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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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dankte er dem Himmel für das Sprachlernprogramm aus dem Internet, mit dem er seit Wochen übte, denn es funktionierte. Und wie. Er wusste es in der Sekunde, als ihn die erste Kugel in den Rücken traf.
    Was bist du für ein Dummkopf, Joe! Was, wenn sie dich gleich mit dem ersten Schuss töten? Daran hast du wohl nicht gedacht, was? Aber du hast ja auch die Straßenlaterne übersehen, obwohl du zig Mal zum Auskundschaften hier warst; so ist das eben, wenn einem die Chemo die kleinen grauen Zellen zerfrisst, dann bemerkt man tagsüber nicht, was im Dunkeln offensichtlich ist. Zum Glück hatten die Schwachköpfe nicht sonderlich gut gezielt, und die erste Kugel durchschlug ihm nur den rechten Lungenflügel und ließ die lebenswichtigeren Organe unversehrt.
    Lieutenant Joe Hardy war ein hervorragender Schütze. Und das, obwohl der Krebs und die Chemo so ein Wrack aus ihm gemacht hatten. Er konnte nicht mehr ordentlich scheißen, nicht mehr vögeln, nicht mehr scharf essen und auch sonst nichts von dem, was ein Mann eigentlich können sollte. Aber er konnte in Sekundenschnelle den Oberkörper herumreißen und feuern wie ein Achtzehnjähriger, der beim Sniper-Range-Spielen jedes Mal den High Score schafft.
    Er tötete beide, aber erst, nachdem einer von ihnen den tödlichen Schuss abgegeben hatte, der ihm das Herz zerfetzte – sein einziges Organ, das noch funktionierte.
    Das war großartig
, dachte er, als er mit dem Oberkörper auf das dürre, trockene Oktobergras sank. Perfekt sogar. Der arme, bedauernswerte Sterbenskranke, der auf seinem mühseligen Weg zum Krankenhaus erschossen wird. So eine tragische Geschichte. Und die Bullen würden in jedem Fall das Haus auf den Kopf stellen.

KAPITEL 14
    F ür Gino war der gestrige Tag der anstrengendste seit langem gewesen – allerdings nicht so sehr körperlich als vielmehr psychisch. Die Ermittlungen im Mord an Aimee Sergeant auf diesem schauderhaften alten Lagerhausgrundstück machten ihn fix und fertig. Sie war nur ein knappes Jahr jünger als Helen, seine eigene Tochter, das ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.
    Wenn ein Kind starb, verschwanden alle kulturellen Unterschiede. Den ganzen Tag hatte er an die Eltern des Mädchens denken müssen, und das Herz tat ihm weh davon. In gewisser Weise wurde es sogar noch schlimmer dadurch, dass man die anderen vier Mädchen, die mit ihr zusammen entführt worden waren, unversehrt gefunden hatte. Was musste das für eine Qual für die Eltern sein! Warum ausgerechnet unsere Tochter? Warum musste gerade sie sterben?
    Nimm’s dir nicht so zu Herzen
, hatte Magozzi im Park zu ihm gesagt, aber der arme Kerl hatte eben keine eigenen Kinder. Gino konnte nicht anders, es ging ihm einfach zu Herzen. Das war ein ganz klares Versagen der Ordnungshüter. Irgendwer hätte die Mädchen finden müssen, bevor Aimee starb.
    Immerhin hatte Angela, nachdem er ihr von seinem Tag erzählt hatte, sofort gewusst, wie sie seinen qualvollen Gedankenkreisel unterbrechen konnte. Gott segne sie.
Sie hat die anderen gerettet, Gino. Wenn sie nicht geflüchtet wäre und ihr die Nachbarschaftsbefragung nicht auf alle Häuser in Little Mogadishu ausgedehnt hättet, dann hätte man die Mädchen niemals gefunden.
    Wir hätten die Nachbarschaftsbefragung eben früher machen müssen.
    Gino, du stehst ein bisschen neben dir. Es wusste doch kein Mensch, dass sie überhaupt in Minneapolis sind. Sie hätten überall sein können.
    Ehefrauen waren schon erstaunliche Kreaturen. Zumindest seine. Sie hörte ihm zu, kam sofort zum Wesentlichen und ließ ihn die Dinge auf eine Weise sehen, die es ihm möglich machte, wieder halbwegs gelassen weiterzuleben. Magozzi hatte keine Ehefrau, und Gino fragte sich oft, wie sein Partner den Job aushielt, wenn daheim niemand auf ihn wartete.
    Und so befand sich Gino gerade im Paradies der sechsten Stunde Schlaf, im Mund noch den leichten Knoblauchgeschmack der Spaghetti carbonara, die Angela ihm vorgesetzt hatte, die Gedanken nach drei Gläsern Chianti glücklich ruhiggestellt und Angelas warmen Körper an der Brust, hingestreckt wie eine Katze in der Sonne. Das schrille Klingeln des Telefons auf dem Nachttisch war nicht nur eine Störung – es war ein Sakrileg.
    Er tastete nach dem Hörer, hielt ihn sich ans Ohr und begrüßte den Menschen am anderen Ende der Leitung mit ein paar Unflätigkeiten.
    «He, Gino, entspann dich. Ich bin’s nur. Gut Freund.» Magozzis Stimme klang genau so, wie Gino sich gerade fühlte: erschossen,

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