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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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gesündigt. Ich habe Ehebruch begangen. Sodomie? Nein. Weder Mensch noch Tier. Was? Mit wem habe ich mich denn da eingelassen?
    »Sie sind sehr lange weggewesen«, sagte er. »Es ist schon nach Mitternacht.«
    »Ich dachte, mit diesem ganzen Gerede über die Sünde wollte Bruder Mainoa sich nur wichtig machen«, platzte sie heraus, wobei sie jedoch das verschwieg, was sie wirklich bedrückte. »Aber das stimmte nicht. Die Füchse sind davon besessen. Entweder wollen sie ihre vermeintliche Schuld durch kollektiven Selbstmord sühnen, oder sie haben schon damit angefangen.« Obwohl es im Grunde kein Selbstmord war, wenn man sich einfach nicht mehr vermehrte. Oder doch?
    Er nickte, half ihr auf und brachte sie in ihr Haus. Dort plumpste sie auf das Bett. »Sie wissen es von ihnen, nicht wahr? Mainoa sagt nämlich das gleiche. Es besteht kein Zweifel, daß die Hippae die Arbai ausgelöscht haben. Und es besteht kaum ein Zweifel, daß die Hippae auch die Menschheit ausrotten wollen. Ich weiß zwar nicht, wie sie das anstellen wollen. Die Füchse verschweigen es uns. Als ob sie nicht wüßten, ob wir es wert seien…«
    »Es ist eine Scharade. Wie das Lösen eines Bilderrätsels. Sie zeigen uns Bilder und vermitteln uns die entsprechenden Emotionen. Ab und zu verraten sie uns auch ein Wort. Obwohl die Kommunikation mit uns schwierig ist, funktioniert sie anscheinend besser als mit den Hippae. Sie und die Hippae senden und empfangen wohl auf unterschiedlichen Frequenzen.«
    In Marjories Augen handelte es sich jedoch nicht mehr nur um Scharaden oder Bilderrätsel. Im Grunde war es eine Sprache. Wenn sie am Ball geblieben wäre und sich nicht im letzten Moment zurückgezogen hätte, wäre es ihr vielleicht geglückt, sie zu decodieren. Wie sollte sie dem Vater das erklären? Vielleicht würde sie mit Mainoa darüber reden. Und nur mit ihm. Morgen vielleicht. »Sie haben sicher recht, Vater. Seit der Mutation haben sie nicht mehr mit den Hippae kommuniziert; ich habe allerdings den Eindruck, daß sie früher, als die Füchse noch die Eier legten, ihre Jungen intensiv angeleitet hatten.«
    »Wann mag das wohl gewesen sein?« fragte er sich.
    »Vor langer Zeit. Noch vor den Arbai. Wann das war? Vor Jahrhunderten? Jahrtausenden?«
    »Jedenfalls zu lange, als daß sie sich noch daran erinnern dürften, und dennoch tun sie es.«
    »Wie würden Sie das bezeichnen, Vater? Emphatische Erinnerung? Kollektivgedächtnis? Telepathische Erinnerung?« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Mein Gott, bin ich müde.«
    »Schlafen Sie. Werden die anderen zurückkommen?«
    »Wenn sie es schaffen. Morgen vielleicht. Die Antworten existieren; wir müssen sie nur abrufen. Morgen – morgen werden wir Licht ins Dunkel bringen.«
    Er nickte; er war ebenso müde wie sie. »Morgen werden wir uns damit befassen, Marjorie. Auf jeden Fall.«
    Er wußte indes überhaupt nicht, in welches Dunkel sie Licht bringen wollte. Zumal er auch nicht wußte, was sie fast getan hätte. Oder im Grunde schon getan hatte. Worum es sich dabei wohl gehandelt hatte? War sie noch rein? Oder hatte sie etwas getan, wofür sie keine Worte fand?
    Sie wußte, daß sie es auch morgen niemandem sagen würde. Vielleicht würde es für immer ihr Geheimnis bleiben.
     
    Am frühen Morgen, als die Sonne sich gerade über den Horizont erhob, wurden Tony und seine Mitreisenden unterhalb des Hafens am Rand des Sumpfwalds abgesetzt. Die Füchse verschwanden zwischen den Bäumen und ließen die Reiter mit der Frage zurück, wie sie ausgesehen und sich angefühlt hatten. »Werdet ihr auf uns warten?« rief Tony und stellte sich vor, wie die Füchse, ein Dutzend vielleicht, hoch oben in den Bäumen warteten.
    Plötzlich krümmte er sich unter Schmerzen. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild eines Fuchses, der dort stand, wo sie sich gerade befanden; die Sonne zog langsam über sie hinweg. Rillibee kniff die Augen zusammen, faßte sich mit einer Hand an den Kopf und hielt Stella im anderen Arm.
    »Ihr wartet hier auf uns«, sagte Tony, wobei er den Blick auf den Wald gerichtet hatte. Die Aufforderung wurde mit einem mentalen Kopfnicken quittiert.
    »Tony, was ist los?« fragte Sylvan.
    »Wenn du sie hören könntest, würdest du nicht fragen«, sagte Rillibee. »Sie halten uns für taub. Deshalb schreien sie.«
    »Weshalb schreien sie dann nicht so laut, daß ich sie auch höre?« fragte Sylvan.
    »Dann würde dem Rest von uns die Sicherungen durchbrennen«, erwiderte Tony

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