Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monster

Monster

Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
zusammen.
    »Alles in Ordnung?«, sagte ich.
    Er erhob sich mühsam von seinem Stuhl. »Blähungen - tisch mir das nächste Mal was Gesünderes auf.«

27
    Die Wände waren mit aufdringlich pfirsichrosa Lackfarbe gestrichen. Ein Dutzend Schulbänke aus hellem Holzimitat, die in zwei Sechserreihen aufgestellt waren. Die Stirnwand wurde nahezu ganz eingenommen von einer großen schwarzen Schultafel. Abgerundete Ecken. Plastikeinfassung, keine Kreide, zwei Schwämme.
    Vor der Tafel stand ein Eichenpult, fest verschraubt mit dem Boden. Die Schreibfläche war leer. An der rechten Wand waren zwei Weltkarten, eine flächentreue Projektion und eine Mercatorprojektion. Darüber hinaus ein mit Klebeband befestigtes Poster zum Thema Tischmanieren. Ernährung, die Grundlagen der Demokratie, das Alphabet in Block- und Schreibschrift sowie die Präsidenten der USA in chronologischer Reihenfolge.
    Klebeband - keine Reißzwecken.
    Die amerikanische Flagge in der Ecke war mit Plastikfolie laminiert und an einer Fahnenstange aus Kunststoff angebracht, die ebenfalls am Boden festgeschraubt war.
    Auf den ersten Blick wirkte das Ganze wie ein Klassenzimmer. Die Schüler allerdings trugen Khakiuniformen und mussten sich einzwängen, um an den Bänken sitzen zu können.
    Insgesamt waren es sechs.
    Ganz vorne saß ein alter Mann mit wunderbarem weißgoldenen Haar. Der nette Großvater aus einem Werbespot für Abführmittel. Hinter ihm zwei Schwarze, beide etwa Mitte dreißig, der eine - schwergewichtig und mit Brillengläsern wie Flaschenböden - hatte einen eher hellen Teint, der mit dunklen Flecken durchsetzt war. Der andere war schlank, hatte ein Gesicht so schwarz wie ein roher Onyx, und in seinen Augen lag die Wachsamkeit eines Jägers, der die Steppe überblickt.
    Ganz vorne in der anderen Reihe saß eine dürre, hohlwangige Gestalt von etwa Mitte zwanzig mit unruhigen Augen und blutleeren Lippen. Die Hände zu Fäusten geballt und die Knöchel gegen seine Schläfen gepresst, saß er so tief gebeugt, dass sein Kinn beinahe das Pult berührte. Seine strähnigen braunen Haare hatte er unter einer grauen, knapp sitzenden Pudelmütze eingezwängt, die bis zu den Augenbrauen ins Gesicht gezogen war, sodass sein Kopf viel zu klein wirkte.
    Hinter ihm saß Chet, der Riese, der abwechselnd damit beschäftigt war, zu gähnen, sich zu recken, die Nase hochzuziehen und das Innere seiner Mundhöhle mit den Fingern zu betasten. Er war so groß, dass er seitlich sitzen und seine Giraffenbeine in den Gang strecken musste. Unter dem Khakistoff ließ sich nicht einmal erahnen, wie übel sein verstümmeltes Bein aussah. Er erkannte Milo und mich, blinzelte uns zu und winkte, dann stieß er einen Lippenfurz aus und sagte: »Yo Bro, mein Mann geht ran, so hart und so smart, dass es kracht im Schacht bis um acht doch wenn ihr versucht mich zu ficken dann seid ihr verflucht.« Der schlanke Mann blickte ihn finster an.
    Als wir Chet bei unserem ersten Besuch über den Weg gelaufen waren, hatte Dollard nicht erwähnt, dass er ebenfalls zu Claires Gruppe gehörte. Heute sagte Dollard fast gar nichts, sondern stand nur still in der Ecke und starrte die Insassen an.
    Der letzte der Männer war ein schmächtiger Latino mit fahler Gesichtsfarbe, kahl rasiertem Schädel und einem schwarzen Schnurrbart. Obwohl die Klimaanlage im Klassenzimmer Temperaturen wie im Kühlhaus herstellte, saß er schweißgebadet da, rieb sich die Hände, reckte den Hals und leckte sich die Lippen. Weitere tardive Symptome.
    Frank Dollard trottete vor die Klasse und stellte sich hinter dem Eichenpult in Positur. »Morgen, die Herren.«
    In seiner Stimme lag ebenso wenig Wärme und Freundlichkeit wie fünfzehn Minuten zuvor, als er uns mit über der Brust verschränkten Armen am inneren Tor empfangen hatte.
    »Schon wieder hier«, hatte er schließlich gesagt, ohne die geringsten Anstalten zu machen, das Schloss zu öffnen.
    »Ich hatte einfach solche Sehnsucht, Frank«, hatte Milo erwidert.
    Dollard schien darüber gar nicht erfreut. »Was genau wollen Sie hier eigentlich erreichen?«
    »Einen Mordfall lösen, Frank.« Milo strich mit den Fingern über das Schloss.
    Dollard ließ sich ziemlich lange Zeit, um das Tor zu öffnen.
    Als wir eingetreten waren, lächelte er säuerlich. »Wie gesagt, was genau wollen Sie hier eigentlich erreichen?« Er wartete keine Antwort ab, sondern strich sich den Schnurrbart glatt und marschierte über den Hof.
    Milo und ich folgten ihm, doch Dollard ging

Weitere Kostenlose Bücher