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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Rigo und ich nach Gras kamen, hatten wir erwogen, weite Ausritte zu unternehmen. Zu diesem Zweck haben wir eine Campingausrüstung mitgebracht, die wir auch zu Hause verwenden.«
    »Zu Hause. Wo war Ihr Zuhause?«
    »In Nieder-Britannien. Und dann in Alt-Spanien. Nachdem Rigo und ich geheiratet hatten.«
    »Alt-Spanien?« fragte Rillibee.
    »Die südwestliche Provinz von Westeuropa.«
    »Gibt es dort viele Altkatholiken?«
    »Viele. Mehr als an anderen Orten. In Spanien sind die Missionierungsversuche von Heiligkeit ziemlich erfolglos gewesen.«
    »Wo ich gelebt hatte, gab es nur Altkatholiken.«
    »Und wo war das?«
    »In Neu-Spanien, einer der Mittelamerikanischen Provinzen. Joshua, mein Vater, sagte, daß unsere Provinz früher Mexiko genannt wurde.«
    »Dein Vater war Altkatholik? Aber du gehörst doch zu den Geheiligten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin das, was Joshua war. Aber ich weiß nicht, was er war. Jedenfalls war der kein Altkatholik.« Er lehnte sich gegen das Pferd, das sie ihm zugewiesen hatte, imitierte ihre Haltung und streichelte das Tier, wobei er das dicke, glänzende Haar unter den Fingern spürte. »Er liebte Bäume. Miriam liebte auch Bäume.« Tränen traten ihm in die Augen, und er zerdrückte sie mit den Augenlidern. Auf Gras hatte er noch keine Bäume gesehen, bis auf das Wäldchen in der Nähe der Ausgrabungsstätte. In Heiligkeit hatte es auch keine Bäume gegeben. Manchmal glaubte er, die Einsamkeit wäre leichter zu ertragen, wenn er nur Bäume sehen würde.
    Tony und Vater James kehrten mit weiteren Vorräten zurück. Bruder Mainoa wirkte angespannt. Er half ihnen, den Proviant auf die Satteltaschen zu verteilen, einschließlich der beiden großen Körbe, die Irish Lass tragen sollte. Als sie fertig waren, schauten sie sich unschlüssig an; sie schienen zu zögern, den nächsten, unausweichlichen Schritt zu tun. Schließlich brach Bruder Mainoa das Schweigen.
    »Wenn Sie gestatten, werde ich Sie führen, Lady Westriding. Das erste Stück. Dann dürfte es nicht mehr erforderlich sein. Wenn Sie mir zeigen würden, wie ich das Pferd lenken soll?«
    Marjorie unterwies ihn im Umgang mit den Zügeln und in der Beinarbeit, und dann ritt sie zur Veranschaulichung neben ihm her. Bald hatten sie den Gartenpfad verlassen und ritten durch hohes Gras, wobei sie sich fast aus den Augen verloren. Bevor sie noch Unmut wegen der schwierigen Passage verspürten, erreichten sie ein Kurzgras-Gebiet und schlugen eine nordöstliche Richtung ein. Der Ritt verlief schweigend und wurde nur von Bruder Mainoas gelegentlichem Quengeln unterbrochen: »Was muß ich denn tun, um nach rechts zu lenken?« Nachdem Marjorie es ihm ein paarmal gesagt hatte, fragte er nicht mehr. Nun wurde der Ritt nur noch vom gedämpften Trappeln der Hufe und dem Rauschen des Grases untermalt.
    Marjorie, die neben Bruder Mainoa ritt, glaubte, er hätte etwas gesagt und lehnte sich zu ihm hinüber. »Was haben Sie gesagt, Bruder?« flüsterte sie. Erneut hörte sie das Geräusch. Ein Schnarchen. Er war eingeschlafen, und Blue Star trabte zielstrebig über im Sternenlicht liegende Hügel und schattige Täler, als ob sie auf dem Heimweg wäre. Die Ohren hatte sie gespitzt, als ob jemand ihren Namen riefe.
     
    Rigo erwachte mit verschlafenem Blick und einem schalen Geschmack im Mund. Im ersten Moment wußte er nicht, wo er war; dann sah er einen Kolibri an den großen Fenstern vorbeifliegen und hörte die Rufe eines Gras-Peepers aus dem Garten. Er war auf Gras. Die hauchzarten rosefarbenen Vorhänge, die sich im Morgenwind bauschten, sagten ihm, daß er in Eugenies Schlafgemach war und nicht in seinem eigenen, das sich neben dem von Marjorie befand. Das Bett neben ihm war leer.
    Eugenie schwebte herein wie der Kopf eines kleinen Kometen, wobei das wallende Haar und das Seidennachthemd einen turbulenten Schweif bildeten. Sie trug ein Tablett. »Das Mädchen kommt erst später, Rigo. Also habe ich Kaffee gekocht.« Sie schüttelte sein Kissen auf, setzte sich neben ihm aufs Bett und beugte sich grazil nach vorne, um ihm einzuschenken. Die Tassen waren pink und wie Blütenkelche geschwungen. Die Sahne dampfte.
    »Wo hast du denn die Sahne her?« fragte er. »Ich habe keine mehr gehabt, seit wir hier sind.«
    »Das spielt keine Rolle.« Sie zog einen Schmollmund und errötete. Sie freute sich, daß er ihre Bemühungen zu schätzen wußte. »Ich habe so meine Beziehungen.«
    »Nein, im Ernst, Eugenie. Wo hast du sie her?«
    »Sebastian

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