Monströse Welten 1: Gras
entführen, und Sie haben es sogar mit eigenen Augen gesehen. Bevor wir alle unser Leben in einer höllisch gefährlichen Aktion riskieren, sollten wir uns erst einmal über das weitere Vorgehen im klaren sein, meinen Sie nicht auch?«
»Nur mit der Ruhe, Tony«, beschwichtigte Vater James den zornigen Jungen. »Der Mann hat recht.«
Rillibee/Lourai erhob sich von seinem Platz an der Wand und schenkte ihnen Tee nach. »Sie hatten Janetta für eine lange Zeit in ihrer Gewalt. Stella ist erst seit heute verschwunden.« Er klang besorgter, als Marjorie aufgrund Bruder Mainoas Bemerkungen erwartet hätte.
Bruder Mainoa nickte. »Mein Kollege hat recht. Es besteht durchaus die Hoffnung, daß, falls wir Stella finden – das müßte allerdings bald geschehen –, ihr Zustand nicht… wesentlich von dem abweicht, in dem sie sich vor ihrem Verschwinden befunden hat.«
»Das spielt überhaupt keine Rolle«, sagte Vater James müde. »Selbst wenn wir wüßten, daß sie wie das andere Mädchen ist, müssen wir sie suchen, solange noch die geringste Aussicht auf Erfolg besteht. Natürlich nicht, wenn dadurch ihr Leben gefährdet würde. Das werde ich nicht zulassen, Marjorie, also schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Es muß schon eine gewisse Erfolgsaussicht bestehen.«
»Sie sind schon dort draußen gewesen, nicht wahr?« wiederholte Marjorie die Frage an Bruder Mainoa. »Sie haben etwas gesehen, und die Hippae haben Sie nicht getötet.«
»Ich hatte Schutz«, erwiderte Bruder Mainoa. »Ich war in der Lage, allein hinaus ins Grasland auf Erkundung zu gehen. Ich weiß aber nicht, ob dieser Schutz sich auch auf uns erstrecken würde, wenn wir eine Suchaktion im Grasland starten. Es wäre vielleicht besser, wenn ich es allein versuchte.«
Sie schüttelte den Kopf. Nein. Nicht allein. Sie würde mitkommen. »Jetzt gleich!«
»Nein. Nicht jetzt gleich«, fiel er ihr ins Wort. »Bald, aber nicht sofort. Seit unserer Rückkehr von Opal Hill versuchen Bruder Lourai und ich, dieses Muster zu enträtseln, das Sie uns gezeigt haben. Viele Arbai-Bücher sind schon per Fax-Modem in die Computer von Commons geladen worden. Sie stehen mit dem Netz von Semling in Verbindung, und ich habe die Darstellungen an den Türen und den Häusern an sie weitergeleitet. In einigen Stunden erhalten wir vielleicht einen… einen Hinweis, daß Korrelationen existieren.«
»Ist das etwa wichtiger als Stellas Leben?« fragte Marjorie ungläubig.
»Das ist vielleicht der Schlüssel zu Stellas Leben«, sagte er geduldig. »Wenn das Muster in der Hippae-Kaverne nämlich eine Bedeutung aufweist und sie diese Bedeutung verstehen, eröffnet sich uns vielleicht die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten. Warten Sie hier. Es wird sicher nicht lange dauern.«
Nach nicht einmal einer Stunde lag der Bericht bereits vor; das Telly übermittelte ihn an einen Palmtop, der von Bruder Lourai aktiviert wurde. Nachdem alle Informationen überspielt worden waren, steckte Bruder Mainoa das Gerät in die Tasche und erhob sich, wobei er auch den anderen bedeutete, aufzustehen. »Ich habe es überflogen. Wir haben jetzt keine Zeit, es auszuwerten. Bedenken Sie, daß wir aus der Luft nichts erkennen. Wir müssen zu Fuß gehen. Und wir müssen dort mit der Suche anfangen, von wo aus Stella aufgebrochen ist. Bei der bon Damfels-Estancia.« Er ließ die restlichen Unterlagen auf dem Tisch liegen und ging zur Tür.
»Nicht zu Fuß«, widersprach Marjorie und legte sich den noch klammen Mantel um. »Nein, Bruder Mainoa. Ich habe eine bessere Idee. Wir nehmen die Pferde.«
Nachdem Rigo das Haus betreten hatte, genehmigte er sich erst einmal einen Drink. Nach einigen Gläsern des exzellenten Brandys, den Roald Few mitgebracht hatte, machte Rigo sich auf die Suche nach seiner Familie und stellte fest, daß Marjorie und Tony verschwunden waren. Nicht einmal Vater James war in der Priester-Klause. Vater Sandoval sagte ihm, sie seien weggegangen.
»Ich glaube, Vater James sagte, sie wollten zur Arbai-Ausgrabungsstätte. Marjorie glaubt, dort könne man ihr vielleicht helfen.«
»Helfen wobei?« fragte Rigo knurrend; er war wütend wegen der Mißachtung seiner Person.
»Bei der Suche nach Stella«, entgegnete der alte Priester. »Wobei denn sonst?«
»Glaubt sie etwa, ich wollte meine Tochter nicht wiederhaben?« fragte Rigo. »Meint sie vielleicht, es wäre mir egal?«
Vater Sandoval versuchte Rigo zu besänftigen. »Ich habe gar nicht mit Marjorie gesprochen, Rigo.
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