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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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zu umgehen, wonach die Gemeindeinnerhalb von zwei Monaten, nachdem der Besitz zum ersten Mal zum Verkauf angeboten wurde, tätig werden musste. Er hatte dargelegt, dass Monsieur Loubet den Besitz faktisch im Oktober vom Markt genommen hatte, als er zustimmte, ihn an den Schwager des Bürgermeisters zu verkaufen. Dadurch, dass er dann das Angebot des britischen Paares annahm, hatte Loubet laut dem Bürgermeister die Auberge wieder auf den Markt gebracht, und demzufolge hatte die Gemeinde das Vorkaufsrecht. Und Serge Papon war entschlossen, dieses Recht geltend zu machen.
    »Ist das normal?«, flüsterte Josette Christian zu.
    »Was denn?«
    »Pascal hat seinen Namen unter den Antrag gesetzt.«
    Christian stutzte, erkannte dann aber, dass sie recht hatte. Warum um alles in der Welt ließ der Bürgermeister ihn das tun, wo er den Mann und dessen blanken Ehrgeiz ganz offenbar verachtete?
    Pascal, dem klar wurde, dass die Sitzung erneut außer Kontrolle zu geraten drohte, schlug mit seinem metallenen Brillenetui auf den Tisch und rief die Anwesenden zur Ordnung, wobei seine Stimme zitterte, als er seine Autorität geltend zu machen versuchte.
    »Wenn wir dann bitte mit der Abstimmung beginnen könnten? Ich würde dich nur ungern länger hier festhalten, als unbedingt notwendig, René!«
    Er schenkte dem untersetzten Klempner ein albernes Lächeln, der daraufhin eine Erwiderung brummte, die Christian nicht verstand, die aber bestimmt nicht schmeichelhaft gewesen war. Pascal schien ganz offenbar der gleichen Meinung zu sein, da er René nicht bat, seinen Kommentar Monique Sentenac zuliebe, die das Protokoll führte, noch einmal zu wiederholen. Stattdessen fuhr er mit der Abstimmung fort.
    »Diejenigen, die dafür sind, heben bitte die Hand.«
    Christian hielt den Atem an.
    Er wusste, ohne hinzusehen, dass sowohl Serge als auch Pascal ihre Hände heben würden. Ebenso wie Bernard Mirouze, der unendlich dankbar dafür war, dass er die Stelle als cantonnier der Gemeinde ergattert hatte – mit dubiosen Methoden, wie einige vermuteten –, und alles tun würde, worum ihn der Bürgermeister bat. Aber was war mit den abwesenden Stimmberechtigten?
    Natürlich! Christian schlug sich mit dem Handballen auf den Oberschenkel. Natürlich! Deshalb hatte der Bürgermeister es Pascal überlassen, den Antrag zu stellen: um die nötige Unterstützung zu sichern.
    Beide abwesenden Wähler, Lucien Biros und Geneviève Souquet, Pascals Cousine, lebten ständig in Toulouse und gehörten der Fraktion der Zweitwohnsitzbesitzer an, die Pascal an die Macht gebracht hatte. Das verschaffte ihm fünf Stimmen. Es gab elf Ratsmitglieder, und eine Mehrheit war erforderlich, um eine Abstimmung zu gewinnen. Sie benötigten also lediglich eine weitere Stimme, damit der Antrag angenommen wurde, und soweit es den Bürgermeister anging, gehörte die Christian.
    Christian spürte Schweißtropfen über seinen Rücken rinnen, als er das Ausmaß dessen, was er zu tun beabsichtigte, zu erfassen begann. Er war im Begriff, sich den mächtigsten Mann der Gemeinde zum Feind zu machen.
    Er verschränkte die Arme und schluckte nervös.
    »Diejenigen, die dafür sind …« Pascal zog das Blatt, das er in der Hand hielt, zu Rate, als lese er es zum ersten Mal. »In Abwesenheit: Lucien Biros und Geneviève Souquet.«
    Er hob den Blick und begann die Stimmen im Raum zu zählen. »Von den Anwesenden: Pascal Souquet, Serge Papon, Bernard Mirouze und Christian Dup …«
    Mit einem Mal bemerkte er, dass Christians große Hände unter seinen Achseln klemmten, seine Arme vor seiner breiten Brust verschränkt waren, als hielten sie seinen Körper davon ab, sein Gewissen zu verraten. Pascal verstummte jäh.
    »Christian?«, quiekste er.
    Christian schüttelte langsam den Kopf. Er spürte, wie die Röte über seinen Kragen hinaufkroch und sein Gesicht zu glühen begann, und er war dankbar für Josettes Unterstützung, deren Hand unter dem Tisch sein Knie umklammerte.
    Verblüfft über die unerwartete Wendung der Ereignisse sprang Pascals Blick hektisch zwischen Christian und dem Bürgermeister hin und her, als schaute er sich ein unsichtbares Tennisspiel an.
    »Ääähh … ja … also … Stimmen dafür … ääähhh … ich schätze, das wären dann fünf. Und, ääh … Stimmen dagegen?
    Christan entließ seine Hände aus ihrer Gefangenschaft und reckte einen Arm in die Luft.
    »Tssssssssssssss.«
    Das Geräusch stammte vom Bürgermeister und klang wie die plötzliche Freisetzung

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