Monster
überrascht mich nicht«, sagte sie.
»Das passt - sich in einer Fantasiewelt zu verlieren.«
»Für Sie war sie jemand, der eine rege Fantasie hatte und sich darin auslebte?«
»Für mich war sie jemand, der darauf angewiesen war, eine rege Fantasie zu haben und sich darin auszuleben. Denn - ich will nicht grausam klingen, aber sehen wir den Fakten ins Auge, so wie’s aussah, konnte sie das im richtigen Leben ja wohl kaum tun.«
Ciaire hatte sich für Peake interessiert, bevor sie den Job in Starkweather angetreten hatte.
Ihr Projekt. Der Versuch, seinen verbalen Output zu steigern.
Zumindest hatte sie das behauptet. Was genau hatte ihr Interesse an ihm geweckt. Etwas, das seine Psyche betraf? Oder sein Verbrechen?
Sie hatte die Zeitungsausschnitte zu ihren Forschungsdaten gepackt.
Wie kam es, dass jemand, der in Pittsburgh aufgewachsen war, in Cleveland studiert und Studien über Alkoholismus betrieben hatte, sich für eine Gräueltat interessierte, die vor sechzehn Jahren in einem kleine Kaff in Kalifornien passiert war?
In einem Ort, der nicht mehr existierte.
Ich dachte über das Verschwinden von Treadway nach. Eine ganze Gemeinde war ausradiert worden. Welche Rolle hatte Ardis Peakes nächtlicher Amoklauf dabei gespielt?
Peakes blutiger Marsch - Blood Walk. Ich grübelte hin und her. Ciaire. Jemand, der Forschung betrieb. Und dabei auf etwas gestoßen war …
Es war zwanzig Minuten vor vier, und Heidi Ott hatte immer noch nicht angerufen. Ich meldete mich bei meinem Telefonservice ab und fuhr wieder in die Bibliothek.
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Zunächst fotokopierte ich die Artikel über den Mord, die ich am Tag zuvor bereits herausgesucht hatte. Dann las ich sie noch einmal durch, doch ich gelangte zu keinen neuen Einsichten. Also benutzte ich »Ardullo« und »Ardis Peake« als Suchbegriffe und dehnte den Suchzeitraum aus. Das Ergebnis waren fünf Artikel, alle aus der L.A. Times.
24. November 1929:
ARDULLO FÜHRT DIE INDIANS ZUM TRIUMPH AUF DEM SPIELFELD
Red Schoen, Sportreporter der Times
Durch zwei Rekordläufe im letzten Spielviertel sicherte der Star-Quarterback Henry »Butch« Ardullo den Stanford Indians am letzten Sonntag einen 21-7 - Sieg über die UC Bears in einem Spiel, das lange Zeit auf der Kippe stand.
Ardullo, dessen Pässe schon fast legendär sind, zeigte diesmal seine beeindruckende Beinarbeit und schoss zweimal wie ein geölter Blitz zur Touchdownlinie, wobei er einmal 70 und das andere Mal 82 Yards zurücklegte. Die Menge im voll besetzten Stadion brachte ihm stehende Ovationen, und die Talentsucher der Profimannschaften, die durch Ardullos bestechende Vorstellungen während der gesamten Saison auf ihn aufmerksam geworden sind, beäugten den jungen Rotschopf mit größtem Interesse. Es würde niemanden wundern, wenn Butch zu Starruhm käme, noch bevor er seinen Studententalar abgelegt hat. Aber wichtiger für die Anhänger und Ehemaligen von Palo Alto ist die Tatsache, dass der Einzug der Redskins in die Rose Bowl alles andere als gesichert ist.
8. Dezember 1929:
FOOTBALLSTAR VERLETZT
Red Schoen, Sportreporter der Times
Nachdem er sich beim gestrigen Training einen Oberschenkelbruch zugezogen hatte, musste der Star von Stanford, Henry »Butch« Ardullo, das Spielfeld auf der Tragbahre verlassen.
Ardullo, der mehr Punkte erzielte als jeder andere Quarterback in der Pacific College League, hatte eigentlich die Indians im Finale um die Rose Bowl gegen USC anführen sollen. Doch die Ärzte, die den verletzten Nachwuchsspieler behandeln, erklärten, dass seine sportliche Karriere zu Ende sei.
12. August 1946:
INTERESSENVERTRETUNG DER FARMER ERKLÄRT: EINWANDERER SICHERN DIE ERNÄHRUNGSGRUNDLAGE
John M. D’Arcy, Redaktion der Times
Eine Abordnung von Obstpflanzern aus Kalifornien ist in dieser Woche in Washington mit dem stellvertretenden Landwirtschaftsminister Clement W. Chase zusammengetroffen, um ihre Forderung nach einer Lockerung der Einwanderungsgesetze vorzubringen und so einer größeren Zahl so genannter »Wetback«-Arbeiter aus Mexiko den Aufenthalt im Lande zu erlauben.
Die Interessengemeinschaft Landwirtschaft erklärte, dass die strengeren Einwanderungsbestimmungen lediglich die Lohnkosten in die Höhe treiben, und zwar so sehr, dass die Leidtragenden »die Konsumenten im Inland sind, die die katastrophalen Folgen dieser Politik auszubaden haben«, wie sich der Präsident der Interessengemeinschaft, Henry Ardullo, ausdrückte, der eine
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