Monsterkopf
sehen, Sinclair.«
Ich provozierte ihn weiterhin. »Sie werden es nicht glauben, aber mir gefällt das Paradies der Druiden. Im Gegensatz zu Ihnen sehe ich es nicht als mein Grab an.«
»Sie werden sich noch wundern.«
Lässig hob ich die Schultern. »Das sagen Sie so. Vielleicht ist es auch umgekehrt.«
Die Antwort gefiel ihm nicht. Er war misstrauisch geworden. Möglicherweise auch unsicher. »Wie meinen Sie das denn?«
Ich lächelte geheimnisvoll. »Lassen Sie uns gehen, Donovan. Sie wollen mir bestimmt etwas zeigen.«
»Ja, Sinclair. Das will ich.« Sicherheitshalber bedrohte er mich wieder mit der Waffe. »Gehen Sie vor. Einfach nur immer weiter. Am Rand der Lichtung werden Sie einen Pfad finden. Auf dem bleiben Sie dann besser.«
»Und das Ende?«
»Kann auch Ihr Ende sein.«
»Schön.«
Dass ich ihn anlächelte, gefiel ihm überhaupt nicht. Wahrscheinlich ärgerte er sich über meine Sicherheit, denn ich zeigte nicht die Spur von Angst.
Earl Donovan musste etwas sagen, um sich irgendwie selbst zu beruhigen. »Bei Ihnen wird bald das große Heulen und Zähneknirschen einsetzen, das schwöre ich Ihnen.«
»Wir werden sehen.«
Auch diese Antwort passte ihm nicht. Ich hörte ihn laut die Luft einsaugen, dann spürte ich die Mündung des Gewehrs im Rücken, und für mich war es ein Zeichen, mich in Bewegung zu setzen.
Ich ging einfach der Nase nach, wie man mir geraten hatte. Mich hatte eine gewisse Spannung erfasst, die allerdings nichts mit Angst zu tun hatte. Aibon war mir nicht fremd, aber diese Welt wartete auch immer wieder mit Überraschungen auf, das hatte ich schon des Öfteren erlebt.
Den Rand der Lichtung hatten wir schnell erreicht. Da ich voranging, musste ich dem Mann hinter mir praktisch den Weg freischaufeln, denn die Gewächse hier waren verdammt dicht. Aber ich fand bald die Schneise, die in die Büsche geschlagen war. Ich war mir sicher, dass die Menschen aus Egerton diesen Weg schon öfter gegangen waren, um ihr Ziel zu erreichen.
Etwas fiel mir sehr schnell auf. Kurz nach meinem Betreten dieser Welt hatte ich die Geräusche gehört. Fast mit Stimmen zu vergleichen. Das geheimnisvoll klingende Wispern und Rascheln, das von zahlreichen Lebewesen zeugte, die sich in der Natur verborgen hielten.
Das war nun nicht mehr der Fall!
Alles war auf einmal ruhig. Sehr still, als hätte sich eine Glocke des Schweigens über diesen Teil der Welt gelegt. Nur die Geräusche, die Donovan und ich erzeugten, waren zu hören. Ich trat kleine Gewächse zu Boden, ich schob Zweige mit breiten und fettig wirkenden Blättern zur Seite. Ich nahm den starken Geruch irgendwelcher exotischer Blüten wahr und dachte für einen Moment daran, dass ich hier auch Fleisch fressende Pflanzen erlebt hatte.
Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie tief dieser Gürtel war, den ich durchdringen musste. Die Sicht nach oben war mir durch die dichten grünen Dächer der Bäume genommen. Nur ab und zu schimmerte es heller durch die Lücken.
Und Lücken sah ich auch vor mir. Es waren nur noch wenige Schritte, bis ich sie erreichte und der dichte Gürtel hinter mir lag. Schon jetzt fiel mir etwas auf, mit dem ich noch nichts anfangen konnte. Es war auf jeden Fall hoch, und mir kam in den Sinn, dass es sich dabei um einen Hügel handeln konnte.
Donovan hielt es hinter mir nicht mehr aus. »Bald sind wir da«, flüsterte er und kicherte. »Dann wirst du nicht mehr denken, wie toll das hier alles ist.«
»Ich lasse mich überraschen.« Mehr sagte ich nicht. Mit beiden Händen räumte ich die biegsamen Zweige zur Seite und erreichte ein Gebiet, wo die letzten Büsche standen, aber schon weit auseinander, und bereits den Rand einer Lichtung markierten.
Lichtung?
Ja und nein.
Ich blieb stehen, denn was ich auf dieser Lichtung sah, damit hatte ich nicht gerechnet, und es verschlug mir regelrecht den Atem...
***
»Das passt mir nicht!«, sagte Suko.
»Mir auch nicht«, erklärte Kate Boone. »Warum hat sich Ihr Kollege nicht gemeldet?«
»Er wird nicht in der Lage dazu sein.«
»Oh, dann könnte er...«
»Ja, Kate, er könnte daran gehindert werden.«
Beide schauten sich an. Jeder wusste, dass etwas getan werden musste, und Kate war es, die den Vorschlag machte. »Dann sollten wir ihm nachgehen.«
Dagegen hatte Suko nichts einzuwenden. Es passte ihm nur nicht so recht, dass Kate Boone an seiner Seite bleiben wollte, und das sagte er ihr auch.
»Kommt nicht in Frage, Suko, dass ich hier bleibe!
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