Monschau und das Monschauer Land
malerische Dörfchen Widdau erreicht. Gute Einkehrmöglichkeit in der „Gastwirtschaft Küpper“.
Über die schmale Autostraße hinab ins Rurtal, nach links und über die Rurbrücke zum gegenüberliegenden Parkplatz. Ab hier heißt es, der Markierung des Eifelsteigs zu folgen, dem stilisierten gelben E auf grün-blauen Grund. Es geht leicht aufwärts über einen Wanderpfad und dann fast immer gleichbleibend hoch über dem Rurtal mit herrlichen Ausblicken über das Tal und nach Widdau hin. Eindrucksvoll ist das Felsmassiv der senkrecht aus dem Rurtal aufragenden Uhusley . Der Pfad erreicht die von Eicherscheid herabkommende Landstraße. Der Eifelsteig folgt ihr aufwärts, unser Rundweg führt jedoch entlang der Straße hinab nach Hammer.
Uhusley
Lammersdorf, durch Edelstahlgießerei groß geworden
Lammersdorf ist der zweitgrößte Ort in der Gemeinde Simmerath und immer noch dank der hier angesiedelten, weltweit bekannten „Junkerwerke“ der wichtigste Industrieort der Gemeinde. Der westliche Teil von Lammersdorf wird durch die heute stillgelegte, sogenannte Vennbahn vom übrigen Ort getrennt. Da die Bahnanlagen belgisches Hoheitsgebiet sind, ist dieser Teil somit von deutschem Boden aus nicht erreichbar und eine deutsche Exklave. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Belgien diese, durch die Vennbahn entstandene Exklave annektieren, ließ diese Pläne aber im April 1949 wieder fallen.
1361 erstmals in einer Urkunde erwähnt, gehört Lammersdorf heute zu den ältesten Siedlungen im Monschauer Land. Im Herbst 1944 begann für Lammersdorf eine sechsmonatige Leidenszeit. Der Ort wurde zum Aufmarschgebiet der deutschen Wehrmacht für die Kämpfe um den Hürtgenwald. Die Bevölkerung wurde von den Nazibehörden ausgewiesen, 300 Personen haben sich damals dem Räumungsbefehl widersetzt und sind daraufhin in einer fanatischen Weise vom deutschen Militär schikaniert worden. In den sechs Monaten, die sich die Kämpfe hier im Raum Lammersdorf-Hürtgenwald hinzogen, haben die Deutschen dieses deutsche Dorf mit bis zu 6.000 Granatenbeschossen, um es den „Vaterlandsverrätern“ heimzuzahlen, dass sie in der Heimat ausgehalten haben. Es ist kein Fall bekannt, dass auch nur einer der für diese Schikanen verantwortlichen Nazi-Offiziere jemals zur Verantwortung gezogen worden wäre.
Blick auf Lammersdorf
Der wirtschaftliche Aufschwung für Lammersdorf hatte 1924 begonnen, als die Firma Otto Junker GmbH sich in Lammersdorf ansiedelte und hier mit Edelstahlgießerei begann und mit dem Bau von heute noch in alle Welt exportierten technischen Schmelzöfen, etwa für Grauguss. Das hat allerdings im Jahre 1962 zu einer Katastrophe im damaligen Kreis Monschau geführt, zu dem Lammersdorf gehörte. Monteure der Firma Junker, die in Indien Anlagen montiert hatten, schleppten die Pockenseuche im Monschauer Land ein. Mehrere Menschen sind gestorben. Außerhalb der Grenzen des Kreises Monschau sahen sich plötzlich alle Autofahrer, die das damals gültige MON-Kennzeichen an ihren Fahrzeugen hatten, wie Aussätzige behandelt. Kraftfahrzeuge wurden an Tankstellen nicht mehr bedient, Krankenhäuser weigerten sich, Patienten aus dem Kreis Monschau aufzunehmen, Arbeiter, Angestellte, ja sogar Beamte, die aus dem Monschauer Land zu auswärtigen Arbeitsstellen pendelten, mussten Zwangsurlaub nehmen. Diese Pockenepidemie von Lammersdorf war die letzte, die es in Deutschland gegeben hat. Heute gilt die Seuche als ausgerottet.
Neubausiedlung in Lammersdorf
Pfarrkirche St. Johannes der Täufer
Es wäre zwar übertrieben, wollte man Lammersdorf als Fremdenverkehrsort bezeichnen, doch die Möglichkeiten, die sich rund um Lammersdorf etwa ins Hohe Venn, zur Kalltalsperre und in die weiten Waldgebiete in Richtung Roetgen oder Zweifall ergeben, sind vielfältig und reizvoll.
Zwei besondere Sehenswürdigkeiten in Lammersdorf sollen nicht unerwähnt bleiben. Da ist zum einen das Bauernmuseum Lammersdorf. Mindestens bis zum Beginn der Entwicklung zum Industriestandort 1924, grundsätzlich aber doch bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, war Lammersdorf landwirtschaftlich geprägt. Einige erhalten gebliebene, sehr schöne Winkelhöfe erinnern noch daran. All das aber, was das bäuerliche Leben früher hier oben am Rande des Hohen Venns und der großen Wälder geprägt hat, von den Wohnräumen und Stallungen, Scheunen und Werkstätten bis zu den vielerlei Werkzeugen und Gerätschaften ist in einem Lammersdorfer Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert
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