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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Inspektorin die Hand zu schütteln und ihr für ihre Mühe zu danken.
    »Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen werden«, sagte Madame Dubois, bevor sich die Tür hinter ihr schloss und sie sie in ihrer Enttäuschung schweigend zurückließ.
    »Tut mir leid. Ist meine Fehler –«, begann Stephanie, aber Lorna brachte sie mit einer Umarmung zum Schweigen.
    »Wagen Sie es ja nicht, die Schuld auf sich zu nehmen!«, rief sie. »Sie sind die Einzige hier, die versucht, uns zu helfen.«
    »Aber es ist nichtsnutzig! Ich ’abe versagt.«
    »Lorna hat recht, Stephanie«, erwiderte Paul. »Sie haben alles getan, was in Ihrer Macht stand, und dafür sind wir Ihnen sehr dankbar.«
    »Und was werden Sie machen jetzt?« Sie zog sich ihre Jacke über und griff nach ihren Taschen.
    Paul neigte nachdenklich den Kopf zur Seite.
    »Nun, uns bleibt immer noch eine Möglichkeit. Wir können am Donnerstag an den Bürgermeister appellieren, die Schließung rückgängig zu machen.«
    Lorna gab ein Schnauben von sich.
    »Doch, ernsthaft. Einen Versuch ist es allemal wert. Sollte er zustimmen, könnten wir die Bank noch einmal um einen Kredit bitten. Wenn wir Einkünfte haben, werden sie es sich vielleicht noch einmal anders überlegen.«
    »Und die Arbeit? Können Sie alles bis Ende von die Januar fertig machen?«, fragte Stephanie.
    »Möglicherweise.«
    Stephanie zuckte mit den Schultern.
    »Ich wünsche Ihnen auch Glück, wie die kleine braune Inspektor!«, sagte sie mit einer letzten Umarmung, ehe sie sich auf den Weg machte.
    Lorna beobachtete, wie sie die Stufen der Hintertreppe hinunterging, bevor sie sich Paul zuwandte.
    »Ist das dein Ernst?«, fragte sie. »Glaubst du wirklich, dass wir noch eine Chance haben?«
    Paul legte ihr einen Arm um die Schultern.
    »Nicht den Hauch einer Chance«, murmelte er. »Ich konnte es nur nicht ertragen, Stephanie so niedergeschlagen zu sehen.«
    Lornas Augen waren voller Traurigkeit.
    »Dann werden wir die Auberge also zum Verkauf anbieten?«
    »Wir haben keine andere Wahl.«
    Er gab ihr einen Kuss auf den Scheitel, und sie blieben schweigend stehen und schauten über den Fluss hinweg auf die nackten Bäume und die kahlen Berge, die so unwirtlichwirkten im späten Sonnenlicht. Irgendwie waren ihre Träume, die einmal in der Wärme der Sommersonne entstanden waren, in der rauen Wirklichkeit des Winters verkümmert.
    Madame Dubois ließ den Motor aufheulen und schaltete krachend durch die Gänge, als sie sich dem Kreisverkehr von Kerkabanac näherte. Ihre Erbitterung wirkte sich auf ihren Fahrstil aus, der schon unter den besten Bedingungen nicht gerade umwerfend war. Sie blickte nach links, um zu sehen, ob die Straße frei war, und dabei bemerkte sie aus dem Augenwinkel das Schild, ein schlichtes hölzernes Rechteck, in Grün und Cremefarben gehalten und mit schnörkelhafter Schrift versehen:
    Auberge des Deux Vallées – Hôtel/Restaurant
    Sie verzog das Gesicht, drehte den Kopf ruckartig zur anderen Seite und zog kurz vor einem Motorradfahrer heraus, dessen Verärgerung sie mit einem entschuldigenden Winken quittierte, ehe sie versuchte, sich auf die Straße zu konzentrieren, die vor ihr lag.
    Aber es war sinnlos. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu dem Dilemma zurück, in dem das englische Paar steckte, und ihre Verdrossenheit wuchs. Wenn der Bürgermeister entschieden hatte, die Auberge wegen der ausstehenden Brandschutz- und Sicherheitsbescheinigung zu schließen, so war das sein gutes Recht, egal wie ungerecht die Sache auch erscheinen mochte. Oder wie korrupt. Und wenn er sie tatsächlich mattsetzen wollte, konnte er die neuerliche Prüfung hinauszögern, bis die Frist für die Beantragung der Zuschüsse abgelaufen war.
    Sie hatten im Grunde nicht die geringste Chance.
    Die Inspektorin schüttelte angesichts des Verhaltens ihres Landsmannes empört den Kopf, und ihr Fuß senkte sich als Reaktion darauf auf das Gaspedal. Bald schon flog der Fluss an ihrem Fenster vorüber, und die Felsen zu ihrer Linken rauschten nur so vorbei, während sie sich immer weiter in ihre Wut hineinsteigerte. Sie war es nicht gewohnt, sich derart machtlos zu fühlen. Als das blaue Licht in ihrem Rückspiegel aufleuchtete, war es ihr gelungen, bis auf hundert Stundenkilometer zu kommen, was, wie der Beamte erklärte, als er mit ihr am Straßenrand stand, im Hinblick auf die kurvenreichen Straße entlang der Schlucht schon ein ziemliches Kunststück war.
    »Ich lasse Sie dieses Mal noch mit einer Verwarnung

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