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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Josette, als Christian ihr Küsse auf beide Wangen drückte.
    »Also was?«
    »Hast du irgendwelche besseren Ideen?«
    Christian seufzte und lehnte sich schwer auf die Theke – zum einen, um das Gewicht von seinen Füßen zu nehmen, und zum anderen, um zu vermeiden, sich den Kopf an den Wurstketten zu stoßen, die von der Decke herabbaumelten.
    »Ist gar nicht so einfach.«
    Annie schnaubte wieder.
    »Waschischtdarandennschwierisch? Schihamdie Auberge verkauft. Punkt.«
    Véronique nickte. Sie war ausnahmsweise einmal der gleichen Meinung wie die Frau, die Mutter zu nennen ihr normalerweise peinlich war.
    »Es kommt mir ein bisschen unfair vor, sich auf diese Weise gegen die neuen Besitzer zusammenzurotten. Es ist ja fast eine Art Mobbing. Und der Vorschlag des Bürgermeisters ist, gelinde gesagt, ziemlich drastisch.«
    »Ihr versteht wohl nicht recht, worum es hier geht«, sagte Christian protestierend und errötete unter den Blicken der beiden Estaques. »Wenn das Restaurant scheitern sollte, wird das der Gemeinde finanziell wehtun. Und das ist, angesichts der Nationalität der neuen Besitzer, ziemlich wahrscheinlich. Jedes Kind weiß doch, dass die Engländer nicht kochen können. Man müsste doch von allen guten Geistern verlassen sein, um dort zu essen!«
    »Na ja, was die letzten Besitzer geboten haben, war auch nicht gerade umwerfend, und da hat sich der Bürgermeister nicht die Mühe gemacht, einzugreifen.«
    Christian blickte sie aufrichtig verwundert an.
    »Was stimmte denn nicht mit Loubets Restaurant? Das Essen war doch toll!«
    Annie und Véronique brachen in schallendes Gelächter aus, was die schwindende Röte auf Christians Gesicht wiederauffrischte. Josette unterdrückte ein Grinsen, als er sich an sie wandte, damit sie ihn unterstützte.
    »Was denn? Warum lacht ihr denn alle? Es war ein gutes Restaurant.«
    »Esch war scheische!«, platzte Annie heraus, und ausnahmsweise stellte die Kombination aus breitem Akzent, falschen Zähnen und Schnellsprechen einmal kein so großes Hindernis für die Verständigung dar. »DieLoubethattekeinenSchimmervomKochen!«
    »Aber … aber … ich fand ihr Essen klasse.«
    Véronique lachte wieder, und Christians Gesicht erglühte.
    »Das ist ja auch kein Wunder, wo du doch die Kochkünste deiner Mutter ertragen musst. Sie ist die einzige Frau, die ich kenne, die glaubt, dass Karbon ein Gewürz ist!«
    Christian hob zum Zeichen, dass er sich geschlagen gab, die Hände in die Höhe und grinste schwach. Dem vermochte er nichts entgegenzusetzen. »Na schön. Ich hab’s verstanden. Und was schlagt ihr vor?«
    »Ischlaggarnixvor.« Annie sammelte ihre Einkaufstüten ein, um sich auf den Weg zu machen. Sie hatte schon viel mehr gesagt, als sie es gewöhnlich tat, wenn es um Gemeindeangelegenheiten ging. Obgleich unbestritten mit ihr verwandt – ungeachtet der Versuche Véroniques, sie in der Öffentlichkeit zu verleugnen –, teilte Annie ganz und gar nicht die Leidenschaft ihrer Tochter für Lokalpolitik.
    »MuschnachHauschdieHundefüttern. – diehammehrVerschtand.« Sie fuhr sich noch einmal mit dem Ärmel über den Mund, amüsierte sich darüber, wie ihre Tochter zusammenzuckte, und verließ den Laden.
    Josette und Véronique beugten sich zu Christian hinüber und begannen die verschiedenen Alternativen zu diskutieren,die ihnen blieben. Im Hintergrund lehnte Jacques mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht an dem kleinen Kühlschrank neben der Tür. Er vermochte nicht die genauen Details des Plans zu hören, aber das musste er auch gar nicht. Solange Serge Papon und sein unausstehlicher Handlanger nicht bei allem ihren Willen durchsetzten, bestand noch Hoffnung für die Gemeinde.
    Nach den Umwälzungen, die die Revolution mit sich gebracht hatte, hatten die gut tausend Einwohner der drei Dörfer Picarets, La Rivière und Fogas die Gelegenheit beim Schopf gepackt, um sich von der Gemeinde Sarrat auf der anderen Seite des Flusses zu lösen und ihre eigene Verwaltung aufzubauen. Über viele Generationen hinweg hatten sie darüber geschimpft, bei jedem Wetter den Fluss überqueren zu müssen, um zum Rathaus zu gelangen. Nun lag es in ihrer Macht, die Entscheidung über den Sitz ihrer neuen Kommunalverwaltung zu treffen und die Unannehmlichkeiten für immer aus dem Weg zu schaffen. Und sie hatten sich für Fogas entschieden.
    Christian verfluchte nicht zum ersten Mal die Dummheit seiner Vorfahren, als sich sein Wagen den steilen Hang hinaufquälte, der zu dem auf einem

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