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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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zittrig watschelte Ducky Johns in ihrem goldenen, zeltartigen Kleid die Straße entlang, und Saint Teresa stakste wie ein Reiher neben ihr her, wobei er mit den langen Beinen und der spitzen Nase wie eine Karikatur dieses Vogels wirkte. Er trug seine obligatorische Kluft: purpurne Pluderhosen und einen Frack aus schuppigem Jermot- Leder,der von Semling importiert worden war. Irgendeine Kreatur auf einem Wüstenplaneten im hintersten Winkel des Universums hatte für diese Kutte ihr Leben gegeben. Sein Kahlkopf schimmerte wie Stahl im blauen Licht des Hafens, und sein Vortrag wurde von einer ausgeprägten Gestik begleitet.
    »Was… was hat das also zu bedeuten?« fragte er. »Das Feuer auf Opal Hill. Es war niemand dort…« Mit den Händen beschrieb er einen Kreis, um die Suche aus der Luft zu veranschaulichen. Dann winkte er resignierend ab.
    »Eine Person«, korrigierte Ducky Johns ihn. »Die Freundin des Botschafters wird vermißt.«
    »Na gut, eine Person. Aber die Hippae haben brennende Grasbüschel durch die Gärten geschleift und alles angezündet. Alles steht in Flammen.« Mit den Fingern imitierte er das Züngeln der Flammen.
    Ducky Johns nickte; die Bewegung setzte sich wellenförmig von den Ohren durch den ganzen Fleischklops fort und kam erst an den Knöcheln zum Stillstand. »Deshalb wollte ich auch mit dir sprechen, Teresa. Die Hippae toben vor Wut. Sie sind völlig außer Kontrolle. Weißt du schon, daß der Botschafter ein paar von ihnen getötet hat?«
    »Ich habe davon gehört. Soweit ich weiß, ist das noch nie vorgekommen.«
    »Richtig. Vor vielen Jahren hat Darenfeld ein Hippae verwundet, und daraufhin brannte auch seine Estancia.«
    »Und ich dachte, es wäre ein Sommerfeuer gewesen. Blitzschlag.«
    »Das ist die Lesart der bons; man hört aber auch anderes. Die bons behaupten, der Blitz hätte dort eingeschlagen; daraufhin legten sie Grasgärten um ihre Anwesen an. Roald Few sagt jedoch, daß der Commons Chronicle die Sache beim Namen nennt. Es waren amoklaufende Hippae.«
    Sein Mund wurde zu einem schmalen Strich; er war besorgter, als er es nach außen hin zeigte. »Nun gut! Mit den bons haben wir nichts zu schaffen. Wenn sie morgen alle geröstet würden, täte das der Sache auch keinen Abbruch, Ducky. Sie halten sich wohl für die Krone der Schöpfung, aber wir wissen es besser.«
    »Oh, es geht nicht nur um die bons. Auch um die Pest. Man hört immer öfter davon.«
    »Hier gibt es keine Pest.«
    »Das ist ja gerade das Sonderbare. Mir ist schon so einiges zu Ohren gekommen. Asmir Tanlig treibt sich in der Gegend herum und stellt Fragen; das gleiche gilt auch für Sebastian Mechanic. Sie ziehen Erkundigungen ein. Wer letzthin erkrankt ist. Wer gestorben ist. Beide arbeiten sie für den Botschafter. Er versucht also etwas in Erfahrung zu bringen. Ich habe mit Roald darüber gesprochen, und er hat sich seinerseits mit einigen Leuten unterhalten. Auch mit Einwohnern von Portside, die mit Fremden in Kontakt kommen. Es hat den Anschein, als ob überall die Pest wütete, nur hier nicht. Allerdings nur inoffiziell. Heiligkeit versucht zwar den Deckel draufzuhalten, aber es spricht sich trotzdem herum.«
    »Und was willst du damit sagen, Ducky?«
    »Ich will damit sagen, wenn dort draußen niemand mehr lebt, machen wir hier keine Geschäfte mehr, du Vogel. Das meine ich damit. Wovon sollen wir dann leben, du und ich? Ganz davon abgesehen, daß es hier dann verdammt einsam wird, wenn der Rest der Menschheit vernichtet ist und die Hippae draußen Amok laufen.«
    »Der Wald ist undurchdringlich für sie.«
    »Das erzählt man uns zumindest. Und selbst wenn es stimmen sollte – überleg doch mal: die ganze Menschheit wäre auf der Fläche von Commons eingeschlossen. Da bekomme ich Platzangst, Teresa, aber wirklich.«
    Sie hatten nun das südliche Ende der Portside Road erreicht, wo sie sich als Feldweg im Weideland verlor. Wie auf Kommando machten sie kehrt und gingen denselben Weg wieder zurück – nur daß es diesmal länger dauerte, weil Ducky selten solche langen Märsche machte.
    Blaue Lampen warfen lumineszierende Lichtbalken auf die glasierte Oberfläche des Raumhafens. Es standen nur zwei Schiffe dort, eine elegante Yacht im Schlagschatten eines Lagerhauses und die Star-Lily, ein großer Frachter von Semling, der gedrungen in einem saphirfarbenen Lichtkegel hockte. Der Frachtraum klaffte wie ein aufgerissenes Maul. Im Lichtkegel bewegte sich etwas, und Ducky legte die Hand auf den Arm ihres

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