Monströse Welten 1: Gras
zumindest einige Füchse, nicht wollen, daß so etwas wieder geschieht. Sie dachten, sie hätten gegen einen solchen Fall vorgesorgt. Fragt mich nicht, wie. Ich weiß es nicht. Irgendwie haben sie geschludert und nicht richtig aufgepaßt. Obwohl es Dinge gibt, die sie mir nicht gesagt haben und vermutlich auch nicht sagen werden, weiß ich zumindest so viel, daß es vielleicht schon zu spät ist.«
»Nein«, sagte Marjorie. »Nein. Es ist nicht zu spät. Damit werde ich mich nicht abfinden.«
Bruder Mainoa zuckte die Achseln. Er wirkte todmüde. Vater James stützte ihn.
»Nein«, wiederholte sie mit fester Stimme. Sie dachte an Stella, die irgendwo dort draußen war, an Tony und an alle, die ihr etwas bedeutet hatten. Ob sie nun ein unbedeutendes, namenloses Virus war oder nicht, sie würde sich nicht damit abfinden. »Wenn ich an etwas glaube, dann daran, daß es nicht zu spät ist.«
15
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Während in der Abtei ein Gleiter bereitgestellt und mit einer Spezialausrüstung bestückt wurde (für ein Mordkommando, sagte der Altere Bruder Fuasoi sich und grinste über diesen Scherz), schwitzte eben dieser Fuasoi in seinem Büro Blut und Wasser bei dem Gedanken, daß die Pläne der Moldies vielleicht schon aufgeflogen waren. Oder daß die Enttarnung kurz bevorstand. Vielleicht wußte man bei Heiligkeit bereits über ihn Bescheid und hatte eine Spezialeinheit losgeschickt. Vielleicht war das Gesundheitsamt auf Semling schon über die Verschwörung der Moldies informiert. Vielleicht hatte Mainoa geplaudert; vielleicht wußte der Botschafter es schon.
Er öffnete die Schreibtischschublade nun schon zum zehnten Mal und suchte nach dem nicht vorhandenen Buch. Mainoas Buch. Wer hatte es entwendet? Dieser vertrottelte Geheiligte? War er es gewesen? Wenn ja, würde Jhamless Heiligkeit informieren. Und von dort Weisungen erhalten. Zum Beispiel eine Botschaft vom Hierarchen, die ihn anwies, das geheime Arsenal zu öffnen und den Planeten für Heiligkeit in Besitz zu nehmen. Eine solche Botschaft.
Nicht daß er von einem geheimen Arsenal in der Abtei gewußt hätte. Es ging zwar das Gerücht um, aber es konnte genausogut falsch sein. Angenommen, die Grünen Brüder rissen die Herrschaft über den Planeten an sich und eliminierten die bons, die Hippae und die Hunde; was wollten sie dann noch mit Gras anfangen?
Sie würden ein Gegenmittel finden, jawohl. Mainoa glaubte anscheinend, daß es hier ein Gegenmittel gab. Sie würden es finden. Es würde nicht mehr lange dauern…
Bisher war Fuasoi der Überzeugung gewesen, er hätte reichlich Zeit, das Virus zu verbreiten. Deshalb hatte er sich auch Zeit gelassen. Nun hatte Jhamless ihn vielleicht schon im Visier, und Hektik überkam ihn. Ja, die Brüder Flumzee, Niayop, Sushlee, Thissayim und Lillamool würden diesen verdammten Mainoa finden und töten – sie würden Mainoa und Lourai töten und alle, die bei ihnen waren. Ja, das würde geschehen. Auf einen Streich. Aber noch etwas mußte umgehend erledigt werden: Die Verbreitung des Virus. Und zwar in Commons. Dort würde es seine Wirkung trefflich entfalten. Dort war die Bevölkerungsdichte nämlich am höchsten. Er hatte Zeit vertrödelt und schlampig gearbeitet. Onkel Shales wäre nicht stolz auf ihn gewesen.
Er nahm eine kleine Tasche vom Schrank, plazierte den Behälter mit den Viren auf der Wäsche und bedeckte ihn mit einer Robe, die für Shoethai bestimmt war. Dann verließ er das Büro und ging durch nach Heu duftende Korridore zum Kiesbett, wo er auf Shoethai stieß, der gerade eine Triebwerksverkleidung montierte.
»Fertig?« fragte der Ältere Bruder. Er trat zurück und musterte den Gleiter mißbilligend. Es handelte sich um die größere Ausführung mit zwei Kabinen; eine große im Bug und eine Privatkabine im Heck, die jeweils über eine separate Luke verfügten. Ein kleinerer Gleiter hätte es auch getan, zumal er schneller gewesen wäre. Aber nun mußte er eben mit diesem vorliebnehmen. »Fertig?« wiederholte er die Frage.
Shoethai schnitt eine Grimasse und gab grinsend eine Klarmeldung. Er wirkte richtig aufgekratzt, was der Ältere Bruder auf die bevorstehende Liquidierung von Mainoa zurückführte. Das war auch richtig so. Die Moldies hatten generell ein Faible für Liquidationen. Je mehr weg waren, desto weniger blieben übrig, so lautete die Devise der Moldies.
»Wo steckt
Weitere Kostenlose Bücher