Monschau und das Monschauer Land
Schutzhecken liegen und von Wiesen umgeben sind. Wandert man aus dem Dorf hinaus dem Stehlings entgegen, der höchsten Erhebung im Monschauer Stadtgebiet, fallen vielfach niedrige Mauern aus lose aufgeschichteten Feldsteinen auf. Das ist eine Mützenicher Spezialität. Bodenfröste bringen im Winter immer wieder Steine an die Erdoberfläche. Die Bauern haben sie immer wieder aufgesammelt und an den Rändern der Viehweiden aufgeschichtet. Auf diese Weise hielten sie die Wiesen steinfrei. Zum anderen konnte man mit diesen kleinen Mauern das sogenannte Kleinklima ein wenig beeinflussen. Man konnte dem Weidevieh etwas Schutz gegen den hier oben eigentlich immer wehenden Wind verschaffen.
Rotes Venn bei Mützenich
Vor vielen Jahren fand man im Venn beim Torfstechen eine wohl erhaltene, vom Moorwasser konservierte Leiche mit Resten von Rüstung und Bewaffnung, die die Leiche als römischen Legionssoldaten auswies. Wie auch Konzen lag Mützenich an einer römischen Straße. Leider wurde die Leiche damals nicht fachgerecht behandelt, sie zerfiel, ehe sie konserviert werden konnte. Im Mützenicher Wappen lebt sie fort. Es zeigt einen römischen Helm im Mittelpunkt. Die darunter zu sehenden, gekreuzten Torfspaten erinnern an die Bedeutung des Hohen Venns und das Torfstechen dort.
Offiziell wird der Name Mützenich vom keltisch-römischen Namen Mutiniacum abgeleitet. Doch in Mützenich hat man eine andere Erklärung undverweist auf den am Ortsrand im Venn liegenden größten Quarzitblock auf dem Gebiet der Stadt Monschau. Kaiser Karls Bettstatt heißt dieser Block seit altersher. Der Sage nach soll Karl der Große einmal auf diesem Felsen genächtigt haben. Seine Getreuen brachten dem Kaiser ihre Kleidungsstücke zum Unterlegen und Zudecken. Als aber ein ganz Eifriger dem Kaiser seine Mütze geben wollte, habe der Kaiser abgewehrt und gesagt: „Nein, die Mütze nicht!“
Auf dem Felsen kann man übrigens noch die Vertiefungen erkennen, die der kaiserliche Kopf, der Popo und die Füße hinterlassen haben. Verbindet man die drei Dellen miteinander, lässt sich unschwer erkennen, dass Karl der Große wahrhaft groß gewesen sein muss: Mehr als 3 m nämlich!
Da die Bahntrasse der Vennbahn seit dem Versailler Vertrag (1919), mit Ausnahme der Zeit von 1940 bis 1945, belgisches Staatsgebiet ist, hatten die Mützenicher keine Möglichkeit mehr, über deutsches Gebiet aus der Lage ihres Dorfes herauszukommen, zumal es rundum von belgischem Territorium umgeben ist. So hatten die Mützenicher nach dem Zweiten Weltkrieg einen schweren Stand. Zwischen 1945 und 1948 (Währungsreform) war Mützenich bekannt als das Dorf der Kaffeeschmuggler. Es verging damals kein Sitzungstag des Strafrichters am Amtsgericht in Monschau, an dem nicht bis zu einem Dutzend Mützenicher sich wegen Abgabenhinterziehung verantworten mussten, wie der zollfreie Einkauf im Amtsdeutsch hieß. Sie hatten in Belgien Kaffee gekauft, den man in Deutschland damals entweder überhaupt nicht bekam oder nur zu horrenden Preisen.
Aussichtsturm im Roten Venn
Dazu kam, dass die Gemeinde Mützenich ihren gesamten Wald an Belgien verloren hatte. Die Belgier gestatteten zwar den Mützenichern, in diesem unter belgischer Sequesterverwaltung stehenden Wald, weiterhin Holz zu schlagen und nach Mützenich zu schaffen, aber die deutschen Bürokraten erlaubten aus Prinzip den Mützenichern genau das nicht. Die Mützenicher waren also praktisch gezwungen, jahrelang in ihrem eigenen Wald Holz zu „klauen“, wie es ein erboster Mützenicher damals formulierte. 1949 entlud sich dann die Wut der Mützenicher über die bornierte deutsche Verwaltung. Die Mützenicher, damals noch Bürger einer politisch selbstständigen Gemeinde, setzten ihren Gemeinderat ab und suchten den Anschluss an Belgien. Jawohl, die Bürger von Mützenich baten die Regierung des Königreichs Belgien, die Gemeinde aufzunehmen. Durch eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Zusammenarbeit des belgischen Ministerpräsidenten Spaak und des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Karl Arnold konnte das Problem gelöst werden. Mützenich blieb deutsch, auch wenn es bis heute praktisch eine Exklave ist, da zwischen Mützenich und dem übrigen deutschen Territorium der zu Belgien gehörende Bahnkörper der alten Vennbahn liegt.
Rostende Vennbahn
Sehenswert und erlebenswert in Mützenich
Quarzitfelsen Kaiser Karls Bettstatt
Brackvenn mit Hellenketel
Rotes Venn mit Aussichtsturm
Erntedankfest am ersten
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