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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Peake sehen?«
    Swig errötete. »Wozu? Wir waren uns doch einig, dass er kaum ansprechbar ist.«
    »An diesem Punkt der Untersuchung muss ich nehmen, was ich kriegen kann«, sagte Milo lächelnd.
    Wieder das Lokomotivengeräusch. »Hören Sie, ich weiß Ihr Engagement durchaus zu würdigen, aber ich kann Sie nicht jedes Mal hier reinspazieren lassen, sobald eine neue Theorie am Horizont auftaucht. Damit bringen wir den Betrieb durcheinander, und wie ich Ihnen gestern schon erklärt habe, ist es offensichtlich, dass der Mord an Dr. Argent nichts mit Starkweather zu tun hat.«
    »Den Betrieb durcheinanderzubringen ist das Letzte, was ich will, Sir, aber wenn ich die vorliegenden Tatsachen ignoriere, mache ich mich der Pflichtverletzung schuldig.«
    Swig schüttelte den Kopf, zupfte an einer seiner Warzen und versuchte den Flaum auf seinem kahlen Schädel glattzustreichen.
    »Wir werden nicht lange brauchen, Mr. Swig.«
    Swig grub einen Fingernagel in seine Kopfhaut. Ein halbmondförmiger Wulst wölbte sich auf der glänzend weißen Haut. »Wenn ich glauben könnte, dass damit alles erledigt ist, würde ich sagen, klar, warum nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass Sie die Lösung auf Teufel-komm-raus hier finden wollen.«
    »Keineswegs, Sir, aber ich muss nun mal alles überprüfen.«
    »Na gut«, sagte Swig, plötzlich zornerfüllt. Er wuchtete sich aus dem Stuhl, und nachdem er seine Krawatte zurechtgezupft hatte, zog er einen chromblitzenden Schlüsselbund hervor.
    »Also los«, sagte er und klapperte mit dem Schlüsselbund. »Werfen wir einen Blick auf Mr. Peake.«
     
    Während wir im Fahrstuhl standen und nach oben fuhren, sagte Milo: »Ich hoffe, ich habe Heidi Ott nicht in die Bredouille gebracht, Sir?«
    »Warum denn das?«
    »Weil sie mir von Peake erzählt hat.«
    Swig sagte: »Sie meinen, ob ich nachtragend bin. Herrgott noch mal, nein. Sie hat nur ihre Bürgerpflicht getan. Wie könnte ich als Vorgesetzter da etwas anderes als Stolz empfinden?«
    »Sir -«
    »Seien Sie unbesorgt, Detective Sturgis. Zu viele Sorgen legen sich auf die Seele.«
     
    Auf der Station C angekommen, stiegen wir aus. Swig öffnete die Doppeltüren und wir gingen durch den Flur.
    »Zimmer fünfzehn R&F«, sagte er. Auf den Fluren herrschte noch immer reger Betrieb. Einige der Insassen wichen aus, als wir näher kamen. Ohne sie zu beachten, ging Swig an ihnen vorbei. Auf halber Höhe des Korridors blieb er stehen und betrachtete den Schlüsselbund. Er trug ein kurzärmeliges Hemd, und zum ersten Mal fiel mir auf, wie muskulös und sehnig seine Unterarme waren. Sie hätten eher zu einem Arbeiter gepasst als zu einem Bürokraten.
    Die Tür war mit doppelten Schlössern verriegelt. Für das Guckloch brauchte man ebenfalls einen Schlüssel.
    Milo sagte: »Fünfzehn R&F. Ruhigstellung und Fixierung?«
    »Nicht, weil es in seinem Fall nötig wäre«, sagte Swig und sortierte immer noch die Schlüssel an seinem Bund. »Die R&F-Zimmer sind kleiner, deswegen benutzen wir manchmal die, wenn ein Patient einzeln untergebracht ist. Und er ist einzeln untergebracht, weil seine Hygiene manchmal sehr zu wünschen übrig lässt.« Swig arbeitete sich durch die Schlüssel an seinem Bund. Schließlich fand er, was er suchte, und entriegelte beide Schlösser. Es gab ein kurzes Klicken, dann hielt er die Tür fünfzehn Zentimeter weit auf und warf einen Blick nach drinnen.
    Er gab der Tür einen leichten Stoß und sagte: »Ihr Zeuge, meine Herren.«
     
    Zwei mal zwei Meter. Jedoch im Gegensatz zu den Fluren eine ziemlich hohe Decke - drei Meter oder so.
    Eigentlich mehr eine Röhre als ein Zimmer.
    Schummrig war es hier drin. Die einzige Lichtquelle war ein winziges Plastikfenster, lang, schmal und rechteckig wie der Raum selbst. Die beiden runden, in die Decke eingelassenen und mit dicken Plastikabdeckungen versehenen Glühbirnen waren ausgeschaltet. Im Zimmer selbst gab es keinen Schalter, sondern nur auf dem Flur. Eine deckellose Kloschüssel aus Plastik nahm die eine Ecke des Raumes ein. Vorgeschnittene Streifen von Toilettenpapier lagen auf dem Boden verstreut herum.
    Kein Nachttisch, nichts, was man als Möbel hätte bezeichnen können, nur zwei Plastikschübe, die in die schaumstoffgepolsterten Wände eingearbeitet waren. Aus einem Stück gegossen. Keine Griffe oder Schrauben.
    Von irgendwo in der Decke drang Musik. Süßliche Streicher und gastritische Bläser - irgendein lange vergessener Hit aus den Vierzigern, gespielt von einer Band, der

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