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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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konzentrierter. Leise, aber es waren Schritte. Sie wurden lauter. Dann bestand kein Zweifel mehr, jemand war von unten über das Treppenhaus auf dem Weg nach oben.
     

45
     
    Sie mussten eine halbe Stunde warten. Der Autozug durch den Lötschbergtunnel fuhr erst ab 5.30 Uhr. Die Alternative wäre gewesen, über den Pass zu fahren, doch das hätte eine Verzögerung von über einer Stunde bedeutet. Sie nutzten die Pause, um auf die Toilette zu gehen, und etwas von dem mitgenommen Proviant zu essen.
    Um 6.30 Uhr bogen sie Richtung Täsch und Zermatt ab. Als sein Handy den Eingang einer E-Mail von Corleone meldete, hielt Ram in einer Straßennische an, und bat Karl weiter zu fahren. Ram setzte sich auf den Rücksitz neben Paul, der noch immer wach und ruhig aus dem Fenster schaute, und fuhr seinen Laptop hoch. Corleones E-Mail hatte es in sich:
    »Rita Mattfelds Aufenthaltsort ist seit vier Jahren unbekannt. Unser Netzwerk kann in der Kürze der Zeit keine Wunder vollbringen. Deshalb hat die Suche auch nichts ergeben. Allerdings hat sich ein Kollege gemeldet, der angeblich Mattfelds aktuellen Aufenthaltsort von einem früheren Auftrag her kennt. Anscheinend hat schon einmal jemand privat nach Mattfeld suchen lassen und ihn dafür engagiert. Für diese Information will der Kollege aber 10.000,- Euro. Zuviel?«
    Ram zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er »Nein, das geht in Ordnung«, zurückschrieb.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass die Hacker in Corleones Umfeld mehr herausbekamen als die Polizei, die nur legale Wege zur Informationsbeschaffung nutzen durfte. Sorgen machte Ram jedoch etwas anderes. Er fragte sich, wer da vor ihm auf der Suche nach Rita Mattfeld gewesen war. War Eddie Kaltenbach neben Waller auch an Rita Mattfeld interessiert? Oder gab es noch einen unbekannten Spieler, der bislang noch nicht in Erscheinung getreten war. Die Sache wird langsam wirklich interessant, dachte Ram.
    Eine Minute später erhielt er die Kontonummer, auf die er die Überweisung tätigen sollte.
    Das Gute an der Zusammenarbeit mit Corleone war, dass Corleone der Wächter im System war und eine Art Treuhand. Er wusste, welche Identitäten hinter den Hackern steckten. Niemand konnte es sich erlauben, Geld abzukassieren, und dann nicht die versprochenen Daten zu liefern. Bisher hatte das immer funktioniert.
    Zehn Minuten nach der Expressüberweisung an eine Scheinfirma auf den Bahamas, erhielt Ram eine E-Mail von einem Hacker der sich DomRep nannte. Dann rief Ram die aus einem einzigen, 10.000,- Euro teuren Satz bestehende Nachricht auf:
    »Rita Mattfeld lebt zurzeit unter dem Namen Marianne Seewald und ist Eigentümerin des Hotels Himmelwärts bei Zermatt.«
    Ram hatte damit nicht gerechnet. Er hatte einen Volltreffer gelandet. Was wusste er? Waller bekommt den Auftrag, in einem Hotel zu arbeiten, dessen Eigentümerin die untergetauchte, ehemalige Unterweltkönigin Frankfurts ist. Das untermauerte seine Theorie, dass Eddie Kaltenbach sich ebenfalls in diesem Hotel befand und Waller Teil einer Geschichte war, die er in Bruchstücken vor sich hatte, die er aber noch nicht zu einem Bild zusammenfügen konnte. Eins stand jedenfalls fest. Waller war da oben definitiv in Gefahr. Ram gelang es nur schwer, die in ihm aufkeimende Panik zu unterdrücken.
    Sie passierten das Ortseingangsschild von Täsch. Karl steuerte den Wagen in ein riesiges Parkhaus, direkt neben dem Bahnhof. Ab jetzt ging es mit dem Auto nicht mehr weiter.
    Zehn Minuten später, um 07.20 Uhr, saßen sie im Zug nach Zermatt. Rams Gehirn arbeitete auf Hochtouren, während er äußerlich den Gelassenen spielte. Immer wieder stellte er sich die Frage, was sie vorfinden würden, wenn sie in dem Hotel ankämen. Es war davon auszugehen, dass Eddie Kaltenbach und Rita Mattfeld bewaffnet waren. Was hatten er und Karl dem entgegenzusetzen? Ihm fiel auf Anhieb nichts ein.
    Er dachte kurz daran, gegen seine Prinzipien die Polizei zu verständigen. Doch wie sollte er denen erklären, wie er an seine Informationen gekommen war? Und selbst, wenn sie ihm glaubten, würde es eine Ewigkeit dauern, bis die Polizei den Einsatz im Hotel geplant und in die Tat umgesetzt hätte. Zudem würde das Ganze Paul zutiefst verstören. Was, wenn er sich geirrt hatte und alles in bester Ordnung und Waller wohlauf war. Schließlich entschied Ram, sich auf sein Improvisationstalent zu verlassen. Er würde zu reagieren wissen, wenn sie oben im Hotel waren. Irgendetwas würde ihm schon einfallen.
    Ram

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