Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
Vom Netzwerk:
Général in Foi x oder sogar bis in den Conseil Régional in Toulouse. Und wenn er erst einmal eine solche Macht innehätte, müsste er auf niemanden mehr Rücksicht nehmen. Außer auf Fatima natürlich.
    Die Stimmen im Nebenzimmer holten ihn in die Gegenwart zurück, und er nahm hinter dem großen Schreibtisch vor dem Fenster Platz und gab sich alle Mühe, so auszusehen, als gehörte er hierher, auch wenn er sich durch die Größe des Raumes ein wenig eingeschüchtert fühlte. Er konnte hören, wie Céline Leuten sagte, sie sollten durchgehen. Wahrscheinlich war sie wieder einmal zu faul, um aufzustehen und die Besucher hineinzuführen. Gleich darauf ertönte ein Klopfen an der Tür, und Monsieur und Madame Webster traten ein.
    »Bonjour«, begrüßte ihn Monsieur Webster mit einem leicht überraschten Tonfall, als er sah, dass es der stellvertretende Bürgermeister war, der auf sie wartete.
    Pascal deutete mit einer majestätischen Geste auf die beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen, ohne sich die Mühe zu machen, aufzustehen.
    Er sah zu, wie die beiden verlegen und sichtlich verunsichertPlatz nahmen. Ach, wie würde er die nächsten Minuten genießen! Die Macht zu haben, sie bitten und betteln zu sehen, denn das war mit Sicherheit der Grund, warum sie hier waren.
    »Wo ist der Bürgermeister?«, fragte Monsieur Webster auf diese direkte Art und Weise, wie sie so typisch war für Zweitsprachler, die nicht über das Vokabular der Diplomatie verfügen. Da sein erwartetes Vergnügen nur von kurzer Dauer gewesen war, fauchte Pascal zurück: »Er ist unabkömmlich!«
    »Unabkömmlich?«, mischte sich Madame Webster mit ihrem breiten Akzent ein, der jeglicher seiner Muttersprache innewohnenden Romantik den Garaus machte. Er ignorierte sie einfach.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er, lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte die Spitzen seiner langen Finger vor seinem Körper gegeneinander.
    Aber Madame Webster ließ nicht locker. Ihre Stimme klang durchdringender als zuvor.
    »Tut mir leid. Wir haben Termin bei Bürgermeister Papon. Bitte, wo ist er?«
    Pascal drehte langsam den Kopf. Er hatte erwartet, dass sie vor Angst erzittern würde, doch stattdessen lehnte sie sich nur noch weiter über den Schreibtisch. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie Monsieur Webster ihr beruhigend die Hand auf den Arm legte.
    »Wie schon gesagt«, erwiderte er frostig, »er ist unabkömmlich. Also, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Es geht um die Schließung«, begann Monsieur Webster, als sich seine Frau sichtlich verärgert widerstrebend in ihrem Sitz zurücklehnte. »Wir wollen den Bürgermeister bitten, sie zu heben auf.«
    Pascal schmunzelte.
    »Ich vermute, Sie meinen aufzuheben ?« Er zögerte einen Moment, als denke er über die Möglichkeit nach, und ließ die Spannung steigen. Und dann hatte er seine helle Freude daran, ihre Hoffnungen zunichtezumachen.
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    »Nicht möglich? Wieso?«
    »Weil die Auberge nun einmal nicht den französischen Sicherheitsbestimmungen entspricht. Unter diesen Umständen wäre es unverantwortlich, Ihnen zu erlauben, den Betrieb weiterzuführen.« Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    »Und das ist auch Meinung von Bürgermeister?«, warf Madame Webster ein.
    Pascals Nasenflügel bebten.
    »Madame«, erklärte er auf die hochmütigste Weise, die er zustande brachte. »Seien Sie versichert, dass der Bürgermeister und ich diese Angelegenheit besprochen haben und dass ich ihn heute ganz in seinem Sinne vertrete, wenn ich Ihnen sage, dass eine Rücknahme der Schließung nicht möglich ist.«
    »Hast du das alles verstanden?«, fragte Lorna Paul, der eine Fünfzig-fünfzig-Geste mit der Hand vollführte.
    »Ich glaube, das war im Grunde ein Nein!«
    Gereizt angesichts dieser Häufung von Beleidigungen stieg Pascals Blutdruck noch weiter in die Höhe, als er sich mit diesem raschen Wortwechsel in Englisch konfrontiert sah, den er nicht verstand. Wie konnten sie es wagen! Ihm in seinem eigenen Land das Gefühl zu geben, ein Ausländer zu sein!
    »Sonst noch etwas?«, fragte er, vor Herablassung strotzend.
    »Ja. Eine Sache.« Monsieur Webster konsultierte den Notizblock auf seinem Schoß und las den Satz vor, den ervorbereitet hatte. »Wir ersuchen Sie um eine zweite Brandschutz- und Sicherheitsprüfung.«
    Pascal musste sich ein Lächeln verkneifen. Fatima hatte recht gehabt. Sie hatte ihm prophezeit, dass sie darum bitten würden, nachdem

Weitere Kostenlose Bücher