Monster
Aussicht auf Sicherheit oder Profite, ganz zu schweigen von langfristigen Investitionen. In den meisten Fällen besitzt er nichts weiter als einen kleinen Flecken Land, auf dem sein Haus steht, und häufig genug streckt auch danach schon ein Geldinstitut seine gierigen Finger aus. Der Durchschnittsbürger würde nichts lieber tun, als für die Zukunft zu planen, doch in den meisten Fällen bereitet die Gegenwart ihm schon mehr als genügend Kopfzerbrechen. Insofern kann man ihn schwerlich dafür verdammen, dass er, wenn sich ihm nun in Form von steigenden Grundstückspreisen plötzlich eine Zukunft bietet und er die Möglichkeit hat, einmal in seinem Leben wirklich Profit zu machen, diese Gelegenheit beim Schöpfe packt, um seiner Familie die gleiche Sicherheit und den gleichen Komfort zu bieten, den die Glücklicheren unter uns als ihr Geburtsrecht betrachten.
Manchmal muss man eben der Vernunft und den Rechten des Individuums den Vorrang einräumen.
Oder, wie es Mr. Carson Crimmins beim letzten Festessen des Kiwanis-Clubs so trefflich in Worte fasste: »Der Fortschritt ist wie ein Düsenflugzeug. Entweder man sitzt an Bord und fliegt mit, oder man steht auf der Rollbahn und riskiert, dass man weggeblasen wird.«
Jene, die von Geburt an mit mehr Vermögen, aber weniger Weitsicht ausgestattet sind, täten gut daran, sich dieser Einsicht anzuschließen.
Die Zeiten ändern sich, und das ist gut so. Die Geschichte dieses großartigen Landes ist untrennbar verknüpft mit freiem Willen, Privateigentum und Selbstverantwortung.
Diejenigen, die sich taub stellen gegen die Stimme der Zukunft, werden früher oder später in einem gottlosen Zustand versinken, den man allgemein als Stagnation bezeichnet.
Die Zeiten ändern sich. Und wer klug und furchtlos ist, ändert sich mit den Zeiten.
In aller Bescheidenheit
O. Hatzler
Scott Ardullo war ganz offensichtlich bei dem Herausgeber der Zeitung in Ungnade gefallen. Andererseits wurde ja wohl auch Crimmins durch das Foto kompromittiert.
Ich durchforstete die folgenden Ausgaben, um festzustellen, ob Scott in irgendeiner Weise auf den Leitartikel reagiert hatte, doch ich fand nichts. Entweder hatte er es der Mühe nicht für wert befunden, oder der Intelligencer hatte sich geweigert, seine Entgegnung zu drucken.
Fünf Wochen später waren die Namen von Orton und Wanda Hatzler aus dem Impressum verschwunden, stattdessen befand sich an ihrer Stelle in einer schnörkeligen Schrifttype der Eintrag:
Sybil Crimmins
Herausgeberin, Chefredaktion und Leitartikel
Gedruckt war die Zeitung auf rosa Papier, und der Umfang war auf drei Seiten geschrumpft. Agenturfotos fehlten, stattdessen reißerische Filmkritiken, die lediglich von den Pressemitteilungen der Verleihfirmen abgeschrieben schienen, dazu vor Schreibfehlern strotzende Berichte über lokale Ereignisse und ungelenk gezeichnete humor- und pointenfreie Cartoons, die mit der übergroßen Signatur »Derrick C.« versehen waren.
Selbst zwanzig Monate später hatten die Herausgeber nur mit Mühe und Not drei Seiten zusammengeschustert, obwohl die Schlagzeile reißerisch ankündigte:
BLUTBAD AUF DER ARDULLO-RANCH! RATTENFÄNGER PEEKE VERHAFTET!
von Sybil Noonan Crimmins
Herausgeberin, Chefredaktion und Leitartikel
Die finsterste Stunde von Treadway hatte geschlagen, als Sheriff Jacob Haas vom Geschäftsführer von Best Buy Produce, Teodoro »Ted« Alarcon, zur Ranch gerufen wurde und dort ein schreckliches Massaker von unglaublichen Ausmaßen vorfand. Dort im Haus fand Sheriff Jacob Haas mehrere Leichen, insbesondere die der Köchin Noreen Peeke, die von der Hand eines finsteren Ungeheuers auf unglaubliche und unmenschliche Art und Weise verunstaltet worden war. Im oberen Stockwerk lagen die anderen Leichen, der Ranchbesitzer Scott Ardullo, der das Ganze von seinem Vater Butch Ardullo geerbt hatte, seine Frau Terri und ihre Tochter, die kleine Brittany, die ungefähr fünf Jahre alt war. Es war fürchterlich. Von einem Familienmitglied gab es allerdings keine Spur. Das Baby - Justin - war nirgendwo zu finden. Wir alle erinnern uns noch daran, wie schwer die Geburt für Terri gewesen war, und es wäre toll gewesen, wenn Justin nichts passiert wäre.
Aber der Schrecken nahm kein Ende. Sheriff Haas folgte der Blutspur hinter das Haus, wo Norman Beekes Sohn Ardith wohnte, und dort fand er Justin. Der gute Geschmack verbietet es, weiter in die Details einzugehen, und so belassen wir es damit, zu sagen, dass
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