie mal fragen.»
    «Klar, das war doch mal ein netter Zug. Lieber Himmel. Ist eh schon ein Wunder, dass die Leute nicht einfach ihre Knarre ziehen und uns abknallen.»
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Tommy Deatons Frau ihnen die Tür öffnete, und als Magozzi sie sah, begriff er sofort, warum. Sie war ein zierliches Persönchen mit verquollenen, blau verfärbten Augen, einem geschwollenen Gesicht und einem gewaltigen weißen Verband über der Nase. Bevor sie sie hereinließ, betrachtete sie eingehend ihre Polizeimarken. Gino und Magozzi bemühten sich, nicht zu auffällig auf ihr entstelltes Gesicht zu starren. Als Ehefrau eines Polizisten wusste sie gleich, was sie dachten. «Neue Nase», erklärte sie mit einem kleinen, verlegenen Lächeln. «Ein Geschenk von meinem Mann, zum Dreißigsten.»
    Magozzis Gedanken schweiften umgehend ab, und er überlegte, wie weit es mit einer Welt gekommen war, in der Ehemänner ihren jungen Frauen Schönheitsoperationen zum Geburtstag schenkten. Was war denn das um Himmels Willen für eine Aussage? Herzlichen Glückwunsch, Schatz, Und jetzt sorg endlich mal dafür, dass du ordentlich aussiehst.
    Tommy Deatons Frau blickte ihn mit höflicher, leicht verunsicherter Miene an. Vermutlich fragte sie sich, warum sie hier waren. Als sie es ihr sagten, brach sie ohnmächtig auf dem Dielenteppich zusammen.
    Als sie wieder bei Bewusstsein war, halfen Gino und Magozzi ihr dabei, ein paar Anrufe zu erledigen. Anschließend blieben ihnen etwa fünfzehn Minuten, um all die furchtbaren Fragen zu stellen, die sie stellen mussten. Mary Deaton saß kerzengerade auf dem Sofa, die Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie beantwortete alle Fragen. Sie kannte die Prozedur.
    Der sonst so scharfzüngige, abgebrühte Gino ging sehr sanft mit ihr um. Das war immer so, er gab sich bei solchen Gelegenheiten keinerlei Mühe, sein großes Herz zu verbergen. «Sie haben also keinen Grund zur Sorge gesehen, als Tommy gestern Nacht nicht nach Hause gekommen ist?»
    «Nein. Ich sagte ja schon, er war ganz versessen aufs Langlaufen. Das waren sie beide, er und Toby, sie haben schon seit Monaten auf ordentlichen Schnee gewartet. Tommy hat gesagt, er würde wahrscheinlich bei Toby übernachten. Toby wohnt ganz nah am Park, und die beiden trinken gern noch ein paar Bier nach dem Skilaufen. Tommy legt großen Wert darauf, nicht mehr zu fahren, wenn er was getrunken hat, deshalb übernachtet er im Winter oft bei Toby.»
    «Ein sehr verantwortungsvoller Mann.» Gino lächelte sie an.
    «Ja, das ist er.»
    Sie sprach noch im Präsens von ihm. Das berührte Magozzi immer besonders unangenehm bei den Gesprächen mit Hinterbliebenen. Man konnte es nicht einmal als Verdrängung bezeichnen. Manchmal dauerte es einfach eine Weile, bis der Tod in die Sprachmuster vorgedrungen war.
    Gino lachte leise. «Wissen Sie, wenn ich über Nacht wegbleibe, selbst wenn es nur zum Arbeiten ist, hängt meine Frau am nächsten Morgen gleich am Handy. Wo steckst du, was machst du, wann kommst

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