Monströse Welten 1: Gras
Ich weiß nur, was Vater James mir gesagt hat.«
Erneut stieß Rigo ein Knurren aus, verließ den Priester und wanderte ziellos im Garten umher, wobei er sich selbst verfluchte. Ohne sein willentliches Zutun lenkte er den Schritt zu Eugenies Haus. Er trat ein, wobei er sich vornahm, nur für kurze Zeit zu bleiben. Bei Marjories Rückkehr wollte er wieder in seinem Zimmer sein. Weil Marjorie aber ziemlich weit entfernt war, bestand kein Grund zur Eile. Er schüttete Eugenie sein Herz aus, wobei diese nur mitfühlend murmelte, ohne indes richtig zuzuhören.
Sie schenkte ihm mehrmals nach. Zunächst wurde Rigo noch zorniger, doch dann schlug seine Stimmung in Niedergeschlagenheit und Sentimentalität um. Er weinte, und sie tröstete ihn. Dann gingen sie ins Sommer-Schlafzimmer. Als der Gleiter mitten in der Nacht zurückkam, hörte es keiner von beiden.
Vater James, der in seiner Jugend auch geritten war, sattelte Millefiori, die temperamentvollste Stute, während Marjorie, die bereits Don Quixote für sich selbst und El Dia Octavo für Tony gesattelt hatte, die Brüder Mainoa und Lourai bat, ihr bei Her Majesty und Blue Star zu helfen. Bei diesen Pferden handelte es sich um elegante und gutmütige Stuten. »Sie reiten diese beiden, Brüder. Sie müssen sich nur im Sattel halten und entspannen. Die Pferde erledigen dann den Rest.«
Die Brüder Mainoa und Lourai sahen sich peinlich berührt an. Rillibee war in seiner Kindheit ein paarmal geritten, wobei das Pferd oder der Esel, oder was immer es gewesen war, von jemandem geführt wurde. Bruder Mainoa hingegen hatte noch nie auf einem Reittier gesessen. Marjorie hatte keine Zeit, sie einzuweisen. Sie stand auf einer Trittleiter und sattelte das große Zugpferd, Irish Lass.
»Und wer soll darauf reiten?« fragte Rillibee/Lourai.
»Irish Lass ist unser Packpferd. Und wenn wir Stella finden, wird sie es reiten.«
Wenn wir sie finden, sagte Vater James sich. Wenn. Wenn wir sie finden. Er war nicht zum Haus zurückgegangen, das er mit Vater Sandoval bewohnte. Er hatte dem alten Priester nicht gesagt, daß er an diesem waghalsigen Abenteuer teilnehmen würde. Es wäre leichter, später um Vergebung zu bitten, als jetzt eine Erlaubnis einzuholen, die er ohnehin nicht bekommen würde.
»Bevor wir aufbrechen, muß ich für eine Weile allein ins Grasland hinausgehen«, sagte Bruder Mainoa. »Damit die Aktion auch erfolgreich verläuft.«
Marjorie schaute ihn an. Sie wollte endlich aufbrechen, auch wenn sie um die Gefahren dort draußen wußte. »Tut das wirklich not?«
»Wenn wir die Estancia der bon Damfels’ in einem Stück erreichen wollen, dann ja.«
Sie machte eine Geste und biß sich auf die Lippe. »Beeilen Sie sich.« Dann verschwand er in der Dunkelheit, und sie sah ihm nach, wobei sie sich fragte, was er wohl vorhatte.
Tony kam mit einem Stapel diverser Gegenstände in den Stall, die er auf den Boden legte und sagte: »Das muß alles aussortiert werden. Es sind Lebensmittel und Ausrüstungsgegenstände dabei. Ich muß noch einmal weg.«
»Vater James?« Marjorie deutete auf den Stapel. »Brauchen wir noch etwas, das Tony nicht mitgebracht hat?« Müde lehnte sie sich gegen die Flanke des großen Pferdes und fragte Tony: »Hast du deinem Vater gesagt, wo wir hingehen?«
»Ich habe Vater gar nicht gefunden«, meldete Tony. »Ich habe im ganzen Haus nach ihm gesucht.«
»Hinterlaß ihm eine Nachricht auf dem Telly«, sagte Marjorie erleichtert darüber, daß Rigo sie nicht anschrie und ihnen den Ausflug verbot. Wahrscheinlich war er bei Eugenie, aber dort hätte Tony schwerlich vorsprechen können. »Hinterlaß ihm eine Nachricht, Tony. Sag ihm, wir würden Stella suchen und hätten dazu die Pferde genommen.«
»Habe ich schon«, erwiderte der Junge. »Das ist schon erledigt.«
»Wasserflaschen«, sagte der Priester. »Erste-Hilfe-Koffer.«
»Wird besorgt.«
Der Junge drehte sich um und ging, worauf der Priester ihm nachrief: »Reservekleidung in einer wasserdichten Verpackung.«
»Haben Sie alles, was Sie brauchen?« fragte Marjorie Bruder Lourai.
Er zuckte nur die Achseln; wer wußte schon, was wirklich gebraucht wurde, schien er damit ausdrücken zu wollen. »Wir haben Kleidung zum Wechseln und ein zweites Paar Stiefel dabei. Bruder Mainoa hat alle Lebensmittel mitgebracht, die aufzutreiben waren. Wir könnten aber noch einen Kocher gebrauchen.«
»Da.« Sie wies auf einen Miniaturkocher im Stapel. »Und dort drüben sind Satteltaschen. Bevor
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