Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
Vom Netzwerk:
ausgelutscht und alles andere als fröhlich. «Ich habe gerade einen Anruf bekommen. Da liegen drei Leichen in einem Vorgarten in Little Mogadishu.»
    Gino stützte sich auf einen Ellbogen, ohne die Augen zu öffnen. «Scheiße. Wir sollten da hinziehen, spart uns die Anfahrt.»
    «In zehn Minuten bin ich bei dir. Zieh dir was an.»
    «Ich kann jetzt nicht arbeiten. Ich bin betrunken.»
    «Wie kannst du denn jetzt betrunken sein? Es ist halb sieben in der Früh.»
    «Angela ist schuld. Sie hat mir immer wieder nachgeschenkt. Du musst dir unbedingt eine Frau zulegen.»
    «Zieh dich an und nimm die langen Unterhosen. Es friert draußen.»
    Von Ginos Haus bis zum Tatort waren es nur zwanzig Minuten. Gino verschlief neunzehn davon und wachte erst wieder auf, als Magozzi ihn am Arm schüttelte.
    «Aufwachen, Engelchen. Wir sind da.»
    Gino schnaufte, machte schlaftrunken die Augen auf und versuchte, etwas von der Umgebung zu erkennen. «Wie spät ist es?»
    «Kurz nach sieben.»
    «Mann. Es ist ja noch fast dunkel.»
    «Wart’s ab. Noch eine Woche, dann ist die Sommerzeit vorbei, und wir dürfen im Stockfinstern und bei Eiseskälte zur Arbeit fahren.»
    «Ich hasse den Winter. Ach du Schande, was ist denn hier los?»
    Vor dem Haus und in den Nebenstraßen standen Streifenwagen und blockierten den Verkehr auf der Straße nach Norden und nach Süden. Die Uniformierten waren über das Grundstück hergefallen wie ein Schwarm Wanderheuschrecken, sie spannten Absperrband, bemannten die Straßensperre und warteten darauf, dass die Herrschaften von der nächsten Hierarchieebene auftauchten und ihnen weitere Anweisungen gaben oder sie nach Hause schickten. Ein paar bemühten sich heroisch, ein Grüppchen Schaulustiger zu befragen, das fast nur aus älteren Frauen mit schwarzem Kopftuch und Abaya bestand. Die verständnislosen Mienen auf beiden Seiten der Absperrung illustrierten die Sprachbarriere sehr viel anschaulicher als das Plastikband, das sie trennte.
    Als Gino und Magozzi ausstiegen, kam einer der Uniformierten auf sie zu. «Guten Morgen, Detectives.»
    Gino schnaubte. «Sieht irgendwie so gar nicht nach einem guten Morgen aus.»
    «Stimmt. Die Beamten, die als erste am Tatort waren, sind drinnen und sichern das Haus. Sie dürften bald fertig sein. Sie sagen, die Haustür stand sperrangelweit offen, deshalb vermuten sie, dass die beiden Toten vor dem Haus dort gewohnt haben.»
    «Okay, vielen Dank.»
    Sie gingen weiter zu den beiden Toten, die nahe der Haustür auf dem Rasen lagen, die Waffen nur wenige Zentimeter von den leblosen Fingern entfernt.
    Magozzi hockte sich hin, um die Schusswunden im Brustbereich besser sehen zu können. «Nicht schön», brummte er. «Sieht mir nach Schüssen direkt ins Herz aus.»
    Gino nickte. «Und nach zwei weiteren Somaliern.»
    Magozzi streifte Handschuhe über und durchsuchte die beiden Männer. «Nichts. Keine Brieftaschen.»
    «Logisch, wenn sie wirklich hier gewohnt haben. Irgendwas hat sie nach draußen gelockt. Die dritte Leiche, würd ich mal tippen.» Gino drehte sich um und deutete auf den Toten, der auf dem Gehsteig lag, und sie gingen gemeinsam näher: ein Weißer, der sehr krank aussah und seine Waffe noch in der Hand hielt.
    Tote lächeln nicht. Das wusste Magozzi nur zu genau. Die Lachmuskeln wurden bewusst gesteuert; man musste lebendig sein, um sie zu benutzen. Dieser Mann konnte also nicht lächeln, das war physiologisch unmöglich – aber trotzdem sah er irgendwie so aus. Und außerdem sah er so aus, als gäbe es nicht den geringsten Grund dafür. Schon lange bevor ihm die Kugeln Brust und Rücken mit hübschen roten Löchern verziert hatten, musste ihm etwas anderes den Körper zerfressen haben.
    «Der Kerl war schon halb tot, als er hier aufgetaucht ist», bemerkte Magozzi, an Gino gewandt. Sie standen vor den sterblichen Überresten eines Mannes, der eigentlich recht jung gewesen sein musste – jünger als sie zumindest –, und ihre Taschenlampen beleuchteten das totenkopfhafte graue Gesicht eines Todkranken.
    «Das Riverside-Krankenhaus ist nur ein paar Straßen weiter», entgegnete Gino. «Wenn er noch ein paar graue Zellen übrig hatte, war er wahrscheinlich auf dem Weg dorthin.»
    «Das ist aber nicht gerade der direkte Weg. Wieso macht er einen Umweg, wenn er ins Krankenhaus will?»
    Gino zuckte die Achseln. «Mensch, Leo, schau dir den armen Kerl doch an. Wir zwei verlaufen uns schon nach einem Bier. Und so wie der aussieht, grenzt es schon an ein Wunder,

Weitere Kostenlose Bücher