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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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die Frist für die Zuschüsse überschreiten.«
    Paul kaute auf seiner Unterlippe. »Stimmt. Das werden wir auf keinen Fall schaffen. Aber wenn wir Einkünfte und genügend Reservierungen haben, wird uns die Bank vielleicht doch noch zu einem späteren Zeitpunkt einen Kredit für das Dach geben.« Er strahlte sie an. Sein Optimismus war ansteckend. »Zumindest haben wir jetzt noch einmal eine Chance!«
    Sie wurden von einem lauten Krachen aus dem Keller unterbrochen, dem ein leises Fluchen folgte, und Paul eilte die Treppe hinunter, während Lorna auf der Suche nach einer Eingebung die Küche durchstöberte. Zwanzig Minuten später fiel ihr die Chorizo-Wurst ein, die hinten im Schrank vor sich hin schlummerte. Sie hatte sie ursprünglich gekauft, um ein neues Rezept auszuprobieren, dann aber jegliche Begeisterung verloren. Perfekt. Damit ließe sich ein wunderbarer Bohneneintopf zaubern. Sie war gerade mit den Vorbereitungen fertig und wollte mit dem Kochen beginnen, als sie laute Stimmen im Speiseraum vernahm. Paul streckte seinen Kopf zur Küchentür herein.
    »Hast du deinen Zauberhut auf?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Na ja, schaffst du es, daraus ein Essen für elf Leute zu zaubern?«, fragte er und deutete auf den Haufen Wurstscheiben und in Stücke geschnittener Tomaten und Zwiebeln auf dem Schneidebrett.
    »ELF?«
    Paul grinste und hielt die Tür auf, damit sich Lorna selbst überzeugen konnte.
    » Bonsoir, Lorna«, begrüßte sie ein Stimmenchor, als sie erstaunt all die Leute betrachtete, die sich in dem großen Raum drängten. Stephanie war da, Annie vom Berg oben, Josette aus dem Laden, die Postmeisterin, deren Namen sie nicht kannte und die nach dem Feuer immer noch an Krückenging, außerdem ein älterer Mann und eine ältere Frau, die sie noch niemals zuvor gesehen hatte.
    »Wir sind hier, um zu helfen«, verkündete Josette, über deren Armen sich ein Stoffberg türmte, sodass ihr Gesicht kaum zu sehen war. »Und wir haben einige Dinge mitgebracht, von denen Stephanie sagt, dass Sie sie für die Hôtel de Tourisme -Prüfung benötigen würden.«
    Lorna nahm ihr die Last ab, bei der es sich offenbar um zwei Paar Vorhänge handelte.
    »Für die Gästezimmer«, erklärte Josette.
    Einer nach dem anderen trat vor, und jeder hatte etwas mitgebracht. Stephanie steuerte mehrere Eimer weiße Farbe bei, mit denen sie die Flecken an der Decke überstreichen konnten, und der Mann, den man ihr als Alain Rougé vorstellte, hatte eine Auswahl an Lampen, mehr, als sie benötigten. Annie erklärte ihr, dass sie zwei zusammengerollte Teppiche aus ihrem Haus in Stephanies Wagen hatte, die bei dem Sturm leicht beschädigt worden waren und von der Versicherung ersetzt werden würden, als Übergangslösung aber durchaus taugten. Einer davon war ein Läufer, der sich für den Flur eignete. Und dann teilte ihnen die alte Dame, deren Name Monique Sentenac lautete, mit, dass sie ein Bett in ihrem Wagen mitgebracht habe. Sie entschuldigte sich dafür, dass es ein wenig altmodisch und seit zwanzig Jahren nicht mehr benutzt worden sei, und murmelte etwas von einem Vikar, was alle zum Lachen brachte. Schließlich humpelte die Postmeisterin, deren Name Véronique war, unbeholfen auf sie zu, da sie trotz Krücken etwas zu transportieren versuchte.
    »Ich habe alles im Feuer verloren«, sagte sie. »Deshalb habe ich Ihnen das hier mitgebracht.«
    Lorna nahm ihr das große Bündel ab, das sie bei sich trug, und legte es auf den Tisch. Als sie die Decke, in die eseingewickelt war, zur Seite schlug, kam eine der seltsamsten Statuen zum Vorschein, die sie jemals gesehen hatte. Es schien eine an Lepra erkrankte Schafhirtin mit einer grausigen Halswunde zu sein, die von einem missgebildeten Lamm begleitet wurde. Dennoch stiegen Lorna die Tränen in die Augen.
    »Das ist St. Germaine«, erklärte Véronique. »Sie hat mir Glück gebracht, vielleicht hilft sie auch Ihnen.«
    »Vielen Dank!«, erwiderte Lorna und schloss die Frau spontan in die Arme.
    »Was muss ich da sehen?«, ertönte Christians dröhnende Stimme von der Hintertür. »Du gibst meine Geschenke jetzt schon weg, Véronique?«
    »Reg dich ab, Christian. Ist ja bloß leihweise«, sagte Annie kichernd. Sie flüsterte Lorna zu: »Keine Sorge. Sie wird das Ding nach der Prüfung wiederhaben wollen!«
    Innerhalb weniger Minuten machten sich alle an die Arbeit. Die Teppiche wurden nach oben getragen, das Bett zusammengebaut, Vorhänge aufgehängt, die Lampen in die Zimmer

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