Monströse Welten 1: Gras
Eier legten.«
Marjorie massierte sich die Schläfe und versuchte sich an das zu erinnern, was sie vor langer Zeit in der Schule gelernt hatte. »Es muß eine Mutation stattgefunden haben«, sagte sie. »Einige Hippae sind mutiert und haben sich vermehrt, während sie sich noch im Hippae-Stadium befanden. Solche Tiere gibt es auch auf Terra. Die sich als Larven reproduzieren, meine ich. Aber diese Mutation konnte nur Bestand haben, wenn ein evolutionärer Vorteil daraus resultierte…«
»Im Hippae-Stadium benutzen sie die Kavernen. Vielleicht haben die Hippae bessere Brutpflege betrieben«, spekulierte Vater James. »Vielleicht sind aus den Hippae-Eiern mehr Nachkommen geschlüpft als aus denen der Füchse.«
»Schließlich dominierten die Hippae die Reproduktion. Und nur noch wenige Hippae durchliefen die Metamorphose zu diesen Kreaturen, den Füchsen. Wie viele Füchse existieren denn?«
»Planetenweit?« Bruder Mainoa schüttelte den Kopf. »Wer weiß? Immer wenn der Große Schrei ertönt, wissen die Füchse, daß sie Nachwuchs bekommen haben. Dann schwärmen sie zu Dutzenden aus und suchen nach dem Neuling – und wenn sie ihn dann gefunden haben, bringen sie ihn in den Wald in Sicherheit. Aber wenn die Hippae ihn zuerst finden, bringen sie ihn sofort um. Und wenn er in einem Wäldchen Zuflucht sucht, ›engagieren‹ sie Menschen, die ihn für sie zur Strecke bringen.«
»Wissen die Hippae denn nicht, daß sie selbst…?« fragte Vater James kopfschüttelnd.
Bruder Mainoa lachte freudlos. »Sie glauben es nicht. Sie glauben nicht, daß sie sich in Füchse verwandeln. Sie weigern sich, es zur Kenntnis zu nehmen. Sie glauben, sie würden sich bis zu ihrem Tod nicht mehr verändern. Viele von ihnen sterben. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als Sie ein Junge waren, Vater? Hätten Sie es damals für möglich gehalten, einmal alt zu werden?«
Sylvan lief unruhig auf dem Steg auf und ab und schaute in den nächtlichen Wald. »Sie müssen uns hassen«, sagte er. »Die ganze Zeit, während sie sich mit Ihnen unterhielten, sagte ich mir, daß sie uns bons hassen müssen.«
»Weil ihr Jagd auf sie macht?« fragte Tony.
»Ja. Weil wir bons Jagd auf sie machen. Weil wir den Hippae bei der Jagd helfen.«
»Ich glaube nicht, daß sie euch das zum Vorwurf machen«, sagte Bruder Mainoa. »Sie machen sich selbst Vorwürfe.« Er dachte kurz darüber nach und relativierte seine Aussage: »Jedenfalls trifft das auf den zu, mit dem ich kommuniziert habe. Ob das für die anderen auch gilt, weiß ich natürlich nicht.«
»Wie nennen Sie ihn denn?« fragte Marjorie. »Mir will partout kein Name für ihn einfallen. Für sie.«
»Erster«, erwiderte Bruder Mainoa. »Ich nenne ihn Erster. Oder Ihn, als ob Er Gott wäre.« Er lachte gequält.
»Mit ihnen hatten Sie sich also unterhalten, als wir auf Opal Hill zusammen zu Mittag gegessen haben«, sagte Vater James. »Mit den Füchsen! Beschäftigen sie sich mit der Frage der Erbsünde?«
Bruder Mainoa seufzte. »Ja. Allerdings habe ich ihnen nicht den eigentlichen Grund genannt. Sie vereinbaren es durchaus mit ihrem Gewissen, die Peepers zu fressen. Das haben sie immer schon gemacht. Wenn alle Peepers die Metamorphose durchliefen, würden sie die Welt überschwemmen, und die Füchse wissen das. Sie fressen sie, so wie große Fische kleine Fische fressen, unbelastet von verwandtschaftlichen Beziehungen. Nein, was sie quält, ist der Genozid an den Arbai. Einige haben von uns das Paradigma von Schuld und Sühne übernommen und wissen nun nichts mit diesem Konzept anzufangen. Das bedrückt sie. Zumindest diejenigen, die sich Gedanken darüber machen. Aber das gilt nicht für alle. Wie bei uns gibt es auch bei ihnen solche und solche. Und wie bei uns gibt es bei ihnen auch Auseinandersetzungen, die manchmal ziemlich heftig sind.«
»Sie fühlen sich schuldig wegen des Gemetzels in der Arbai-Stadt?« fragte Vater James neugierig.
»Nein. Nicht nur wegen dieses Gemetzels. Ich meine den Genozid an den Arbai«, wiederholte Mainoa. »An allen Arbai. Überall. Ich weiß zwar nicht, wie das möglich war, aber die Hippae haben sie alle getötet.«
»Überall?« fragte Marjorie ungläubig. »Auch auf den anderen Welten? Wirklich überall?«
»Wie wir nun überall an der Pest sterben«, überkam Vater James plötzlich die Erkenntnis. »Ich glaube, aus diesem Grund hat Bruder Mainoa uns hierher geführt.«
»Aus diesem Grund«, sagte Bruder Mainoa seufzend. »Weil die Füchse,
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