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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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erfahren, was unserem Joey denn eigentlich zugestoßen ist. Außerdem ist das ja wohl das Mindeste. Beth meinte, Sie wären ausgesprochen nett zu ihr gewesen. Claudes Wagen steht draußen.»
    So weit im Norden wurde es am Abend empfindlich kühl, und Magozzi knöpfte sich den Mantel zu, als sie hinaus auf den Parkplatz traten. Hätte er bloß Handschuhe eingesteckt!
    Sie stiegen alle in den noblen Geländewagen: Claude setzte sich ans Steuer, der Chief machte den Copiloten, und Gino und Magozzi belegten die Rückbank. Kaum hatten sie den hell erleuchteten Parkbereich des Flugplatzes hinter sich gelassen und fuhren auf einem schmalen schwarzen Streifen von Straße durch dichten Fichtenwald, wurden sie von tiefer Dunkelheit verschluckt. Gegen diese undurchdringliche Schwärze konnten selbst die Halogenscheinwerfer des schweren Gefährts kläglich wenig ausrichten. Magozzi hielt den Blick fest auf die beiden Lichtkegel gerichtet, denen der Wagen folgte, und gab sich Mühe, das mulmige Gefühl von Klaustrophobie zu unterdrücken, das immer stärker wurde.
    Gino hingegen war hellauf begeistert. «Mensch, so eine dunkle Nacht habe ich ja noch nie erlebt. Schau dir nur die vielen Sterne an, Leo. Unfassbar! Als hätte jemand da oben eine Tüte Puderzucker ausgekippt.»
    Dem Chief gefiel das offenbar, er ließ erneut sein kehliges Lachen hören. «Hier wird einem eben nichts durch die Lichter irgendwelcher Städte verdorben.»
    «Na, Sie haben’s gut, wenn Sie jeden Abend so viele Sterne sehen. Sind wir schon im Reservat?»
    «Sie waren schon im Reservat, als Sie aus dem Flugzeug gestiegen sind.»
    Das brachte Gino kurz ins Grübeln. «Sie haben Ihren eigenen Flugplatz?»
    «Klar. Wie es sich für ein ordentliches Indianerreservat gehört.» Jetzt lachten der Chief und Claude gemeinsam.
    «Dann sind Sie also reich?»
    «Nein. Wir geben uns einfach nur Mühe und schlagen uns durch, so wie jeder andere auch. Aber natürlich war es hier auch nicht immer so.»
    «Das kannst du laut sagen», bestätigte Claude. «Als ich damals, vierundsiebzig, zum ersten Mal herkam, herrschte hier das Chaos, genau so, wie man es aus den Filmen und Dokumentationen über Indianerreservate kennt. Halbtote Säufer, die mit Knarren wedeln, rostige, aufgebockte Autos vor rostigen, aufgebockten Wohnwagen ohne Klo und fließendes Wasser.» Er bog auf einen noch schmaleren Streifen Straße ab, und der Wagen holperte fast so sehr wie zuvor das Flugzeug. Magozzi riskierte einen Blick in den immer dichter werdenden Wald und glaubte, dort ein Paar gelb glühende Augen zu sehen. «Und das ist jetzt anders?», fragte er in der Hoffnung auf Zustimmung, weil er sich doch sehr darauf freute, irgendwann eine warme Mahlzeit zu bekommen.
    «Völlig anders», antwortete der Chief. «Natürlich haben wir immer noch unsere Probleme, keine Frage. Die Wunden der Geschichte sind tief, man sieht ihre Auswirkungen in allen Reservaten im ganzen Land, auch hier. Aber Elbow Lake macht sich gut, und dafür bin ich sehr dankbar.»
    «Was hat denn zu den Veränderungen geführt?» Gino hielt das Gesicht immer noch ans Fenster gepresst und sah zu den zahllosen Sternen hinauf.
    «Billy Eight-Toes», sagte der Chief. «Ein junger Krieger, der, nachdem er lange durch die heißen Wälder und Sümpfe von Vietnam gestapft war, mit zwei Zehen weniger ins Reservat zurückkam. Nach allem, was er erlebt hatte, erschien ihm das Leben hier plötzlich wie das Paradies, obwohl es das wahrhaftig nicht war. Zufällig wurden gerade in der Woche, als er nach Hause kam, ein paar hundert Hektar Land nördlich vom Reservat wegen Steuerrückständen zwangsversteigert. Wann war das noch, Claude?»
    «Fünfundsiebzig. Der Staat hatte kein Interesse an ein paar lumpigen Hektar Land mitten in der Wildnis, wo man auch noch lauter verrückte Indianer mit Schusswaffen und selbstgebranntem Gin als Nachbarn hat. Aber Billy sah das anders. Er hat sich gedacht, wenn das hier für ihn das Paradies ist, kann es das doch auch für andere Interessierte und Freizeitindianer werden, wenn man vorher ein bisschen aufräumt. Er kam auf die Idee, ein Jagd-Resort zu gründen, wegen des hohen Wildaufkommens. Das ist übrigens heute noch hoch.»
    Der Chief nickte, und die Erinnerung ließ ihn lächeln. «Also haben Billy und seine Brüder zusammen das Hotel gebaut und dazu noch ein paar Jagdhütten, mit Holz aus der Gegend. Und anschließend hat der gerissene Hund angefangen, Werbeanzeigen in verschiedenen Sportzeitschriften

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