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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zuhörte.«
    »Vielleicht war Claire tatsächlich in die Drogenschiebereien verwickelt«, sagte ich. »Aber solange wir dafür keinerlei Beweise finden, tippe ich drauf, dass sie sterben musste, weil sie von Peake erfahren hatte, dass er nicht allein gehandelt hatte. Und sie glaubte ihm. Denn in erster Linie ging es ihr darum, ihren Bruder zu rehabilitieren. Wenigstens symbolisch.«
    »Symbolisch«, sagte De la Torre. »Wenn sie Crimmins in Verdacht hatte, wieso ist sie dann in seine Corvette eingestiegen?«
    »Vielleicht hatte sie sich mit Crimmins schon eingelassen, bevor Peake angefangen hatte zu reden.«
    »Außerdem«, sagte Milo, »hieß der Typ, von dem Peake dahergeredet hat, Derrick Crimmins. Der Kerl, den Ciaire kannte, hieß George Orson.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. »Aber natürlich! Das heißt, dass Claire unter Umständen Crimmins alles erzählt hat und ihm dadurch erst die Informationen hat zukommen lassen, die ihr dann zum Verhängnis wurden.«
    »Finster, finster, finster«, sagte Banks, doch seine Stimme klang erstaunlicherweise ziemlich sanft. »Und wir haben keine Ahnung, wo wir den Kerl finden.«
    Die Hubschrauber waren nach Westen abgedreht, und die Kegel ihrer Suchscheinwerfer waren über der Hügelkette und dem, was dahinter lag.
    »Treibstoffverschwendung«, sagte De la Torre. »Der Kerl ist irgendwo mit dem Auto unterwegs. Garantiert.«

35
    Milo und die Sheriffs führten weitere Gespräche von ihren Handys aus. Hätten sie bessere Anzüge getragen, hätte man sie glatt für Börsenmakler halten können. Das Ergebnis all ihrer Telefonat war jedoch gleich null. Peake war nirgendwo gesichtet worden.
    Milo schaute auf seine Uhr. »Zehn vor elf. Wenn irgendwelche Reporter an ihren Scannern rumdrehen, kommt die Sache hier noch in die Elfuhrnachrichten.«
    »Was uns unter Umständen sogar weiterhelfen würde«, sagte Banks. »Vielleicht meldet sich jemand, der ihn gesehen hat.«
    »Ich glaube nicht, dass sich Crimmins mit ihm sehen lässt«, sagte ich.
    »Falls er überhaupt mit Crimmins zusammen ist.«
    Milo sagte: »Die von der Highway Patrol sagen, das Mordopfer vom Freeway ist abtransportiert worden. Ich denke, ich mache mich mal auf den Weg zum Leichenschauhaus.«
    »Gut«, sagte Banks. »Wir sollten in Verbindung bleiben.«
    »Ja«, sagte Milo.
     
    Bei unseren Ausflügen zuvor war Milo immer mit Vollgas durch den Eukalyptuswald gerauscht. Diesmal schlich er mit Tempo dreißig und eingeschaltetem Fernlicht dahin, während er sich links und rechts umsah.
    »Ich weiß, es ist dämlich«, sagte er. »Die sind auf keinen Fall hier in der Nähe, aber ich kann nicht anders. Wie nennt ihr das, obsessiv-kompulsiver Ritualismus?«
    »Macht der Gewohnheit.«
    Er lachte. »Man kann wohl alles freundlich umschreiben.«
    Ich sagte: »Na gut. Dann eben Transformation in Richtung Hund. Dein Job hat dich zum Bluthund werden lassen.«
    »Nein, Hunde haben bessere Nasen. Okay, ich bringe dich noch nach Hause.«
    »Was soll der Quatsch«, sagte ich. »Ich komme natürlich mit.«
    »Warum?«
    »Macht der Gewohnheit.«
     
    Die Leiche lag zugedeckt mit einem Tuch auf einer Bahre mitten im Raum. Den Nachtdienst im Leichenschauhaus versah ein pausbäckiger, grauhaariger Mann, der braun gebrannt war und auf den Namen Lichter hörte. Die Papiere waren von einem Beamten der Highway Patrol namens Whitworth ausgefüllt worden.
    »Den haben Sie gerade verpasst«, sagte Lichter, der mit seinem Bronzeteint aussah wie ein Schauspieler, der einen Mann aus dem Leichenschauhaus darstellte. Oder war es schon so weit mit mir gekommen, dass ich hinter allem und jedem Hollywood vermutete?
    »Wo ist er hin?«, fragte Milo.
    »Zurück zum Tatort.« Lichter legte seine Hand auf eine Ecke der Bahre und ließ seinen Blick über das Laken gleiten. »Ich wollte gerade ein Kühlfach für sie suchen.«
    Milo überflog den Bericht vom Tatort. »Schusswunde im Hinterkopf?«
    »Wenn’s so da steht.«
    Milo schlug das Laken zurück, und das Gesicht kam zum Vorschein. Beziehungsweise das, was noch davon übrig war. Tiefe Schnitte, die kreuz und quer regelrechte Kerben ins Fleisch geschlagen hatten, und darunter der blanke Knochen oder Muskelfasern und Knorpel. Was früher einmal die Augen gewesen war, sah nun aus wie zwei aufgeplatzte Erdbeeren. Das Haar - voll und hellbraun, wo es nicht von einer Blutkruste überzogen war - war ausgebreitet wie ein Fächer auf dem Edelstahl des Tisches. Ein schlanker Hals. Voller Blutspritzer, aber

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