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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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Frauen vergewaltigten und jedem die Kehle durchschnitten, der sich zwischen sie und ihre nächste Dosis Crack stellte, war man irgendwann machtlos gegen den Gedanken, dass man mit einem Gott, der eine solche Welt zu verantworten hatte, eigentlich nichts mehr zu tun haben wollte. Jahrein, jahraus sah er zu, wie das System, das ihm sein Gehalt zahlte, die Typen schluckte und sie anschließend wieder ausspuckte, damit alles von vorn anfangen konnte. In letzter Zeit gab er sich immer häufiger der Phantasie hin, seine schwere Waffe zu zücken und jeden Probanden, der zur Tür hereinkam, einfach zu erschießen. Damit würde er dem Staat eine Menge Geld und der Welt eine Menge Kummer ersparen.
    Hör auf mit dieser Arbeit, ermahnte er sich. Jetzt gleich, bevor es zu spät ist.
    Er stand auf und schaltete das kleine Fernsehgerät ein, das auf einem Regalbrett an der Wand stand, um wenigstens beim Warten ein bisschen College-Eishockey mitzubekommen. Doch stattdessen gab es eine Nachrichtensondersendung mit einer Liveschaltung, die zeigte, wie eine Gruppe Polizisten aus Minneapolis im Theodore Wirth Park Schneemänner kaputt schlug. Mit einem unguten Gefühl im Magen drehte Doyle den Ton auf und fragte sich, ob es wohl ein terroristischer Anschlag gewesen war - warum nicht zur Abwechslung mal ein Park voller Kinder? Aber natürlich war es kein Anschlag, zumindest nicht nach heutigen Maßstäben, obwohl es für ihn persönlich durchaus an Terrorismus grenzte, Tote an Stellen zu deponieren, wo Kinder darüber stolperten.
    Als Weinbeck ein paar Minuten später auftauchte, stellte Doyle den Ton ab, setzte sich wieder an den Schreibtisch und unterzog seinen neuesten Kunden einer raschen optischen Beurteilung. Probanden für die Bewährungshilfe gab es grundsätzlich in drei Ausführungen: fett und bösartig, durchtrainiert und bösartig oder dürr und bösartig. Dieser hier fiel in die letzte Kategorie. Er hatte große Glupschaugen, die unruhig im Zimmer umherblickten, und einen sehnigen, hageren Körper, der ständig in Bewegung war und zuckte wie ein Erdmännchen auf Crack.
    «Sie sind dreizehn Minuten zu spät, Mr. Weinbeck. Ich hätte Sie verhaften lassen können, das ist Ihnen hoffentlich klar.»
    «Tut mir leid, Sir. Kommt nicht wieder vor.»
    «Das will ich auch hoffen. In Zukunft kommen Sie zu früh, und falls Sie das nicht schaffen, kommen Sie aller- spätestens pünktlich. Das ist die erste Grundregel. Wenn Sie sich an die Regeln halten, werden wir bestens miteinander auskommen.»
    «Ja, Sir, das weiß ich.»
    Doyle blätterte demonstrativ in seiner Akte. «Wie ich sehe, ist das bereits Ihre dritte Bewährung. Glauben Sie, wir schaffen es diesmal?»
    Weinbeck nickte eifrig und spulte den ganzen vorhersehbaren Blödsinn ab: Dieses Mal bereute er es wirklich, hatte seine Lektion endgültig gelernt, war dankbar für diese neue Chance und würde diesmal auch ganz bestimmt dafür sorgen, dass es klappte. Bla bla bla. Doyle nickte an den richtigen Stellen, schaute dabei aber immer wieder aus dem Augenwinkel zum Fernseher.
    «Ist irgendwas passiert?», fragte Weinbeck und folgte seinem Blick.
    «Nichts, was Sie beträfe.» Doyle schob ein paar Papiere über den Tisch. «Das hier ist Ihre Bibel. Da stehen sämtliche Regeln und Vorschriften drin, außerdem der ganze Ablauf, wo Sie wohnen, wo Sie arbeiten ... »
    «... wann ich essen, wann ich schlafen, wann ich pissen darf ... Ich kenn das Spielchen schon.»
    «Davon bin ich überzeugt, aber lesen Sie es sich trotzdem noch einmal durch. Wenn Sie Fragen haben, sollten Sie sie jetzt stellen.»
    «Wann kann ich mit meiner Frau reden?»
    Doyle sah ihn fassungslos an. «Das soll wohl ein Witz sein.»
    «Sie ist immerhin meine Frau.»
    «Sie hat sich vor zwei Jahren von Ihnen scheiden lassen. Die entsprechenden Unterlagen wurden Ihnen zugestellt. Wenn Sie sich ihr auch nur auf hundert Meter nähern, sitzen Sie schneller wieder im Knast, als Sie gucken können.»
    Weinbeck versuchte sich an einem freundlichen Lächeln. «Wie soll ich das denn machen? Mir sagt ja keiner, wo sie steckt. Außerdem will ich doch nur mit ihr reden. Ein Anruf, mehr will ich gar nicht. Die haben mir gesagt, Sie haben ihre Nummer.»
    «Das können Sie sich abschminken, Weinbeck, und das wissen Sie auch ganz genau. Sie haben das ganze Spiel doch schon mal mitgemacht. Oder wollen Sie lieber gleich das Handtuch werfen und nach Stillwater zurückfahren? Das erspart uns allen eine Menge Ärger.»
    Kurt Weinbecks

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