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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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davonkommen«, erklärte der junge Polizist, der sie um einiges überragte. »Aber Sie sollten vorsichtiger sein.«
    »Es tut mir wirklich leid.« Madame Dubois gab sich alle Mühe, zerknirscht dreinzublicken, was in Anbetracht ihrer gegenwärtigen Stimmung eine ziemliche Leistung darstellte. »Ich verspreche Ihnen, dass es nicht noch einmal vorkommen wird, Wachtmeister …«
    »Wachtmeister Gaillard.« Der Mann hielt ihr die Tür auf, als sie wieder in den Wagen stieg, und mit einem Mal erkannte sie die Familienähnlichkeit.
    »Wachtmeister Gaillard? Major Didier Gaillards Sohn?«
    »Ich fürchte, ja.« Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln, als er den prüfenden Blick der Bekannten seines Vaters auf sich ruhen spürte.
    »Nun, Sie machen ihm alle Ehre«, sagte sie. »Wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, richten Sie ihm Grüße von Brigitte Dubois aus.«
    Sie schloss die Tür und bog vorsichtig vom Straßenrand zurück auf die Fahrbahn. Er folgte ihr in einiger Entfernung bis nach St. Girons, und sie fuhr nicht ein einzigesMal mehr zu schnell. Als er an dem Abzweig nach Foix an ihr vorbeifuhr, hob er zum Gruß die Hand und war verschwunden.
    Aber er hatte sie auf eine Idee gebracht.
    Während die eine Hälfte ihres Gehirns den Wagen fuhr, war die andere damit beschäftigt, zu planen.
    Major Didier Gaillard. Warum war ihr das nur noch nicht früher eingefallen? Als die Person, die sämtliche Brandschutz- und Sicherheitsprüfungen in Ariège überwachte, hatte er die Macht, eine Prüfung anzusetzen, wann immer er es für angebracht hielt, unabhängig davon, welche Einwände der Bürgermeister der Gemeinde auch haben mochte.
    Vielleicht wäre er in der Lage, zu helfen. Sie könnten hinter dem Rücken des Bürgermeisters eine Prüfung der Auberge des Deux Vallées organisieren, sodass die englischen Hoteliers zumindest imstande wären, noch pünktlich mit dem ganzen Papierkram fertig zu werden, sollten sie durch irgendeinen Zufall doch die Mittel auftreiben, um bis Ende Januar die geforderten Arbeiten zu erledigen.
    Nach einer halben Stunde umsichtigen Fahrens hatte Madame Dubois die Zentrale der Feuerwehr im Zentrum von Foix erreicht. Sie betrat die Eingangshalle und wurde gebeten, sich in den ersten Stock zu begeben. Mit Akten gefüllte Kisten standen am Rand einer jeden Treppenstufe, und weitere waren im ganzen Flur gestapelt, versperrten die Notausgänge und schufen generell ein gefährliches Arbeitsumfeld. Welch eine Ironie, dass diese Abteilung hier die Aufgabe hatte, für die Sicherheit am Arbeitsplatz zu sorgen.
    »Brigitte!«, rief Major Gaillard, als sie im Türrahmen seines Büros auftauchte. »Das ist ja eine Ewigkeit her!«
    Er küsste sie auf beide Wangen, und sie atmete den dezentenDuft seines teueren Rasierwassers ein. Er hatte sich nicht verändert. War vielleicht ein bisschen grauer an den Schläfen und hatte ein paar Falten mehr in seinem wettergegerbten Gesicht, aber er sah immer noch fit aus und hatte wie früher ein Funkeln in den Augen.
    »Hallo, Didier«, erwiderte sie ein wenig schüchtern, als er ihr bedeutete, Platz zu nehmen. »Wie läuft’s denn so bei dir?«
    Er lächelte süffisant und breitete die Arme aus, um die Papierlawine zu umschließen, die sich über seinen Schreibtisch ergoss und zu Boden zu rutschen drohte.
    »Viel Arbeit!«
    »Und Colette?«
    Er senkte den Kopf, und das Lächeln verschwand. »Wir sind geschieden. Du weißt ja, wie das ist. Die Kinder sind aus dem Haus, und wir haben uns irgendwie auseinandergelebt …« Er zuckte mit den Schultern, als wäre er sich des Klischees bewusst, das er lebte.
    Brigitte hatte keine Ahnung, wie es war, denn sie hatte nie geheiratet, obwohl sie durchaus ihre Chancen gehabt hatte. Sie spürte, wie sich eine gewisse Verlegenheit breitmachte, und platzte mit dem Erstbesten heraus, das ihr einfiel.
    »Ich habe vorhin deinen Sohn getroffen. In der Nähe von St. Girons.«
    »Nicolas? Hoffentlich nicht in dienstlicher Funktion?«
    Nun war Brigitte an der Reihe, mit den Schultern zu zucken, und sie warf ihm dabei ein verschmitztes Lächeln zu.
    »Er hat mich mit einer Verwarnung davonkommen lassen.«
    Major Gaillard stieß ein bellendes Lachen aus, als sie ihm den gleichen Rehblick zuwarf, der schon bei seinem Sohn so erfolgreich gewesen war.
    »Immer noch ganz die alte Brigitte. Was führt dich hierher?«
    »Na ja, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es klappen wird, aber vielleicht kannst du mir

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