Monströs (German Edition)
Sie hatten jetzt eine Antwort auf die unausgesprochene Frage, wo der Körper desjenigen verblieben war, auf dessen Schultern einmal der abgeschlagene Kopf geruht hatte.
Der kopflose Körper Walter Zurbriggens schwebte etwas über der Höhe des Türrahmens mitten im Raum. Bumann und Selma starrten kurz auf den Leichnam, der bis auf eine lederne schwarze Unterhose nackt war, dann musste Bumann sich übergeben und auch Selma wandte sich unter Würgen und Husten ab. Nur Söder blieb wie angewurzelt stehen und betrachtete den in der Luft hängenden Toten.
Die Fuß- und Handgelenke hingen an Ketten, die in den Wandecken und an den Wänden entlang über Eisenwinden auf der gegenüberliegenden Seite an einem großen Rad mit einer Kurbel zusammenliefen. Diese Konstruktion hatte es ermöglicht, Zurbriggens schweren Körper so hoch in die Luft zu befördern.
Söder ließ seinen Blick durch den ungefähr fünf mal sechs Meter großen Raum schweifen, an dessen Decke eine starke Neonröhre jeden Winkel ausleuchtete.
Rechts von der Tür, durch die sie gekommen waren, stand eine Werkbank mit einem Schraubstock. Eine Bohrmaschine mit einem rot verfärbten Bohrer lag darauf. An der Wand hinter der Werkbank hingen verschiedene Werkzeuge. Hämmer, Zangen, eine Handsäge, Meißel und Bohrer. An der rechten Wand stand ein Sofa, das man zu einem Doppelbett ausziehen konnte. Darüber hingen unzählige Fotos. An der Wand gegenüber der Eingangstür, neben der Kurbel, stand ein Fernseher auf einem ein Meter hohen Regal. Darin befanden sich Fotoalben, eine Videokamera, eine Sofortbildkamera und ein Kasten mit Videokassetten. Zur Linken waren Eisenringe in verschiedenen Höhen in die Wand eingelassen. An einem baumelte ein Seil mit einem blutigen Ende. In der Mitte der linken Wand flankiert von den Eisenringen befand sich eine schmale, nur etwa einen Meter hohe Brettertür mit schweren Eisenscharnieren.
Zurbriggen musste, nachdem ihm der Kopf abgeschlagen worden war, innerhalb kürzester Zeit völlig ausgeblutet sein. Jetzt tropfte das Blut nur noch in schneller Folge aus seinem Hals in den roten See aus dickflüssigem Blut auf dem kalten Steinboden, der zur Mitte hin ein leichtes Gefälle aufwies und in dessen Zentrum sich ein Bodenabfluss befand. Der Großteil des Blutes musste hierüber abgelaufen sein. Auf dem Boden lag außerdem eine Machete mit einem Holzgriff, der mit kunstvollen Schnitzereien verziert war. Zweifellos handelte es sich um das blutige Mordinstrument.
Der Raum beschwor unweigerlich den Gedanken an eine Folterkammer herauf.
Bumann hatte sich inzwischen wieder gefangen und wollte nur noch raus.
»Warte«, sagte Selma und ging langsam, eng an der Wand vorbei, um nicht unter Zurbriggens Körper und durch das Blut gehen zu müssen, auf das Sofa zu. Als sie davor stand und sich die Fotos aus der Nähe betrachtete, schlug sie die Hände vor den Mund, als müsse sie ihn zuhalten, um einen Schrei zu unterdrücken.
»Das ist doch nicht möglich«, entfuhr es Bumann, der doch nicht den Raum verlassen hatte und nun zu ihr aufgeschlossen war.
Auf den Fotos waren Frauen zu sehen, die auf unterschiedlichste Art und Weise in diesem Raum misshandelt worden waren. Eine Frau war mit dem Kopf zwischen den Schraubstock der Werkbank geklemmt worden. Auf einem anderen Bild sah man Zurbriggen, wie er einer Frau mit dem Hammer die Finger zertrümmerte. Es gab Fotos, auf denen mit unzähligen Schnittwunden übersäte Frauen im Raum hingen, wie jetzt Zurbriggen selbst. Auf anderen Fotos sah man Frauen mit einem Eisenring um den Hals an der Wand hängen, Augen und Zungen herausquellend wie kurz vorm Erdrosseln. Es stellte sich unweigerlich die Frage, wer die Fotos geschossen hatte. Zurbriggen selbst konnte es nicht gewesen sein, zumindest nicht in den Fällen, in denen er selbst auf den Fotos war.
Selma drehte sich schnell zu Söder um, der noch immer nahe an der Tür stand.
»Du hast es die ganze Zeit gewusst!«
Söder blieb stumm. Sein Gesichtsausdruck war nichtssagend.
»Eben als wir Zurbriggens Kopf entdeckt haben, wäre es dir fast herausgerutscht. Du wolltest sagen, Zurbriggen war hier unten dabei erwischt worden, als er seinem Hobby nachging.
Außerdem fiel es dir schwer, in den Abstellraum zu gehen, weil du Angst hattest, dass wir die Verbindungstür hinter dem Regal entdecken könnten, aber wir mussten da rein, weil hier das CB-Funkgerät war.«
Söder sagte immer noch kein Wort. Bumann hörte Selma zu und wandte seinen Blick
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