Monströse Welten 1: Gras
Begleiters. »Dort«, sagte sie. »Teresa, hast du das gesehen?«
Er hatte es auch gesehen. »Um diese Zeit arbeitet niemand mehr.«
»Sieh mal nach, Teresa. Bitte. Ich bin zu langsam.«
Die letzten Worte waren überflüssig gewesen, denn der storchenbeinige Saint Teresa bewegte sich bereits mit raumgreifenden Schritten über den glitzernden Belag des Raumhafens. Er ähnelte einem großen Raubvogel, der eine Beute erspäht hatte. Ducky hechelte hinter ihm her, wobei ihr Körper so wabbelte, als ob er ein System aus tausend kleinen, interaktiven Federn wäre. Ihr Begleiter war im Schatten verschwunden. Sie sah ihn nicht mehr. Dann tauchte er wieder auf. Eine Hand schoß vor, und der Kopf zuckte wie ein Speer nach vorne. Als er die Hand wieder zurückzog, zappelte etwas Fahles und Fischiges darin. Er drehte sich um und kam mit dem Ding zu ihr.
Als er nahe genug war, schrie sie erstaunt auf. So etwas hatte sie doch schon einmal gesehen. Ein nacktes Mädchen mit ausdruckslosem Gesicht, das sich wie ein Fisch an der Angel wand. Es sprach kein Wort.
»Na«, sagte er. »Was sagst du dazu?«
»Was hält sie da in der Hand?« fragte Ducky. »Was hat sie da, und was wollte sie hier?«
»An Bord gehen«, erklärte Saint Teresa und klemmte sich das Mädchen unter den Arm. Dann wand er ihr den Gegenstand aus den steifen Fingern. Er hielt das Objekt am ausgestreckten Arm, und Ducky sah es sich an.
»Das ist eine tote Fledermaus«, sagte sie. »Völlig vertrocknet. Was wollte sie denn damit?«
Sie musterten erst das Mädchen und schauten sich dann fragend an. »Du weißt, wer das ist«, sagte Ducky. »Es ist Diamante bon Damfels. Das Mädchen, das sie Dimity genannt hatten. Sie ist in diesem Frühling verschwunden. Sie muß es sein.«
Er widersprach nicht. »Und was nun?« fragte er schließlich.
»Wir bringen sie zu Roald Few«, sagte Ducky. »Das hätte ich mit der anderen auch schon tun sollen. Nimm sie und sag Jelly und Jandra, sie möchten herkommen. Und auch sonst jeder, der halbwegs bei Verstand ist. Ich weiß zwar nicht, was hier los ist, alter Storch, aber es gefällt mir nicht.«
Die Nacht war wie ein diskreter Besucher über die Baumstadt der Arbai gekommen; sie hatte sich lange vorher angekündigt, war langsam über die Brücken vorgerückt, hatte die ätherischen Einwohner umfangen und die Böden in den Häusern mit einem Teppich aus Schatten ausgelegt. Dennoch war es nicht dunkel. Die Stege wurden von leuchtenden Sphären gesäumt, die auch an jeder Decke hingen. Sie glühten trübe; zu dunkel, um in ihrem Licht zu arbeiten, aber ausreichend, um sich in der Stadt zu orientieren, die Gesichter der Leute und die Geister zu erkennen, die ständig ein- und ausgingen.
Die Häuser auf der oberen Plattform wurden weniger stark von Phantomen frequentiert. In einem dieser Gebäude hatten Tony und Marjorie sich ein Lager bereitet und die Ausrüstung deponiert. Die zwei Brüder, der Priester und Sylvan hatten ein anderes bezogen. Nachdem sie sich eingerichtet hatten, versammelten sie sich auf der Plattform und verzehrten den Proviant, der durch exotische Früchte angereichert wurde, die Rillibee von den Bäumen in der Nähe gepflückt hatte. Für kurze Zeit waren Füchse in der Nähe gewesen. Die Menschen hatten Schatten gesehen und Laute gehört, die sie an den Großen Schrei erinnerten. Sie hatten versucht, Antworten auf Fragen zu finden, die aus dem tiefsten Innern emporstiegen. Schließlich waren die Erscheinungen verschwunden. Nun waren die Menschen allein.
»Ich verstehe vieles nicht«, sagte Tony und drückte damit nur aus, was alle empfanden. Es hatte zwar eine Kommunikation stattgefunden, aber sie hatte mehr Fragen aufgeworfen, als sie beantwortet hatte.
»Vieles habe ich nie verstanden«, sagte Bruder Mainoa. Er sah müde und alt aus.
»Diese Füchse sind die Kinder der Hippae?« fragte Vater James. »Sie haben es oft erwähnt.«
»Keine Kinder«, sagte Bruder Mainoa. »Genausowenig, wie der Schmetterling ein Kind der Raupe ist.«
»Metamorphose«, erklärte Marjorie. »Die Hippae verwandeln sich in Füchse.«
»Das gilt für manche«, sagte er. »Aber nicht für alle.«
»Früher galt es doch für alle«, widersprach sie. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie wußte es einfach, obwohl sie nicht wußte, woher sie dieses Wissen bezog. Sie wußte es einfach. »Früher hatten alle Hippae sich in Füchse verwandelt, vor langer Zeit.«
»Das stimmt«, sagte er. »Und damals waren es die Füchse, die
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