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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Gott tanzten…
    Er sprach zu ihr. Gab Erklärungen. Er nannte Namen, aber sie sah bloß ein paar Weibchen, die offensichtlich in der Unterzahl waren. Nur ein paar von ihnen waren fruchtbar. Die übrigen hatten sich damit abgefunden. Sie verströmten Melancholie. Resignation. Hoffnungslosigkeit. Die Zukunft entfaltete sich wie eine sterile Blume, deren Blütenkelch fehlte.
    Woher kannten die Füchse Blumen? Es gab überhaupt keine Blumen auf Gras.
    Von dir, sagte Er. Dein Bewußtsein. Es ist alles dort. Ich habe es durchforscht…
    Es war wie ein Wunder. Er kannte sie tatsächlich.
    Wir sind schuldig, sagte Er. Vielleicht wäre es am besten, wenn alle sterben, sinnierte Er. Schuld und Sühne. Vielleicht keine Erbsünde, aber dennoch Sünde. Das Wort dröhnte in ihrem Ohr. Der Klang des Wortes böse. Kollektivschuld. (Sie erinnerte sich an die Unterhaltung mit Vater Sandoval. Offensichtlich hatte Vater Sandoval auch diese Diagnose gestellt.) Die Füchse hatten es geschehen lassen. Nicht sie, aber andere ihrer Art, vor langer Zeit. Sie sah die Bilder: Füchse überall, während die Hippae die Arbai niedermetzelten. Schreie und Blut; dann allenthalben Fassungslosigkeit. Sie hatte es klar vor Augen. Als ob es gestern gewesen wäre. Sie waren schuldig, alle Füchse.
    Postkoitale Depression? Ein Teil von ihr kicherte hysterisch und wurde von einem anderen zurechtgewiesen. Nein. Echte Traurigkeit.
    Es war nicht eure Schuld, sagte sie. Nicht eure Schuld. Sie fröstelte beim Anblick der Bilder. So viel Tod und Leid.
    Weshalb hatte sie das gesagt?
    Weil es die Wahrheit ist, sagte sie sich. Verdammt richtig. Nicht eure Schuld.
    Aber angenommen, einige von uns wären daran beteiligt gewesen. Als wir noch Hippae waren. Einige von uns.
    Es ist nicht eure Schuld, bekräftigte sie. Als ihr Hippae wart, wußtet ihr es nicht besser. Hippae kennen keine Moral. Für Hippae gibt es keine Sünde. Sie sind wie kleine Kinder, die mit Streichhölzern spielen und dabei das Haus anzünden.
    Weitere Bilder erschienen. Aus vergangenen Zeiten. Seinerzeit waren die Hippae kultivierter gewesen. Vor der Mutation. Damals hatten sie nicht getötet. Als die Füchse noch die Eier legten. Das Bild eines Fuchses erschien, der voller Gram den Kopf zwischen die Vorderläufe steckte und einen Buckel machte.
    Reue.
    Sie versuchte, das Haar zu ordnen. Dann müßt ihr zurückgehen, sagte sie. Und die alten Verhältnisse wiederherstellen. Einige von euch sind noch fruchtbar.
    Wenige. Sehr wenige.
    Das ist egal. Vergeudet eure Zeit nicht mit Schuldgefühlen. Löst lieber das Problem! Sie hatte recht. Sie wußte, daß sie recht hatte. Sie hätte es vor Jahren schon wissen müssen, damals in Breedertown.
    Nur hatte sie damals noch nicht den Durchblick gehabt.
    Sie stellte sich die knienden Wesen vor, die gramgebeugten Füchse, während die Hippae tanzten und bellten. Dann verdrängte sie dieses Bild und ersetzte es durch aufrechte Gestalten, mit Klauen wie Säbel, Füchse auf der Pirsch, Füchse, die Eier legten. Besser. Viel besser.
    Diese Radikaltherapie indes lief ins Leere. Darauf sprachen die Füchse nicht mehr an. Sie hatten bereits beschlossen, den Rückzug in die Innerweltlichkeit anzutreten. Sie fühlten sich verantwortlich, ohne sich der Verantwortung jedoch stellen zu wollen.
    Sie weinte, weil sie nicht wußte, ob Er sie nicht gehört oder ihre Ausführungen einfach als unerheblich abgetan hatte. Nach der Veränderung, die mit ihr vorgegangen war, wußte sie, sie hätte sich Gehör verschaffen müssen, aber es waren andere Füchse in der Nähe, und Seine Gedanken schweiften ab.
    Ohne daß sie es bemerkt hätte, war die Nacht hereingebrochen. Sie bewegten sich auf die glühenden Arbai-Leuchtkörper zu. Dann hörte sie das zufriedene Wiehern der Pferde, die auf der Insel weideten. Sie war so müde, daß sie sich nicht mehr auf dem Fuchs halten konnte. Er ging in die Knie, rollte sie ab und verschwand.
    »Marjorie?« Sie schaute in Vater James’ besorgtes Gesicht. »Ist Stella…«
    »Sie lebt«, sagte sie und leckte sich die Lippen. Das Sprechen fiel ihr schwer, als ob sie gewisse Organe für unziemliche Zwecke einsetzen würde. »Sie weiß noch, wie sie heißt. Ich glaube, sie hat uns erkannt. Die anderen sind mit ihr nach Commons gegangen.«
    »Die Füchse haben sie mitgenommen?«
    Sie nickte. »Ein paar. Die anderen sind dann verschwunden, bis auf… bis auf Ihn.«
    »Der Erste?«
    Das war nicht sein richtiger Name. Vergib mir, Vater, denn ich habe

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