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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Karlden
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Seite. Jetzt sah er den Holzschuppen und das Gleis, das in den Schuppen führte. Als er bei dem Tor ankam, nahm er den Schlüsselbund, den er Dr. Baltes abgenommen hatte, und probierte ein paar der Schlüssel aus, die in das Schloss passen konnten. Beim dritten Schlüssel hatte er Erfolg. Er hatte Mühe, das Tor mit nur einer Hand aufzuziehen, aber schließlich schaffte er es. Ungläubig ging er einige Schritte hinein. Die Erkenntnis war niederschmetternd und raubte seinem Körper augenblicklich die verbliebenen Kraftreserven. Die Draisine war da. Und doch nutzte ihm das gar nichts.
     

50
     
    Eddies Schritte waren langsam und schwerfällig, als er sich von dem Turmfenster in der ersten Etage entfernte. Er hatte zum Fenster hinaus geschaut, nach Waller Ausschau gehalten und dann hatte sich alles für ihn verändert. Er hatte das Fenster wieder geschlossen und war in das nächstgelegene Zimmer gegangen. Dort hatte er in den Spiegel geschaut. Das war etwas, das er selten tat. Er mochte sein Aussehen nicht besonders. Er sah aus, wie Lou Ferrigno, der Hulk Darsteller, der gleichnamigen früheren US Fernsehserie. Sein Körper war ebenso groß und massig, gleichwohl Ferrigno nur aus Muskeln bestand, während er einfach nur dick war. Er wandte sich angewidert ab. Für einen Moment war nicht Waller das Ziel, um das seine Gedanken kreisten. Etwas stimmte nicht mit ihm selbst. Die Musik in seinem Kopf war noch da, wenn auch gedämpfter. Draußen rauschte der Sturm. Aber da war eine Sache, die ihn in sich gehen ließ. Es war eigentlich unmöglich, aber es war so. Er hörte Musik, die nur in seinem Kopf existierte. Das konnte jedoch nur Raphael und nicht er. Was hatte das zu bedeuten? Auch war es nicht mehr nur so, als ob er zugeschaut hätte, bei dem, was die Bestie getan hatte. Es war so, als habe er selbst es getan. Plötzlich fühlte er, dass etwas Entscheidendes anders war und er glaubte auch zu wissen, was es war. Raphael würde nie wieder auftauchen, weil er schon da war und nie wieder gehen würde. Er hatte es nicht sofort gemerkt. Aber er war jetzt nur noch Raphael. Eddie war nicht mehr in ihm, schaute nicht mehr zu, teilte keine Erinnerungen mehr mit Raphael. Die beiden waren irgendwie verschmolzen und von Eddie war dabei, soweit er es jetzt beurteilen konnte, nichts mehr übrig geblieben. Wäre es anders herum gewesen, hätte also Eddie gewonnen und Raphael für immer verdrängt, dann hätte Eddies Therapeut von einer Heilung gesprochen. Jetzt war es umgekehrt gekommen, was war das dann? Eine Verschlimmerung? Oder war er jetzt vollkommen wahnsinnig? Unheilbar? Das Gefühl allein in diesem Körper zu sein, war ungewohnt, aber auch großartig. Und wenn er ehrlich war, freute es ihn, dass Raphaels Identität gewonnen hatte.
    Als er durch das Treppenhaus nach unten in die Eingangshalle schritt, ging Raphael in Gedanken noch einmal ein paar Details durch. Er fühlte noch einmal den Schmerz, als jemand Eddie vor dem Hotel mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt hatte. Er erinnerte sich auch, wie Eddie am frühen Abend in einem letzten verzweifelten Versuch seine Jacke ausgezogen hatte und sie, um auf sich aufmerksam zu machen, auf die im Boden eingelassenen Außenstrahler des Hotels gelegt hatte. Danach hatte Eddie das Bewusstsein ein weiteres Mal verloren und war in einem der Hotelzimmer wieder zu sich gekommen. Jemand hatte Wallers Namen an den Spiegel im Badezimmer geschrieben. Das hatte Eddie wieder vor Augen geführt, dass er seinen Bruder erschießen musste, und dass seine Frau ermordet worden war. Der Schlüssel war Martin Waller. Er, Raphael, hatte wieder das Ruder übernommen. Er hatte sich seine noch feuchten Kleider angezogen, die Tür aufgebrochen und war losgestürmt. Beim Durchqueren der Eingangshalle hatte er einen flüchtigen Blick durch die Glastüren nach draußen geworfen. Dabei war ihm, als ob er draußen eine Person gesehen habe, die aber gleich wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden war. Einem Reflex folgend und blind vor Rachegelüsten war er nach draußen gelaufen. Er hatte die nähere Umgebung abgesucht. Insbesondere die kleine Kapelle neben dem Hotel. Er hätte schwören können, dass die Person sich in diese Richtung bewegt hatte. Doch er konnte niemanden finden. Auf einmal war er sich nicht mehr sicher, überhaupt jemanden gesehen zu haben. Es gab unzählige Möglichkeiten, sich hier draußen zu verstecken.
    Er wollte zurück ins Hotel. Allerdings hatten sich die Türen hinter ihm

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