Monster
Argent?«
Milo sagte: »Möglich, dass sie hinter die Drogenschiebereien gekommen ist. Oder dass sie etwas von Peake erfahren hat, das sie nicht wissen sollte.«
»Oder sie hat bei den Schiebereien mitgemacht.«
Schweigen.
»Warum«, sagte De la Torre, »hat dieser Peake auf einmal mit seinen Prophezeiungen angefangen?«
»Weil er immer noch unter einer Psychose leidet«, erklärte ich. »Crimmins hat den Fehler gemacht, ihn in seine Pläne einzuweihen, weil er dachte, dass Peake die Klappe halten würde. Sie dürfen nicht vergessen, dass Peake sich sechzehn Jahre lang in seinem Schneckenhaus verkrochen und keinen Mucks von sich gegeben hat, was die Ardullo-Morde angeht. Aber dann hat irgendetwas - vermutlich die Aufmerksamkeit, die Ciaire ihm hat zuteil werden lassen - ihn dazu veranlasst, aus sich herauszugehen. Sein Ausdrucksvermögen hat sich gebessert. Er fing an, sich selbst als Märtyrer zu betrachten. Als ich ihn auf die Ardullos angesprochen habe, ist er in eine Kreuzigungspose verfallen. Und dadurch wurde er möglicherweise zu einer Bedrohung für Crimmins. Vielleicht hatte Crimmins ihm die Rolle des Opfers zugedacht.«
»Nicht, wenn er derjenige war, der die Frau auf der 1-5 abgemetzelt hat.«
»Nicht unbedingt«, sagte ich. »In diesem Fall schließen sich die Rolle des Monsters und die des Opfers nicht gegenseitig aus.«
Banks strich sich über das Revers seines Jacketts und schaute hinauf zu den Hubschraubern. Die Suchaktion hatte sich mittlerweile nach Westen verlagert.
»Eines noch«, sagte Milo. »Das Loch im Zaun da draußen gibt es nicht erst seit heute Nacht. Die Schnittstellen am Draht sind schon angerostet.«
»Alles gründlich vorbereitet«, sagte ich. »Wie es sich bei einer Inszenierung gehört. Und Crimmins betrachtet das Leben haargenau als das - eine große Show. Er hätte also jederzeit hereinkommen können, die Bühne war schon vorbereitet.«
»Und jetzt sind Crimmins und Peake auf dem Weg nach Hause? Warum?«, sagte Banks.
»Der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, ist, dass die Vorstellung dort weitergeht. Wie nach Drehbuch. Was ich nicht verstehe, ist, warum Crimmins diese Frau auf dem Freeway liegen gelassen hat. Es ist beinahe so, als wollte er uns einen Hinweis geben, dass er nach Treadway unterwegs ist. Gut möglich, dass er allmählich aus dem Ruder läuft. Oder ich liege völlig falsch, und die Flucht ist doch ein Ein-Mann-Unternehmen, und Peake hat uns alle an der Nase rumgeführt. Das hieße, er ist tatsächlich ein kaltblütiges, blutrünstiges Monster, das sich um jeden Preis das holt, wonach ihm der Sinn steht, nämlich mehr Blut.«
Banks studierte seine Notizen. »Sie sagen, die Morde an den Ardullos waren ein Racheakt aus finanziellen Gründen. Warum hat er dann die Kinder umgebracht?«
»Wenn du meine Familie ruinierst, ruiniere ich deine. Eine primitive und verquere Gerechtigkeit. Möglicherweise hat Derrick die Tat geplant, sie aber nicht ausgeführt, denn er war ja erst zwanzig und hatte unter Umständen weder die Willenskraft noch den Mumm, das Massaker selbst durchzuführen. Dann ist Peake aufgetaucht, und mit einem Mal sah die Lage ganz anders aus. Da lebte einer, der ohnehin nicht ganz richtig im Kopf war, und auch noch unter einem Dach mit den Ardullos. Derrick und Cliff begannen, ihre Zeit mit Peake zu verbringen und ihn mit Pornos, Drogen, Fusel, Klebstoff und Verdünner zu versorgen. Psychopathen leiden zwar unter einem mangelhaften Selbsteinschätzungsvermögen, aber sie haben gute Antennen für die pathologischen Probleme anderer Leute. Insofern ist es möglich, dass Derrick die gewalttätigen Neigungen in Peake erkannte und sich selbst in eine Position brachte, in der er in der Lage war, sich diese zu Nutze zu machen. Und dabei war die gesamte Situation für ihn selbst ohne jedes Risiko: Wenn Peake nicht wie gewünscht reagierte, wer würde je erfahren, dass die Brüder ihn dazu gedrängt hatten? Und selbst wenn er alles ausplauderte, wer würde ihm denn glauben? Aber er tat wie geheißen, und es zahlte sich aus. Und zwar üppig: Carson Crimmins konnte sein Land verkaufen; die Familie kam zu Reichtum und zog nach Florida, wo die Jungs sich eine Zeit lang als Playboys austoben konnten. Für Crimmins war dies eine Bestätigung erster Güte.«
»Damals musste sich Crimmins keine Gedanken darüber machen, dass Peake alles ausplaudern könnte«, sagte Milo. »Aber mittlerweile lag der Fall anders. Es gab jemanden, der ihm
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