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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Martin.
    Mehr wollte Martin zu diesem Thema auch nicht sagen. Es ging Bumann absolut nichts an, woher seine Angst vor engen Räumen kam.
    Bumann schüttelte nur ungläubig den Kopf und strich sich dabei nervös durch das fettige Haar. Selma griff nach Martins Hand und drückte sie so fest sie konnte, als ob so die Schrecken dieser Nacht aus ihren Köpfen verbannt werden könnten. Als sei alles nur ein böser Traum.
    Schließlich brach Bumann das Schweigen.
    »Jedenfalls sind wir hier sicher. Ich bin gespannt, was die Polizei zu unserer Theorie sagt.«
    Er sah auf die Uhr.
    »Es ist jetzt sechs Uhr. In zwei Stunden kommt der erste Zug hier herauf. Er bringt neben den ersten Touristen und dem Fahrkartenverkäufer in der Bahnstation auch die ersten Handwerker mit, die im Hotel arbeiten sollen. Die kann Kaltenbach nicht alle umlegen. Er wird nach unten fahren, um zu fliehen. Wir können es uns hier also ganz gemütlich machen und abwarten.«
    Bumann und Selma sahen niedergeschlagen aus. Wenn er in einen Spiegel schauen würde, war Martin sicher, kein besseres Bild abzugeben. Sie hatten Schreckliches erlebt in dieser Nacht. Nun war es vorbei, doch die langsam nachlassende Anspannung hinterließ ein Gefühl der Mattigkeit und Zerschlagenheit. Martin gönnte Bumann, dass er sich selber froh machen konnte. Was ihn selbst aber unruhig bleiben ließ, war eine quälende Frage, die nur ihn betraf. Warum waren die Reime unter dem Namen seiner toten Frau verfasst? War Anna die Unbekannte, die alle Fäden in der Hand hielt. Das war kaum vorstellbar. Solange es darauf nicht mehr Hinweise, als ein paar E-Mails gab, würde er diese Möglichkeit für sich behalten. Er wollte Selma und Bumann nicht mit noch weiteren ungeklärten Details beunruhigen. Sie hatten es verdient, mit den Ereignissen abschließen zu dürfen. Vielleicht war ihm auch nicht wohl bei dem Gedanken, dass Anna noch leben könnte. Denn das würde bedeuten, dass sie zu einer kaltblütigen Mörderin geworden war. Letztlich wichtig war jetzt, dass sie lebend hier raus kommen würden.
    Bumann grinste breit, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete zum Zeichen der Zufriedenheit seine Hände hinter dem Kopf und legte die ausgestreckten Beine übereinander. Genau in diesem Moment der größten Hoffnung, geschah etwas ganz und gar Unerwartetes. Bumanns unbesorgter Gesichtsausdruck fror ein. Sein selbstsicheres Lächeln verschwand und seine Mundwinkel sanken nach unten bis seine Lippen nur noch einen schmalen Strich bildeten. Es war eine tragische Ironie, dass das Entsetzen immer dann Einkehr hielt, wenn niemand mehr damit rechnete.
     

43
     
    Raphael öffnete die Tür zum Hotelflur in der ersten Etage und warf einen Blick hinein. Zimmeröffnungen gähnten ihm wie dunkle Mäuler entgegen. Vor kurzem hatte er hier auf der Suche nach Waller ein paar Türen eingetreten. Er registrierte es mit einem zufriedenen Grunzen und schnupperte wie ein Wolf, der Witterung aufnahm. Ehne, Mehne, Miste, es rappelt in der Kiste, summte es in seinem Kopf. Es war kalt in diesem Flur. Die Kälte schlüpfte durch das eingeworfene Turmfenster an der Frontseite des Hotels, das er von hier aus sehen konnte, hinein.
    Noch einmal horchte er jetzt angestrengt in die Stille. Nichts, der Flur blieb ruhig.
    War es möglich, dass Waller sich in einem der Zimmer in dieser Etage verkrochen hatte?
    Raphael überlegte, was geschehen war. Zunächst hatte Waller den Aufzug aus dem Keller leer in die zweite Etage fahren lassen. Er war auf den Trick hereingefallen und dem Aufzug hinterher gerannt. Nachdem er festgestellt hatte, dass die Kabine leer war, fuhr er wieder damit nach unten, weil er dachte, das Ablenkungsmanöver habe Waller veranstaltet, um das Hotel durch die Eingangstür im Erdgeschoss zu verlassen. Aber dem war nicht so. Waller musste ihm über das Treppenhaus nach oben gefolgt sein und konnte jetzt überall sein, von der ersten Etage bis in den dritten Stock. Wenn er jetzt die erste Etage betrat und Waller doch in einer der darüber liegenden Stockwerke wäre, hätte Waller, während er sich die Räume in dieser Etage erneut vornahm, Zeit genug, durch das Treppenhaus wieder nach unten zu laufen. Raphael hatte keine Lust, weiter zu spielen. Seine Geduld war zu Ende. Er würde Waller jetzt ganz systematisch in die Enge treiben.
    Zu seiner Linken stand wieder einer dieser Blumenständer, auf dem eine Porzellanvase mit künstlichen Blumen stand. Die Dinger standen überall im Hotel herum. Er griff

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