Monsterkopf
schnaufte: »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Lassen Sie ihn ruhig angehen. Das hilft der Seele und auch den Nerven.«
»Danke für den Ratschlag.«
»Gern geschehen.«
Donovan und sein Begleiter zogen sich zurück. Wir wussten nicht, wie wir ihn einschätzen sollten. Wusste er mehr, als er zu sagen bereit war?
Suko nahm mir das Wort aus dem Mund. »Er weiß mehr, als er zugeben will, glaub es mir.«
»Meinst du?«
»Dieser Donovan ist derjenige, der in diesem Kaff alles unter Kontrolle hat. Möglicherweise auch die Menschen. Ja, kann sein, dass die nach seiner Pfeife tanzen. Er ist der Mann mit der meisten Kohle hier in Egerton, und vielleicht hat ihn das auf gewisse Abwege gebracht.«
»Wie soll ich das denn verstehen?«
»Schau dich um, Alter. Hier ist nicht viel los. Und dann versucht jemand wie Donovan etwas loszumachen. Er verbündet sich mit Mächten, die im Dunkeln liegen. Er verschafft sich Zugang zu den Kräften der Finsternis. Das alles ist zwar Theorie, aber...«
»Oder er lässt sich Bilder malen«, sagte ich.
»Auch das. Von einem Künstler, der schon einen Blick in die Vorhölle geworfen hat.« Suko zuckte mit den Schultern. »Naja, oder so ähnlich...«
»Aber wo kamen die nackten Gestalten her, die den Kollegen Steiner erschlagen haben?«
»Hier aus dem Ort!«, gab sich Suko überzeugt.
Es war ein schwerwiegender Verdacht, mit dem ich mich nicht so richtig anfreunden konnte. »Wenn das zutrifft, Suko, dann wären die Menschen hier alle potenzielle Killer. Das kann ich nicht glauben.«
»Ich auch nicht. Aber denk daran, dass Menschen zu etwas völlig anderem werden können, wenn sie unter einem bestimmten Einfluss stehen. Das haben wir schon leider oft genug erlebt.«
Ich musste ihm zustimmen, was ich mit einem Nicken tat, dann aber wechselte ich das Thema. »Zunächst mal sollten wir die Kollegin finden. Fragt sich, wo sie abgeblieben ist.«
Suko hob die Schultern. »Ist doch klar. Bei Mabel Ramsey, zu der wir ja auch wollten. Kate hat es nicht erwarten können und ist uns sozusagen vorausgeeilt.«
»Also los...«
***
Die Nackte lief auf sie zu, und Kate tat erst mal nichts, hatte nur ihre Augen aufgerissen und schaute. Das Blut stieg ihr in den Kopf, und sie hatte das Gefühl, einen Roboter laufen zu sehen, denn die Person schaukelte bei jedem Schritt von einer Seite zur anderen und stieß schnaubende Laute aus.
Während ihrer Ausbildung waren Kate einige Kampftechniken beigebracht worden. So hielt sich ihre Furcht in Grenzen, nur die Spannung hatte sich in ihr aufgebaut.
Die Gestalt stieß sich ab!
Der plumpe Körper hob etwas langsam vom Boden ab, und die Angreiferin mit den langen Haaren zog sogar die Beine noch etwas an, was sie wie einen Frosch aussehen ließ.
Kate huschte zur Seite. Die Bewegung war schnell genug. Es folgte noch eine Drehung und der Schritt nach hinten.
Dabei jedoch hatte sie Pech.
Im Boden befand sich ein Loch. Ob es von einem Hasen oder einem Maulwurf stammte, spielte keine Rolle. Wichtig war einzig das Ergebnis: Kate stürzte und krachte mit dem Rücken in den Gatterzaun, der diesen Druck nicht aushielt.
Kate vernahm den Schrei der Angreiferin, der sich in ihren eigenen Fluch hineinmischte. Etwas Spitzes traf ihren Rücken, als stände jemand hinter ihr, der sie pfählen wollte, weil er dachte, einen weiblichen Vampir vor sich zu haben.
Der Druck verschwand sehr schnell, und so schaffte sie es, sich zur Seite zu rollen. So plump diese Frau auch wirkte, sie war trotzdem auf ihre Art und Weise schnell, und deshalb würde Kate sich vorsehen müssen.
Sie stemmte sich so weit in die Höhe, dass sie sich auf Händen und Knien abstützen konnte. Plötzlich geriet ihr ein Stück Holz zwischen die Hände. Wahrscheinlich war es eine der abgebrochenen Latten, die ihr jetzt eine große Hilfe war, weil die Gestalt der Nackten vor ihr auftauchte.
Sie stand nun leicht geduckt, wie ein mächtiger Klotz. Trotz der schlechten Sichtverhältnisse sah Kate die breiten Hände mit den dicken Fingern, die bereit waren, zuzupacken.
Kate erinnerte sich wieder daran, was mit ihrem Kollegen geschehen war. Da schoss das Adrenalin durch ihren Körper, und ihr Gesicht rötete sich. Sie stieß ein Knurren aus, die Holzwaffe zuckte auf die mächtige Gestalt zu, doch die wich zurück.
Kate stellte fest, dass die Frau ein recht flaches Gesicht hatte, beinahe schon platt, und sie stellte sich die Frage, ob sie überhaupt einen normalen Menschen vor sich hatte oder
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