Monsterkopf
gequält. »Sie wissen mehr, als sie mir gegenüber zugeben wollen – oder?«
»Das streite ich nicht ab.« Auch Suko lächelte sie an. »Keine Sorge, es wird schon alles gut werden.«
Kate Boone konnte nur noch nicken. Dann schaute sie zu, wie sich Suko herumdrehte. Er ging los, als wäre alles völlig normal, und er hielt auch vor diesem ungewöhnlichen Vorhang nicht an.
Dann geschah es!
Er schritt hindurch, als wäre der Vorhang gar nicht vorhanden!
Kate Boone sog scharf die Luft ein und schüttelte dann den Kopf. Was sie da gerade gesehen hatte, war unglaublich. So etwas gab es nicht. Das war irrational, das konnte nicht die Realität sein.
Und doch war sie es, denn sie erlebte keinen Film und träumte auch nicht.
Sie war mit Leib und Seele Polizistin. Sie hatte schon als junges Mädchen von diesem Job geträumt und hatte es auch geschafft, sich in einer mehrheitlich von Männern besetzten Domäne durchzuschlagen. Sie war auch voll und ganz akzeptiert worden.
Aber jetzt war ihr Weltbild ins Wanken geraten. Sie musste erleben, dass es sehr wohl Dinge gab, die man normalerweise nicht mal kannte. Die im Verborgenen lagen und möglicherweise nichts mit der realen Welt zu tun hatten.
Aber John Sinclair und sein Kollege Suko akzeptierten sie. Und nicht nur das, sie waren sogar damit vertraut und nahmen sie wie selbstverständlich hin.
Der Inspektor war auf diesen Vorhang zugegangen. Er hatte ihn nicht mal zur Seite schieben müssen, um ihn zu passieren. Er war kurzerhand hindurchgeschritten und aus ihrem Sichtkreis verschwunden.
Fertig, basta!
Was das zu bedeuten hatte, wusste sie nicht zu sagen. Es gab zudem nichts, woran sie sich festhalten oder aufrichten konnte.
Jetzt, da sich der Inspektor nicht mehr in ihrer Nähe befand, kam ihr die Stille noch bedrückender vor. Sie fühlte sich von ihr eingefangen wie von einem dichten Netz, aus dem sie sich aus eigener Kraft nicht befreien konnte. Dabei war es so einfach. Sie musste nur die paar Schritte nach vorn gehen, um diesen ungewöhnlichen Vorhang zu erreichen und ihn zu durchschreiten, dann wäre sie wieder bei Inspektor Suko.
Oder nicht?
Ohne es richtig registriert zu haben, war sie nach vorn geschritten. Sie stand jetzt recht nahe am Vorhang und schaute an ihm herab und auch an ihm hoch.
Nichts gab es zu sehen, das ihr weitergeholfen hätte. Aber die Neugierde war da. Es war nun mal eine Eigenschaft, die zu ihr gehörte und auch zu ihrem Job.
Zuerst spürte sie das Zucken in ihrer Hand. Dann übertrug es sich auf ihren rechten Arm, den sie automatisch nach vorn streckte, als wollte sie eine Falte finden, um den Vorhang zu öffnen. Nur mal kurz berühren, vielleicht erkennen, was wirklich dahinter steckte und...
Urplötzlich hörte sie ein Geräusch!
Kate Boone zuckte zusammen. Das Geräusch war nicht von ihr abgegeben worden, und auch Suko’s Gestalt zeigte sich nicht hinter dem Vorhang.
Woher stammte es dann?
Etwas Kaltes rieselte ihren Rücken hinab. Vor ihr passierte nichts, das Geräusch hatte sie hinter sich gehört, und es wiederholte sich.
Ja, ein scharfes Atmen. Dann ein weiteres Geräusch, diesmal ein leises Rascheln, und plötzlich fuhr sie mit einer schnellen Drehung herum.
Der Blick nach vorn!
Der Blick ins... nein, nicht ins Leere, denn auf einem der Tische bewegte sich etwas. Er war ein Mensch, der dort bis jetzt gelegen hatte und von den großen Pflanzen verdeckt worden war. Jetzt richtete er sich auf und stöhnte.
Sie hatte ihn schon im Ort gesehen, und zwar immer in der Nähe von Earl Donovan.
Kate war alarmiert. Sie fragte sich, wie der Typ in diese Pflanzen hineingelangt war. Bestimmt hatte er sich dort nicht freiwillig zum Schlafen hingelegt.
Beide schauten sich an, und bei beiden war es mehr ein misstrauisches Starren.
Der Mann saß noch auf dem Tisch. Seine Beine baumelten herab, doch die Füße berührten den Boden nicht. So wirkte seine Haltung schon ein wenig lächerlich.
Er hatte Probleme mit sich selbst. Er stöhnte leise vor sich hin. Das alles war nicht normal, auch nicht der schon böse Blick. Er hatte etwas vor, das wusste Kate, und dementsprechend war sie auf der Hut.
Der Mann rutschte vor, als sie sich auf ihn zubewegte. Im nächsten Moment stand er mit beiden Füßen auf dem Boden.
Kate sprach ihn an. »Hören Sie, Mister, ich kenne Sie. Ich habe Sie schon mal gesehen. Sie waren immer mit...«
»Halt dein Maul!«
Kate war überrascht. Den Ton hätte sie nicht erwartet. Aber er war gleichzeitig so
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