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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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was er mit seiner Freundin und den Kindern angestellt hat. Eigentlich wollte er gar nicht raus. Was zwar keine Entschuldigung ist für das, was er getan hat, aber trotzdem …« Er zuckte mit den Achseln. »Ach was soll’s, irgendwann erwischt’s uns alle.«
    »Wer war sein behandelnder Arzt?«
    »Aldrich. Nicht Argent.«
    »Und Sie sind sicher, dass er keinen Kontakt zu Dr. Argent hatte?«
    Dollard lachte. »Sicher sind nur zwei Sachen: der Tod und die Steuer. Und um gleich Ihre nächste Frage zu beantworten, mit Peake hatte er auch nichts zu tun. Pelley war auf Station B, und Peake war immer auf C.«
    »Und draußen auf dem Hof?«, sagte ich.
    »Keiner von beiden ist je auf dem Hof gewesen, zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Peake setzt nie auch nur einen Fuß aus seinem Zimmer.«
    »Mit wem hatte Peake sonst Kontakt?«
    In Dollards Blick trat eine plötzliche Kälte. »Das habe ich schon beim letzten Mal, als Sie hier waren, beantwortet, Doc. Mit niemandem. Er ist ein elender Zombie.«Er schaute auf seine Uhr. »Und Sie verschwenden meine Zeit. Bringen wir’s also endlich hinter uns.«
    Er drehte sich um und stapfte, seinen Stiernacken nach vorne gereckt, an dem großen grauen Gebäude vorbei zu einer Gruppe von drei Flachbauten, die dem prallen Sonnenlicht schutzlos ausgesetzt waren.
    Ein Schild besagte: »Anbau A, B und C.« Hinter den Gebäuden erstreckte sich ein weiterer lehmbrauner Hof, der ebenso groß war wie der vordere, im Gegensatz zu diesem aber verschlossen und menschenleer. Er scheuchte uns an Anbau A vorbei. Türen mit doppelten Schlössern, Plastikfenster. Dahinter Dunkelheit, anscheinend unbewohnt. Es herrschte nahezu völlige Stille, in der die gelegentlichen Rufe vom Haupthof um so deutlicher auffielen. Kein Vogelgezwitscher, keine zirpenden Insekten, nicht einmal das ferne Brummen oder Rauschen von Straßenverkehr.
    Anbau B war ebenfalls leer. Ich hatte das Gefühl, hinter mir wäre etwas, und drehte mich um. Das Hauptgebäude, das nun im Schatten der Morgensonne lag, ragte pechrabenschwarz aus dem Boden auf.
    Dennoch schien es, als würde sich am rechten Rand meines Blickfelds etwas bewegen, und plötzlich überkam mich ein Schwindelgefühl, das sich aber nach einem Sekundenbruchteil wieder verflüchtigte.
    Ich drehte mich noch einmal um.
    Dollard ging eilig zum Anbau C, blieb an der Tür stehen und nickte den beiden Pflegern zu, die den Eingang bewachten. Zwei Schwarze. Wieder kein Wark. Sie musterten uns und traten dann einen Schritt zurück. Dollard benutzte seinen Schlüssel, öffnete die Tür bis zum Anschlag, warf einen Blick nach drinnen und ließ die stahlverstärkte Tür just in dem Moment zurückschwingen, als er selbst schon drin war und Milo ihm gerade folgen wollte.
     
    »Morgen, die Herren«, wiederholte Dollard.
    Keiner der Männer erwiderte seine Begrüßung. Er sagte: »Dann kommen wir jetzt zum Fahneneid«, und sagte diesen auf. Niemand stand auf. Dollards Sermon klang gelangweilt und lustlos. Lediglich Chet, der Opa und der schlanke Schwarze machten mit.
    »Hey, ihr Patrioten«, sagte Dollard, als er fertig war.
    »Born in the USA«, sagte Chet. Und zu uns: »Früh am Morgen kommen die Sorgen und Trauer muss Elektra tragen stellt keine Fragen legt sie in Ketten dann geben sie Ruh und wenn nicht dann schlagt zu wie bei Rodney King, yo bro.«
    Der drahtige Schwarze drehte den Kopf in Richtung Chet und schüttelte ihn dann voller Abscheu. Ansonsten schien niemand Chets Ausführungen auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Lediglich die Hände des alten Mannes zitterten merklich stärker.
    »Okay«, sagte Dollard und setzte sich auf die Kante des Lehrerpultes. »Es ist schon ‘ne Zeit lang her, seit ihr das letzte Mal zusammen wart, denn Dr. Argent arbeitet nicht mehr hier, aber -«
    »Fick sie«, sagte der schwitzende Latino. »Fick sie in’n Arsch.«
    »Paz«, sagte Dollard scharf. »Reiß dich zusammen.«
    »Fick sie«, sagte Paz. »Erst kommt sie uns auf die nette Tour und tut wer weiß wie besorgt, und dann lässt sie uns hängen.«
    »Paz, ich hab dir erklärt, dass sie nicht gekündigt hat, sondern dass sie -«
    »Fick sie«, beharrte Paz. Schweißperlen tropften von seinem Kinn. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Verfickte abgeranzte Scheiße, Mann … das ist nicht fair.« Er schaute sich unter seinen Klassenkameraden um. Niemand schien ihm auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Fick sie«, sagte er schwach. »So

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