Monsterkopf
auch dieses an der Hauptstraße. Von einem richtigen Zentrum konnte man nicht sprechen, aber Egerton lag auch nicht versunken in einem tiefen Schweigen. Es fuhren Autos und es waren noch Menschen unterwegs.
Der Dunst war dicker geworden, und die Sicht hatte sich verschlechtert. Damit hatte die Polizistin so ihre Probleme. Zwar schützte er auch sie, aber dieser Nebel gefiel ihr überhaupt nicht.
Sie fasste den Entschluss, jemandem einen Besuch abzustatten, und dieser Jemand war Mabel Ramsey, die Schwester des Selbstmörders. Während ihres Aufenthalts hatte Kate sie beobachtet, wann immer es möglich war. Okay, sie hatte sich nicht verdächtig im eigentlichen Sinne gemacht. Nur wie sie sich bewegte, dass empfand Kate schon als ungewöhnlich. Sie ging wie jemand, der mit seinen Gedanken ganz woanders ist. Man konnte sie fast mit einer Schlafwandlerin vergleichen.
Einmal hatte Kate sie aufgesucht, war auch in ihrem Haus gewesen und hatte ihre Abwehrhaltung gespürt. Die Frau wollte auf keinen Fall etwas mit der Fremden zu tun haben.
Heimlich hatte Kate die Frau aber weiterhin beobachtet, und Mabel Ramsey war es nicht aufgefallen.
Wann John Sinclair und Suko das Gasthaus verlassen würden, wusste Kate nicht, aber sie wollte die Zeit nutzen und etwas unternehmen. Sonst bekam sie ein schlechtes Gewissen.
Also war sie wieder zu Mabel Ramsey’s Haus gelaufen und wartete dort. Sie musste nicht weit gehen. Es lag inmitten eines Gartens, und das Gelände war von einem braunen Zaun umgeben, der nur prophylaktisch dort stand und so gut wie kein Hindernis bildete. Sie konnte ihn locker überklettern.
Jetzt war sie froh über den grauen Nebel und auch über die Dunkelheit. Beides gab ihr den Schutz, den sie brauchte, um ungesehen an das Haus heranzukommen. Sie ging langsam und auch geduckt. Niemand sollte sie sehen, auch nicht vom nahen Weg her. Die Kühle des Nebels spürte sie wie einen weichen Lappen im Gesicht. Wenig später presste sie sich zwischen zwei Fenster gegen die Hauswand.
Beide Scheiben waren erhellt, doch vor eines der Fenster war ein Vorhang gezogen. Durch das zweite aber warf Kate einen Blick in das Haus, und sie schaute ins Wohnzimmer – und sah auch Mabel Ramsey.
Die Frau saß in ihrem Sessel. Sie blickte nicht zum Fenster, denn Kate sah gegen ihr Profil. Zudem wirkte Mabel wie eine Puppe, und ihr Blick war nur nach vorn gerichtet, als gäbe es in dem Teil des Zimmers etwas Besonderes zu sehen, was für Kate Boone in einem toten Winkel lag.
Was tat Mabel? Saß sie einfach nur da und schaute hinein ins Leere? War sie in tiefe Gedanken versunken? Oder konzentrierte sie sich auf etwas Bestimmtes? Möglich auch, dass sie in die Glotze schaute.
Kate schlich zur anderen Seite des Fensters, duckte sich, kam wieder hoch und bekam einen anderen Blickwinkel. Auch der ließ jedoch nicht mehr erkennen.
Mabel stand plötzlich auf. Kate sah auch, dass Mabel die Lippen bewegte. Also sprach sie mit jemandem, der sie besucht hatte.
Das Herz der Polizistin schlug schneller. Es war spannend geworden. Mabel hielt sich also nicht allein im Haus auf. Aber wer war der Besucher?
Die Gedanken rasten durch den Kopf der Polizistin. Das Aufstehen der Frau hatte nach einer Verabschiedung des Besuchers ausgesehen. So konnte sie damit rechnen, dass er bald das Haus verlassen würde, und da war es möglich, dass sie trotz des Nebels entdeckt wurde, da sie doch recht nah an der Haustür stand. Deshalb zog sie sich zurück.
Sekunden vergingen, in denen bei ihr die Spannung zunahm. Wenig später hörte sie das leise Knarzen, das auf ein Öffnen der Tür hindeutete, doch sie konnte nicht sehen, wer das Haus verließ, da ihr die Tür die Sicht verdeckte. Dann aber sah sie die Gestalt, die aus dem Haus in den Nebel trat.
Kate bewegte sich nicht. Sie sah die langsamen und auch typischen Bewegungen der Person, und daraus schloss sie, dass es sich um eine Frau handelte. So wie sie ging kein Mann. Den endgültigen Beweis erhielt sie, als sie die helle Stimme der Besucherin vernahm.
»Es wird sich alles richten, Mabel, alles...«
Dann ging sie weg.
Kate wartete an der Hauswand. Sie spürte, dass sie das Ende eines Fadens in der Hand hielt, aber sie wusste nicht, wo der Anfang lag. Sie sah der anderen Person nach, die sich durch den Nebel bewegte und den Rand des Grundstücks erreichte, von wo aus sie nach links ging, wo keine Häuser standen.
Kate wäre keine Polizistin gewesen, wenn sie nicht auch ein gewisses Jagdfieber in sich
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