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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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grinste sie an. «Bestens. Eigentlich wollten wir mit der Umsetzung der Graphiken für das Geschichtsprogramm anfangen. Aber jetzt läuft schon den ganzen Morgen das Telefon heiß. Wir haben Schulen aus allen Bundesstaaten an der Strippe.»
    «Ja», brummte Harley. «Wir werden noch wahnsinnig hier. Willst du nicht heute Sekretärin spielen, Süße? Du könntest auf meinem Schoß sitzen …»
    «Klappe, Harley.» Annie ging zur Anrichte und schenkte sich einen Becher Kaffee ein. Dort stand auch ein verführerischer Teller mit Plätzchen, und die armen Dinger sahen schrecklich vernachlässigt aus. Sie nahm eines zwischen zwei rosa lackierte Fingernägel, die haargenau den Farbton ihres Kleides hatten. «Hat einer von euch heute schon eine Mail von Grace bekommen?», mummelte sie durch Schokoladen- und Pecannussstückchen hindurch.
    Harley und Roadrunner schüttelten den Kopf.
    «Ich auch nicht. Das ist jetzt der dritte Tag in Folge, dass sie nicht geschrieben hat.»
    «Vielleicht haben sie ja Probleme mit der Satellitenverbindung», meinte Roadrunner.
    «Kann sein.» Annie wollte sich gerade an den Schreibtisch setzen, da klingelte das Telefon. «Ich geh schon. Monkeewrench, Sie sprechen mit Annie Belinsky.»
    «Kein Wort, Annie», sagte die Stimme am anderen Ende.
    Um ein Haar hätte sie «Grace!» gequiekt. Mails waren ja schön und gut, aber nach so vielen Monaten endlich wieder die Stimme ihrer Freundin zu hören, das machte Annie anfällig für Fehler. Aber wenn Grace «Kein Wort!» sagte, biss man sich auf die Zunge und hörte schweigend zu. Annie schaltete das Telefon auf Raumton, damit Harley und Roadrunner mithören konnten, und wartete.
    «In der nächsten Stunde bekommt ihr eine Expresskuriersendung. Macht genau das, was darin steht.»
    Annie nickte – als ob Grace das hätte sehen können! «Ja», sagte sie, und die Verbindung brach ab.
    Einen Moment lang starrten Annie, Harley und Roadrunner einander an, dann schnellte Harley von seinem Schreibtischstuhl. «Ich geh runter und mach das Tor auf.»
    Als er fort war, fragte Roadrunner leise: «Was glaubst du, was ist?»
    Annie hielt den Blick gesenkt. «Sicher nichts Gutes.»
    Sobald Harley mit dem FedEx-Umschlag wieder nach oben kam, riss ihm Annie das Päckchen aus der Hand und öffnete es. Es enthielt zwei USB -Sticks, die vergrößerten Kopien von zwei in Florida ausgestellten Führerscheinen, ein Foto von John Smith und einen handschriftlichen Brief von Grace.
    Die Führerscheine stammen von zwei Männern, die gestern Nacht auf offenem Meer unser Boot geentert und einen Mordanschlag auf John verübt haben. Ich musste sie erschießen. Sie hatten ein Foto von John dabei, offenbar ist er die Zielscheibe. Auf den Sticks sind Abbilder seiner Festplatte. Findet heraus, wer dahintersteckt und warum. Ich bin auf dem Weg nach Hause. John ist untergetaucht.
    Verblüfft und schweigend standen die drei da und lasen die Nachricht immer und immer wieder, so als würde sich am Inhalt etwas ändern, wenn sie nur lange genug auf das Blatt starrten.
    Harley fand als Erster die Sprache wieder. «Meine Fresse! Das macht mich jetzt gerade auf so vielen Ebenen fertig, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.»
    Roadrunner war ganz blass geworden. Annie fand, dass er aussah wie eine Zitterpappel, die beim kleinsten Windstoß umfallen würde. «Die arme Grace», brachte er schließlich hervor. «Sie musste zwei Menschen töten.»
    Annie nickte mitfühlend, denn sie wusste nur zu gut, wie es war, jemanden zu töten. Diese harte Lektion hatte sie schon mit siebzehn Jahren lernen müssen, und jetzt machte Grace das alles ebenfalls durch. Doch diese Erfahrung hatte Annie auch eine Zähigkeit und einen kühlen Pragmatismus verliehen, über die anscheinend weder Harley noch Roadrunner verfügten. Sonst würden sie jetzt nicht mit offenem Mund dastehen und im Leerlauf vor sich hin knattern wie zwei Idioten.
    Sie griff nach den beiden USB -Sticks und drückte sie Harley in die Hand. «Lade Johns Festplatte auf das Biest – ist schließlich dein Baby.»
    Das Biest war ein Cluster aus verlinkten Rechnern, die gemeinsam wie ein Supercomputer arbeiteten. Zu den zahllosen Aufgaben, die es mühelos bewältigte, gehörte auch das Auffinden, Sortieren, Vergleichen und Ordnen gewaltiger Informationsmengen. Dummerweise war es derzeit aber anderweitig belegt. «Annie, das Ding steckt mitten in der Generierung der Graphiken für unser Geschichtsprogramm, und dafür braucht es so ziemlich

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