Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
helfen.«
»Schieß los.«
»Kennst du die Auberge des Deux Vallées in Fogas?«
Sein Gesicht verdüsterte sich, denn der saure Nachgeschmack, den die Prüfung bei ihm hinterlassen hatte, war ihm noch in Erinnerung.
»Nur zu gut, fürchte ich. Der Bürgermeister dort ist ein ziemlicher Gauner.«
»Dann würdest du doch bestimmt gern den neuen Besitzern helfen!?«
Major Gaillard lehnte sich neugierig an seinem Schreibtisch nach vorn und löste damit eine wahre Papierlawine aus, die Blätter zu Boden regnen ließ.
»Erzähl mir mehr«, sagte er, ohne das Durcheinander weiter zu beachten.
Brigitte erläuterte ihm ihren Plan, und als sie sein Büro eine halbe Stunde später wieder verließ, war sie wesentlich optimistischer gestimmt, was das Schicksal der beiden Engländer anging, die sie an diesem Tag kennengelernt hatte.
Stephanie Morvan hatte recht, dachte sie, als sie zu ihrem Wagen zurückging. Leidenschaftliche Begeisterung für eine Sache hatte eine Menge für sich.
Kapitel 15
»Soll ich den Kerosinofen im Büro des Bürgermeisters einschalten?«, erkundigte sich Céline, die schwer geprüfte Sekretärin im Rathaus von Fogas.
Pascal Souquet entrüstete sich sogleich in Anbetracht der vermeintlichen Beleidigung. War es wirklich nötig gewesen, darauf hinzuweisen, um wessen Büro es sich handelte?
»Nein!«, blaffte er. »Die bleiben nicht lange. Dafür werde ich schon sorgen!« Er schritt an ihr vorbei und schloss energisch die Tür hinter sich, wodurch ihm das dramatische Augenverdrehen seiner Untergebenen entging, deren Kündigungsschreiben schon aufgesetzt war, sollten die politischen Ambitionen des verhassten Vizebürgermeisters jemals von Erfolg gekrönt sein.
Aber Pascal nahm dies gar nicht wahr, als er in den arktischen Temperaturen des großen Raumes, der normalerweise das Reich von Serge Papon war, auf und ab ging und die nackten Holzdielen unter seinen ungeduldigen Füßen zum Knarren brachte. Er hatte gemischte Gefühle, was diesen Termin heute anging. Einerseits war er sauer darüber, sozusagen um kurz vor zwölf vom Bürgermeister gebeten zu werden, wieder einmal für ihn einzuspringen. Das war in den letzten Wochen oft genug vorgekommen, ohne dassdieser irgendeine Entschuldigung für seine wiederholte plötzliche Abwesenheit genannt hatte, obgleich die Gerüchteküche nun, da seine Frau verreist war, brodelte. Doch trotz seiner Verärgerung genoss es Pascal, das Sagen zu haben – insbesondere bei dem Termin, der am heutigen Morgen anstand.
Er schritt zum Fenster hinüber, ließ seinen Blick über Fogas hinwegwandern und spürte dabei das Kribbeln des Ehrgeizes in seinen Adern.
Wie lange würde es wohl noch dauern, bis er die völlige Kontrolle übernahm? Die nächsten Gemeindewahlen waren noch fünf Jahre entfernt. Er war sich nicht sicher, ob er die idiotischen Machenschaften von Serge Papon noch so lange ertragen würde. Oder die nervige Kompromissbereitschaft eines Christian Dupuy.
Das waren eben Bauern.
Er wandte sich vom Fenster ab und rieb die Hände, um die Kälte zu vertreiben.
Natürlich bestand noch eine weitere Möglichkeit, auf die Fatima hingewiesen hatte. Vielleicht war Papons Zeit ja abgelaufen. Sein Verhalten in der nahen Vergangenheit hatte für Unruhe in der Gemeinde gesorgt, da der ohnehin schon langsame Betrieb nun im Schneckentempo vonstattenging. Philippe Galy hatte sich gestern am Telefon wutentbrannt darüber beschwert, dass die nächste Ratssitzung so kurzfristig abgesagt worden war und die Entscheidung über seine Baugenehmigung nun schon zum zweiten Mal hinausgeschoben wurde.
Nicht dass die Gemeinde noch eine weitere gîte brauchte. Pascal hätte sein Ersuchen glatt abgelehnt, aber Fatima hatte ihm geraten, auf der Hut zu sein, und ihm in Erinnerung gerufen, dass Philippe Galy zurzeit noch eine unbekannte Größe bei den Abstimmungen im Gemeinderatdarstellte und man ihn im Hinblick auf zukünftige Wahlentscheidungen für sich gewinnen und nicht etwa vor den Kopf stoßen sollte.
Damit hatte sie natürlich wieder einmal nicht ganz unrecht. Aber wie er es hasste, Rücksicht auf diese kleinen Leute nehmen zu müssen!
Dennoch, wenn der Bürgermeister sich weiterhin so unberechenbar zeigte, könnte sich Pascal womöglich schneller in dem von ihm so begehrten Amt wiederfinden, statt ein weiteres Mal auf den letzten Drücker als Vertreter einspringen zu dürfen. Und dann wäre der Weg frei für ihn, es noch weiter zu bringen, vielleicht bis in den Conseil
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